Samstag, 10. Dezember 2022
Vis Pesaro – Cesena 1:2 (1:1)
Italien, Serie C, girone B, 18a giornata, 10.12.2022
Stadio Tonino Benelli, 1.716
Ein von Regenschauern geprägtes Spiel auf einem Boden, der in nicht vielen Ligen als spieltauglich eingestuft worden wäre. Aus einem Elfmeter ging Vis Pesaro nach zwanzig Minuten in Führung. Cesena glich aber zehn Minuten darauf aus und gewann die Schlammschlacht mit ihrem zweiten Tor nach einer Stunde Spielzeit.
Der Heimfansektor steht auf der 2017 eröffneten Nuova tribuna Prato, einem Stahlrohrgerüst, das vor die eigentliche Tribüne gestellt wurde. „Spegni il cellulare / vieni in curva a cantare!“ („Schalte dein Handy aus / komm zum Singen in die Kurve!“) hatte man als Botschaft an einer Straße der Stadt angebracht. Die Kurve um Ultras Vis Pesaro und Vecchia Guardia trotzte den widrigen Witterungsverhältnissen.
Das taten auch die 783 Gäste. Da Cesena freundschaftlich mit den Ultras des hiesigen Basketballvereins Victoria Libertas Pesaro Basket verbunden ist, besteht ein respektvolles Verhältnis auch zu Vis Pesaro. So war auch die Hälfte der Haupttribüne für den Gästeanhang offen. Die glücklichen Zuschauerinnen und Zuschauer dort konnten sich über das Dach freuen.
Als sich der Cesena-Tormann beim Elfmeter zum 1:0 geschlagen gebenen musste, brandete aus der Curva Mare aus Cesena sogleich „Scalabrelli vaffanculo“-Rufe auf. Cesena hatte vor wenigen Tagen Cristiano Scalabrelli als neuen Tormanntrainer engagiert. Er hatte 1997 bis 2000 als Tormann für Cesena gespielt. Ihm brandet eine Welle der Ablehnung entgegen. Die Curva Mare schrieb dazu in einer Aussendung: „Scalabrelli per noi è un TRADITORE. Ha fatto parte della squadra che ha riportato il Cesena in C dopo trent’anni e su di lui pesa come un macigno il sospetto di aver scommesso contro quel Cesena“ („Scalabrelli ist ein VERRÄTER für uns. Er war Teil des Teams, das Cesena nach dreißig Jahren wieder in die Serie C gebracht hat, und der Verdacht, gegen diese Cesena-Mannschaft gewettet zu haben, belastet ihn wie ein Felsbrocken“). Gerade angesichts der widrigen Wetterverhältnisse im Dauerregen war der gute Support von Cesena bachtlich. Auch der Haupttribünenanhang wurde eingebunden.
Vis Pesaro wurde 1898 als Vis Sauro Pesaro als allgemeiner Sportverein gegründet. Ab 1906 spielte man auch Fußball. 1926 wurde der Verein in Gruppo Sportivo Vis Pesaro umbenannt, 1932 in Società Sportiva Vis Pesaro und 1940 in Polisportiva Vis Pesaro. Im Krieg wurde die Vereinstätigkeit 1943 eingestellt. Nach der Befreiung begann man 1945 als Società Polisportiva Vis Sauro Pesaro wieder, änderte 1966 den Namen wieder in Società Sportiva Vis Pesaro und 1984 in Vis Pesaro Calcio. 1993 ging der Verein pleite und wurde als Vis Pesaro 1898 wiedergegründet. 2006 folgte die zweite Pleite und man begann als Nuova Vis Pesaro 2006 neu. 2008 fusionierte der Verein mit ASDFC Villa Pesaro und wurde zur ASD Futbol Pesaro 1898, 2009 zur ASD Vis Pesaro 1898, 2010 zur SSD Vis Vesaro 1898 und seit 2018 ist man nunmehr die Vis Pesaro dal 1898 S.r.l.. Konstant blieb über all die Jahre der Name Vis (lateinisch für Kraft) für den Verein aus Pesaro. Mit Ausflügen nach unten ist Vis Pesaro ein typischer Verein der Dritt- und Viertklassigkeit. In der Serie C bzw. Serie C1 spielt man seit 1938/39 derzeit in der 28. Saison.
Das Stadio Tonino Benelli wurde 1927 als Velodrom eröffnet. Die Reste der einstigen Radrennbahn sind noch vor der Haupttribüne und in einer Kurve erhalten und zu sehen. An der Haupttribüne erzählen in einer Ausstellung anlässlich des 120-jährigen Vereinsjubiläums 2018 Tafeln mit schönen Fotos aus der Geschichte seit 1898. Tonino Benelli (eigentlich Antonio Benelli) war ein aus Pesaro stammenden Motorradrennfahrer, der 1937 in einem Straßenverkehrsunfall bei der Kollision mit einem Auto starb.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Pesaro besichtigt.
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