Mittwoch, 21. Juni 2023
Ballesterer 180
Rezension
ballesterer
Nr. 180
Juni/Juli 2023
84 S.
„Wenn es voll war, war es fantastisch.“ wissen im Erinnerungs-Interview die 1990er-Jahre-Teamspieler Andi Herzog, Heimo Pfeifenberger und Toni Polster. Dem Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater, seiner Geschichte und der Diskussion um seine Zukunft widmet sich Architekturexperte Raphael Gregorits in der Titelgeschichte. Ein kenntnisreicher und lehrreicher Artikel. „Das Ernst-Happel-Stadion ist keine Ruine. Und das ist ein Problem. Denn es steht in seiner Schönheit und Hässlichkeit solide da. Und wird dennoch nicht geliebt.“ stellt er fest. Als Rapidler habe ich glorreiche und trostlose Stunden darin verbracht. Jedenfalls sind viele Erinnerungen und erinnerte Emotionen damit verbunden. Einen Abriss würde ich daher als Verlust empfinden. Dass Neubau-Stadien heute anders aussehen und zeitgemäßer gestaltet sind, ist klar. Da ich deren Wohl und Wehe und das ganze National-Brimborium generell für belanglos halte, ist für mich persönlich dabei seine Relevanz für ÖFB-Nationalteams kein stichhaltiges Argument. Für jeden anderen Zweck ist es tauglich. Zum spektakulären Scheitern des SK Rapid gibt es beeindruckende Fotos aus dem Block West eines Fanfotografen, die mit einem Essay von Thomas Unger präsentiert werden. Weiters liest man im Heft Interessantes über die im Frühjahr im Wiener Fußballverband gestartete erste Mädchenliga in Österreich – in der ja, wie mittlerweile bekanntgegeben wurde, in der anstehenden Saison Rapid teilnehmen wird – sowie Frauenfußball und über Fanprojekte in Deutschland, Osasuna, über Wels und über Richard Turkowitsch. Die spannende Serie von Christian Dürr über die politischen Hintergründe bei der WM 1978 geht weiter und als kleines Highlight des Hefts liest man von Jiří Herbert Procházka, der im Fußball als Physiotherapeut bei Sigma Olomouc arbeitet und einst von seiner Mutter als wohl einziger Tscheche nach Herbert Prohaska benannt wurde. Richard Walde hat ihn besucht. Nicht abrissgefährdet ist das Stadion im steirischen Frohnleiten, wohin ich das geschätzte Publikum in dieser Ausgabe in meiner Reiseführer-Kolumne begleite.
A4 / 6,50 € / erhältlich im Zeitschriftenhandel
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