Mittwoch, 8. März 2023
Nafta Lendava – Olimpija Ljubljana 1:3 (0:3)
Slowenien, Pokal Nogometne zveze Slovenije, Osmina finala, 8.3.2023
Športni park Lendava / Lendvai Sportpark, 1.400
So einseitig das Spiel am Feld war, so ereignisreich war es mit Choreo, Feuerwerk und ein bisserl Randale auf den Rängen. Im slowenischen Cup-Achtelfinale ging der Favorit, der Erstligist Olimpija Ljubljana, (zuletzt 2017/18 Meister und 2021/21 Cupsieger) gleich in Minute 3 in Führung, machte die Verhältnisse klar und ging schließlich mit bequemem Dreitorevorsprung in die Pause. In Minute 83 konnte Nafta den Ehrentreffer erzielen.
Die Gorgone Lendava, 1991 gegründet, zeigten eine Choreographie mit Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen von Lendava. Zrcalce zrcalce na steni povej / katero najlepse mesto v deželi je tejz war dazu auf slowenisch auf Spruchbändern in einem ersten Schritt zu lesen („Spieglein, Spieglein an der Wand, sag, was ist der schönste Ort im Land“). Aufgelöst wurde die Frage mit einem Banner Lendava in der Mitte. Dahinter wurde minutenlang ein prächtiges Feuerwerk in den Abendhimmel geschossen. Ansprechend wurde supportet. Mit dabei waren auch die Freunde aus Zalaegerszeg. Mit Miki nyugodj beleben („Miki, ruhe in Frieden“) gab es auch ein Spruchband in ungarischer Sprache für die verstorbene ZTE-Legende Miklós Lendvai. In Lendava ist man zweisprachig slowenisch und ungarisch.
Am anderen Ende der offenen Längsseitentribüne befand sich der Auswärtssektor um die Green Dragons aus Ljubljana. 18:00 Uhr an einem Werktag am anderen Ende des Landes ist ein ungünstiger Termin für eine Auswärtsfahrt. Dennoch waren sie hier vertreten und unterstützten Olimpija.
Ein paar wenige Ordner und Polizisten waren an den jeweiligen Rändern der Fansektoren postiert. In der zweiten Hälfte gab es zwischen den Sektoren gegen Ende Pöbelein über sie hinweg. Eine Fackel flog aus dem Auswärtssektor Richtung Heimsektor und es rumpelte am Zaun mit den Sicherheitskräften. Die eine oder andere Sitzschale flog durch die Luft. Die schwere Infanterie der Polizei marschierte auf. Olimpija gelang später dennoch ein Überraschungsmoment, als eine Handvoll hinter der Haupttribüne vorbei Richtung Heimsektor kam, wo schnell Bewegung entstand. Auch da ging die Polizei aber dazwischen und es kam zu keinem Kontakt. Nach Spielende gab es auch noch Rennereien am Parkplatz mit unklarem Auslöser, weil da der Gästeanhang eigentlich schon weg gewesen sein müsste.
Der NK Nafta 1903 wurde 1903 noch zu Zeiten der Habsburgermonarchie, als die Stadt in der ungarischen Reichshälfte lag, als Lendvai Football Egyesület gegründet. Ungarische Bezeichnungen waren damals verpflichtend. Nach 1918 wurde daraus im jugoslawischen Staat in slowenischer Sprache der NK Lendava und dann der SK Lendava. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch den Überfall der deutschen Wehrmacht 1941 wurde die Landschaft für die Kriegszeit an den Hitler-Verbündeten Ungarn angegliedert und man spielte bis zur Befreiung 1945 im ungarischen Ligensystem. 1946 wurde der Verein nach dem hiesigen, 1945 gebildeten Industriekonzern Nafta benannt. Größter Erfolg im jugoslawischen Fußball war die Erstligasaison 1946/47. Mit der slowenischen Unabhängigkeit 1991 wurde Nafta Lendava wieder erstklassig. 1991/92 und 1992/93 sowie 2005/06 bis 2011/12 spielte man in der 1. SNL. Nach dem Abstieg 2012 ging der Verein NK Nafta Lendava in Konkurs. Als de facto Nachfolgeverein wurde der heutige NK Nafta 1903 gegründet und begann in der regionalen vierten Liga neu. Rechtlich und in den Annalen des Fußballverbands sind es aber zwei verschiedene Vereine. Seit 2017/18 spielt man wieder in der zweiten Liga. 2019/20 erreichte der NK Nafta das Cupfinale, wo man auf den großen Derbyrivalen Mura traf. Unter Pandemiebedingungen vor nur 200 Zuschauerinnen und Zuschauern ging es 0:2 verloren. Der ungarische Staat stellt dem Verein im Rahmen seiner Auslandsaktivitäten finanzielle Mittel zur Verfügung, die aber großteils in den Nachwuchs und nicht in die Kampfmannschaft fließen. Um mehrere Millionen Euro wird aber damit z.B. eine Akademie mit Trainingsplätzen und Internat errichtet.
Das Stadion Športni park Lendava (slowenisch) bzw. Lendvai Sportpark (ungarisch) wurde 2006 anstelle eines Sportplatzes mit kleiner Tribüne für 400 Leute komplett neu errichtet. Die Haupttribüne bietet 1.250 überdachte Plätze. Die niedrigere offene Tribüne gegenüber hat 750 Plätze. In der Erstligazeit gab es auch Tribünen hinter den Toren.
Vor dem Spiel wurde der Ort Lendava besichtigt.
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