Mittwoch, 8. März 2023

Kreuzfahrt 12/13





Rezension

Kreuzfahrt
12/13
März 2022
140 S. + 104 S.




In „präpandemisches Zeitalter“ (Ausgabe 12) und „pandemisches Zeitalter“ (Ausgabe 13) ist die im März 2022 in zwei Hefte erschienene Doppelnummer der Kreuzfahrt aufgeteilt. Dies ist ein Groundhopping-Fanzine aus den Reihen der BSG Chemie Leipzig inklusive eines Autors der SG Eintracht Frankfurt. Es geht rein um das Hopping und die Reiseerlebnisberichte dazu, die Spiele des eigenen Vereins sind nicht berücksichtigt und Rezensionen anderer Hefte gibt es auch nicht.

Ausgabe 12 beginnt mit einer Balkanreise im Juli 2019 und reicht bis in den Februar 2020, als bei Spielbesuchen in Italien das Corona-Thema schon alles durcheinanderwirbelte. Schwungvoll ist auch der Schreibstil der Autoren, der das Erleben in den Vordergrund der Berichterstattung rückt, wortreich und lebendig erzählt. Man wird beim Lesen richtig mithineingezogen. Auf Seite 6 musste ich das Handy in die Hand nehmen und Vokabel googlen, als ich las, jemand habe „soeben nen Rooftop fertig gemullert“. Rooftop? Mullert? Ein unbekanntes Wort überlese ich öfters, aber gleich zwei hintereinander führten dann doch zum Wunsch nach Verständnis. Google beantwortete meine Fragen damit, dass Rooftop ein etwas auf einem Dach ist und mullern Graffiti malen bedeutet. Wieder was gelernt. An Spielen, bei denen ich auch zugegegen war, gab es im Heft nur Slovan Bratislava vs. PAOK. Mit Ausnahme von Marokko gibt es keine exotischen Reisen sondern Ziele auch aus meinem europäischen Groundhoppingradius, sodass ich die damit einen persönlichen Gebrauchswert für mich habenden Berichte mit dementsprechendem Interesse zu für mich verwertbaren Erfahrungswerten las. Viel Italien ist immer gut. Auffällig sind die kreativen Titel für Tour-Berichte wie z.B. „Ingwer, Pizza und Aperol als Lebenselixier“.

Ausgabe 13 hat am Titelblatt das ins Negative gedrehte Titelbild von Ausgabe 12. Daher steht da trotz Nummer 13 auch #12 am Segel drauf. Wir befinden uns nunmehr im „pandemischen Zeitalter“ und wie es nicht anders sein könnte beginnen die Berichte daher im Juni 2020 in Tschechien, wohin sich Fußballreiseinteressierte aus nah und fern damals aufmachten. So selbstverständlich auch ich. „Endlich wieder“ ist das Schlüsselwort des ersten Berichts. Die zu hunderten von Deutschen besuchten Regionen konnte ich damals mit geographischem Schwerpunkt auf Mähren gut vermeiden. Hier im Heft war man mittendrin und dabei. „Natürlich ist das in gewisser Weise ätzend, weil Deutsche immer ätzend sind, Hopper eh. Aber wer bin ich, als jemand, der nach drei Monaten fußballerischem Shutdown selbst sehnsüchtig nach Tschechien aufgebrochen ist, andere genau dafür zu kritisieren?“ Ein Fußballspiel, bei dem ich auch gewesen wäre, gab es in diesem Heft nicht. Für Exotik sorgten Spielberichte aus anderen Sportarten. Am Heftende sind historische Berichte aus den Jahren 2011 und 2012 in Gedenken an einen 2020 verstorbenen Autor abgedruckt. Höhepunkt des Hefts ist das Kapitel „Berufspendler in die Schweiz“. In unglaublichem Pendeln zwischen Frankfurt und der Schweiz besuchte der Autor jenes Land Ende Juli 2020 zu mehreren Spielen, nachdem dort wieder 1.000 Leute in den Stadien erlaubt wurden. Allein das systematische Halbzeithoppen wäre mir selbst zu viel des Guten, auch wenn ich auch nicht immer nur die komplette Dauer von Spielen gesehen habe. Aber das kann, darf und soll ja jede und jeder halten, wie sie oder er will. Es war jedenfalls so kurzweilig und gut geschrieben, dass ich das gerne weiter lese.


A5-Format / 2x 2,50 € / erhältlich auf persönliche Bestellung und im Alfred-Kunze-Sportpark

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen