Niederlande, Eredivisie, Speelronde 17, 17.12.2016
Twente Stadion, 24.500
Ein Lattentreffer von Twente nach etwas mehr als zwanzig Minuten blieb der einzige Höhepunkt in der ersten Hälfte. Die zweite Halbzeit begann dafür gleich mit einem Paukenschlag, dem 0:1 gleich nach dem Anstoß durch Alkmaar. Jetzt wurde das Match interessant. Twente erzielte zunächst nur ein Abseitstor konnte dann aber doch noch den vielumjubelten Ausgleichstreffer erzielen. Es sah alles nach einem guten Unentschieden aus, das Twente nach dem Heimsieg gegen Ajax vorige Woche wohl auch gern genommen hätte. Aufgrund eines sehr dumm aussehenden Eigentors in der Nachspielzeit jubelten zuletzt allerdings die Gäste.
Zum Einlauf der Mannschaften gibt es hier You'll never walk alone. Erst in der langsamen Version von Gerry & The Pacemakers über die Stadionlautsprecher eingespielt und dann schneller auf der Fantribüne Vak-P („Sektor P“) fertiggesungen. Es gab Trommeln und es wurde das ganze Spiel über supportet, optisch gab es bis auf die Fetzen an der Brüstung aber nichts weiter. Der Auswärtsblock aus Alkmaar im Eck des oberen Rangs auf der gegenüberliegenden Seite ließ ebenfalls etwas von sich hören, wenn auch nicht durchgängig.
Der FC Twente entstand 1965 aus einer Fusion des 1910 gegründeten Sportclub Enschede, niederländischer Meister 1926, mit dem 1906 gegründeten Stadtrivalen Enschedese Boys. Die finanziell begründete und von der Stadt betriebene Fusion war umstritten. Beim Sportclub stimmten 97 Mitglieder dafür und 68 dagegen, bei den Boys 227 dafür und 147 dagegen.
Der Verein ist nach der Region Twente, in der die Stadt Enschede liegt, benannt. Mit Ausnahme der Saison 1983/84 spielte Twente seit 1965 immer in der Eredivisie. Nach dem Meistertitel des Vorgängerklubs Sportclub Enschede konnte Twente 2010 erstmals als neuer Verein Meister werden. 1977, 2001 und 2011 wurde man Cupsieger.
Im UEFA-Cup erreichte Twente 1975 das Finale, verlor aber nach 0:0 im Hinspiel gegen Borussia Mönchengladbach zuhause 1:5 im Rückspiel. Während der Saison 2015/16 wurde Twente vom Verband KNVB mit einer Geldstrafe und mit Lizenzentzug zu Saisonende bestraft, da Verträge mit einer Agentur bekannt geworden waren, an die illegal Anteile an Transferrechten von Spielern verkauft wurden. In der Berufungsverhandlung erhielt Twente dann doch eine Lizenz für 2016/17, allerdings auch eine Geldstrafe von insgesamt 181.000 €.
In der Hochphase der Hooligans in den 1990er Jahren war der Twente-Anhänger Eric Lassche das erste niederländische Todesopfer der Gewalt zwischen Fans.
Jan Vennegoor of Hesselink, der bei Rapid eher ein Missverständnis war, kam hier aus dem Nachwuchs und spielte von 1996 bis 2001 in der Kampfmannschaft. Michael Schimpelsberger spielte hier ab 2008 in der zweiten Mannschaft und kam 2010 zu zwei Kampfmannschafts-Kurzeinsätzen. Erster Trainer von Twente war 1965 bis 1966 der Wiener Friedrich Donnenfeld, der bei der Wiener Hakoah gespielt und ein Jahrzehnt als Legionär in Frankreich verbracht hatte, bevor er in Südamerika und den Niederlanden als Trainer arbeitete. Der Wiener Marko Arnautović spielte hier von 2006 bis 2010, von 2010 bis 2012 tat das auch ein Dosenkicker.
Das Stadion wurde 1998 eröffnet und ist seither nach Sponsoren benannt − zunächst nach dem jahrzehntelangen Vereinssponsor, dem früheren Reiseunternehmen Arke, und derzeit nach einer Brauerei. Bis 2015 war das Stadion im Besitz von Twente. Der Verein musste es aus finanziellen Gründen dann aber an die Stadt abgeben werden und ist seither Mieter. 2008 wurde das Stadion von 13.250 auf 24.000 Plätze ausgebaut, indem der obere Rang auf einer Längsseite und einer Hintertortribüne in L-Form errichtet wurde. 2011 wurde auch die andere Hintertortribüne aufgestockt und die Kapazität des Stadions in nunmehriger C-Form auf heute 30.205 Plätze erhöht. Bei den Bauarbeiten stürzte ein Teil des Dachs ein, tötete zwei Bauarbeiter und verletzte 14 weitere. Ein schlichter Gedenkstein erinnert an die Toten und zwei Stützpfeiler tragen ihre Namen. 2010 wurde eine von Fans finanzierte Statue von Blaise Nkufo, der 2003 bis 2010 erfolgreicher Torschütze und am Meistertitel 2010 beteiligt war, aufgestellt. Daneben steht eine weitere Statue von Sander Boschker.
Vor dem Spiel wurde kurz die Stadt Enschede besichtigt.
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