Mittwoch, 12. Juni 2019
Einspruch! 22
Rezension
Einspruch!
Nr. 22, Mai 2019
60 S.
Zum zwanzigjährigen Jubiläum brachte die Union '99 Ultrà Salzburg nach 13 Jahren wieder eine Ausgabe ihres von 1999 bis 2006 regelmäßig herausgegebenen Fanzines heraus. Es steht ganz im Zeichen des Geburtstags und beinhaltet daher viel an Rückblick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte Ultrageschichte in Salzburg.
Die Erzählungen beginnen sogar schon vor der Gruppengeschichte, Gründungsmitglied und Capo Storico Keiler beginnt seine Schilderungen im Jahr „15 v. UU“, nach anderer Zeitrechnung also 1984. Er berichtet vom „neunjährigen Lehener Fußballmärchen“ von der Aufstiegssaison aus der Zweiten Division 1988/89 an (bis zum letzten Salzburger Meistertitel 1996/97 wären es zwar nur acht Jahre, aber gut, vielleicht rechne ich das falsch) und von Licht und Schatten: Von wenigen hundert Fans im Lehener Stadion im Abstiegs-Play-off gegen Flavia Solva und einem gerammelt vollen Stadion in den Aufstiegs-Play-off-Spielen gegen den LASK und Sturm Graz in den 1980er Jahren oder vom meisterschaftsentscheidenen Spiel gegen die Wiener Austria vor 40.000 im Happel-Stadion 1992, darunter 10.000 Salzburger Fans (ohne Punkteteilung wäre die Austria Salzburg erstmals Meister geworden, aufgrund der Punkteteilung wurde der FAK erneut Meister) und dem Ost-West-Gefälle bei Auswärtsspielen in den 1990er Jahren: „Während zu den Spielen nach Steyr, Innsbruck oder Linz regelmäßig einige hundert bzw. bei wichtigeren Spielen auch 4-stellige Zahlen an Auswärtsfahrern dabei waren, waren bei den unzähligen Partien in der Ostregion oftmals nur eine Handvoll Fans der Austria vor Ort (mit Rapid, FAK, Wiener Sportclub, Vienna und Admira/Wacker bestand zu jener Zeit fast die halbe Bundesliga aus – mehr oder weniger – Wiener Vereinen).“
Mit Diesel erinnert sich ein weiteres Gründungsmitglied (und Zeichner des Mozartskopfs mit Ultrà-Schal) an die ersten Jahre. Davide spricht im Interview über die ersten Jahre der UU und den Umzug von Lehen nach Wals 2003. Lehen hatte zwar Kultstatus, brachte aber für den Tifo Nachteile: „Durch die Versitzplatzung der Gegengerade und mangels stimmungstauglicher Tribüne hinter den Toren fand die Szene bis zuletzt nicht den idealen Ort, um für eine angebrachte Atmosphäre zu sorgen. Was dazu führte, dass man auswärts zwar regelmäßig starke Auftritte hatte, bei Heimspielen aber deutlich unter den eigenen Möglichkeiten (was Stimmung und Choreos betraf) blieb.“ Er erzählt auch, wie sich der Umbruch der Vereins-Neugründung 2006 auf die Gruppe auswirkte, da führende Köpfe jetzt ihr Engagement in das Überleben des Vereins investierten, und wie er selbst 2017 in den Vorstand kam. „Am Ende geht's ja immer um die Austria – ob ich Ultrà bin oder Obmann-Stellvertreter.“
In Interviews kommen mit Salva und Roly die führenden Köpfe zu Wort. Von den Choreographien der letzten zwei Jahrzehnte erzählen Bergo (hier sei nochmals auf sein Buch verwiesen!) und Motin ebenso wie vom Sede der Gruppe. Rabi berichtet, wie es ist, für den eigenen Verein selbst gespielt zu haben. Weitere Themen sind u.a. die Freundschaften zu Udinese und Barletta, die Wien-Sektion Viennola und diverse Zahlen aus zwanzig Jahren Gruppengeschichte. Es wurden 697 Pflichtspiele supportet, davon 40% vor der Neugründung und mit 410 die meisten an einem Samstag, mit Abstand gefolgt von Mittwoch (74x) als zweitstärkstem Spieltag. Nicht viel zu lesen gibt es über Rivalitäten zu anderen Vereinen oder auch das nicht immer friktionsfreie Verhältnis innerhalb der Salzburger Szene. Interessant ist daher zumindest auch eine geographische Verortung, wie sie im Doppelinterview zweier Brüder zu lesen ist: „Während die TGS zum Beispiel traditionell ein Fanclub mit so gut wie ausschließlich Stadt-Jungs war, kamen wir eigentlich alle aus dem Umland.“
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