Samstag, 17. Dezember 2022

Ancona – Recanatese 4:0 (2:0)

Italien, Serie C, girone B, 19a giornata, 17.12.2022
Stadio del Conero, 2.330

Es war ein souveräner Sieg der US Ancona gegen die US Recanatese aus dem benachbarten Recanati. Nach fünf Minuten gab es Elfmeter für Ancona. Dieser wurde zwar gehalten, aber clever konnte der Nachschuss zum 1:0 verwertet werden. Nicht ganz so clever war es, als die Nummer 10 seinen Treffer zum 3:0 bejubelte, indem er sein Dress auszog und – es über den Kopf schwenkend – über die Bande zur Haupttribüne lief. Der Schiedsrichter verschaffte ihm einen schnellen Abgang. Denn da er schon Gelb gesehen hatte, erhielt er zum Unmut des Publikums, aber regelkonform, Gelb-Rot. So spielte Ancona die letzte halbe Stunde in Unterzahl, erzielte aber dennoch auch hier noch aus einem schönen Freistoß das 4:0.
Wie bei allen Spielen des Wochenendes gab es vor Beginn eine Schweigeminute in Gedenken an den verstorbenen Siniša Mihajlović.
Am Ende ertönte der Triumphmarsch aus Aida aus den Stadionlautsprechern. Vor dem Spiel war daraus u.a. auch der Schlager Gente di mare zu hören gewesen. Schöner war davon aber die Kurvenversion, als das Lied die letzten Minuten in der Curva Nord langanhaltend u.a. zur Schalparade gesungen wurde.
„Per chi ci ha lasciato, per ogni diffidato, per chi ci crede: Da 15 anni non ha mai mollato!“ („Für die, die uns verlassen haben, für jeden Stadionverbotler, für die, die daran glauben: Seit 15 Jahren nie aufgegeben!“) trug die Curva Nord als Botschaft zu ihrem 15-jährigen Jubiläum auf einem Spruchband im Corteo voran zum Stadion und hängte es dann in der Kurve auf. Die Curva Nord Ancona wurde vor 15 Jahren 2007 in der gegenwärtigen Konstellation als Zusammenschluss von The Warriors, Brigata Ancona und 1905 gegründet. Für die Freunde von Napoli gab es ein Spruchband „Fratelli partenopei tenete duro!“ („Neapolitanische Brüder, haltet durch!“). Eine Borussia Dortmund-Fahne hing an der Kurve. In der Mitte der Curva Nord war das ganze Spiel über ein Gedenken an Rocky, der vor mehreren Jahren früh verstorben war, zu sehen.
24 Gäste begleiteten Recanatese im Auswärtssektor. Abseits von wenigen Leuten standen fast alle davon kompakt zusammen und gaben kein schlechtes Bild dabei ab.
Die US Ancona wurde 1905 gegründet. Wie auch in anderen Hafenstädten kam man über britische Seeleute in Ancona in Kontakt mit Fußball. Die Gründungsgeschichte ist auch mit Pietro Recchi verbunden, der beruflich in Liverpool, dort ein Spiel des Liverpool FC sah und sowohl mit Fußballbegeisterung als auch mit der Farbe Rot heimkam. Ihre ersten Spiele trug die US Ancona gegen britische Seeleute aus. Das älteste dokumentierte Spiel stammt aus dem Jahr 1911, als man gegen eine Mannschaft des Schiffs Britannia spielte. 1922/23 wurde aus dem Verein nach einer Fusion mit Folgore die US Anconitana, dazwischen für die Jahre 1927 bis 1929 nach einer weiteren nach zwei Jahren wieder aufgelösten Fusion mit SEF Stamura die Società Sport Ancona und 1932 nach einer Fusion mit der S.S. Emilio Bianchia die US Anconitana-Bianchi. Beim Wiederbeginn des 1943 aufgrund des Kriegsgeschehens eingestellten Spielbetriebs nach der Befreiung Anconas 1944 löste man die Fusion mit Emilio Bianchi wieder auf und war wieder die US Anconitana. Ab 1958/59 spielte man mit Unterbrechung meist in der Serie C. Der Vereinsname war ab 1983 Ancona Calcio. Die großen Erfolge kamen Anfang der 1990er Jahre. 1992 stieg man erstmals in die Serie A auf, in der sich Ancona 1992/93 aber nur eine Saison halten konnte. Dafür schaffte es Ancona in der Saison 1993/94 als Zweitligist mit Siegen über Giarre, Napoli, Avellino, Veneziamestre und Torino in das Finale der Coppa Italia, wo man sich der großen Sampdoria jener Zeit um Gullit und Mancini mit 0:0 hier und 6:1-Niederlage in Genua geschlagen geben musste. 2003 konnte Ancona zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte in die Serie A aufsteigen, sich darin 2003/04 allerdings abermals nur eine Saison halten. dem Abstieg folgte die Pleite und Vereinsauflösung. Die AC Ancona machte daraufhin in der viertklassigen Serie C2 weiter. Man arbeitere sich wieder in die Serie B hinauf, ging 2010 allerdings erneut pleite. Die Saison 2010/11 begann Ancona dann aufgrund großer finanzieller Probleme gar nur in der Terza Categoria, der untersten Spielklasse. Selbst da scheiterte man aber und wurde aus dem Fußballverband FIGC ausgeschlossen nachdem man viermal nicht zu Spiele angetreten war. Währenddessen hatte bereits im August 2010 die in der Eccellenza spielende, 1948 gegründete S.S. Piano San Lazzaro aus Ancona ihren Namen in SSD US Ancona 1905 geändert und spielte 2010/11 mit durch eine Fanvereinigung namens Sosteniamolancona beschlossener Traditionsweitergabe als US Ancona. Man schaffte wieder Aufstieg und sielte 2016/17 in der drittklassigen Lega Pro, als man nach dem Abstieg 2017 zum dritten Mal pleiteging. Die US Anconitana ASD wurde als Nachfolgeverein gegründet und begann in der siebtklassigen Prima Categoria neu. Nach der Saison in der füntklassigen Eccellenza Marche 2020/21 kaufte der Verein die Spielberechtigung der S.S. Matecilia Calcio 1921 aus der Serie C, benannte sich vorübergehend in der Saison 2021/22 Ancona-Matelia und spielt seither drittklassig in der Serie C. 2022/23 tritt man auch wieder als US Ancona auf und gehört mittlerweile zum Besitz eines Unternehmers aus Malaysia.
Das Stadio del Conero ist nach dem in die Adria ragenden Monte Conero benannt, an dessen Hang die Stadt Ancona liegt. Das weit außerhalb des Stadtzentrums in eine Hügellandschaft eingebettet errichtete Stadion wurde vor ziemlich genau dreißig Jahren, am 6.12.1992 mit dem Spiel der 12. Runde der Serie A 1992/93 gegen Inter (3:0) eröffnet. Es löste das innerstädtische Stadio Dorico als Spielstätte ab. Die volle Kapazität von 23.976 Plätzen wird heute nicht mehr ausgeschöpft. Die Distinti ist stets gesperrt. Bei der Eröffnung 1992 war das Stadion noch nicht ganz fertiggestellt und die Curva Nord noch in Bau. Die Heimkurve musste sich daher anfangs in die Curva Sud stellen, bis die Nord fertiggebaut war.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Ancona besichtigt.

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