Samstag, 11. März 2023

Schalke 04 – Borussia Dortmund 2:2 (0:1)

Deutschland, Bundesliga, 24. Spieltag, 11.3.2023
Arena Auf Schalke, 61.571

Hoch her ging es im 160. (Pflichtspiel-)Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Die sportliche Favoritenrolle lag bei den Gästen. Aber wie das in einem Derby eben so ist, muss das hier nicht ausschlaggebend sein. Die Dortmunder gingen zweimal in Führung, aber die im Tabellenkeller steckenden Schalker konnten zweimal ausgleichen und feierten das erkämpfte Remis fast wie einen Sieg. Dazu besangen sie freudig den damit erreichten Rückschlag für die BVB-Meistertitelambitionen.
Für jene, die den deutschen Fußball verfolgen, mag es Alltag sein. Wenn man so wie ich das Geschehen in Deutschland nur am Rande beachtet, hie und da Bilder sieht und alle paar Monate davon in Heften liest, ist es dann bei meinen seltenen Besuchen vor Ort doch immer beeindruckend, welche Massen sich hier bewegen. Das war auch hier der prägendste Eindruck. Das ist schlicht und einfach imposant, so viele Leute um ein Stadion herumwuseln und drin singen, hüpfen, supporten zu sehen.
Zwanzig Minuten vor Spielbeginn wurde in der Nordkurve ein Spruchband „Heute tabula rasa“ samt einem Bild des Innenministers des Bundeslands Nordrhein-Westfalens mit einem blauen Auge gezeigt. Drei Wochen zuvor hatte es einen Überfall einer größeren Anzahl aus BVB und Freunden auf die Busabfahrt der Schalker Ultras gegeben. Dem folgten zahlreiche polizeiliche Hausdurchsuchungen sowohl bei den Ultras Gelsenkirchen als auch in Privatwohnungen. Mit dem gesamten polizeilichen Arsenal wie Wohnungstür-Sprengungen in der Nacht bzw. früh am Morgen und vermummten, schwer bewaffneten Sturmtruppen mit Kampfhunden. „Ich finde es riesig, dass wir in diesem Bereich der Hooligan-Szene jetzt mal Tabula rasa gemacht haben.“ hatte der Innenminister den Medien freudig verkündet
Zu Spielbeginn war in der Nordkurve „Unsere Kurve ist euer Verderben“ zu lesen. Dahinter blinkte es feurig und schließlich stieg eine blaue Wand aus Rauch auf. Zu sehen waren bei den Ultras Gelsenkirchen die Ultras Nürnberg und Freunde aus der Curva Sud Siberiano der Salernitana, und die Komiti (Комити) von Vardar Skopje. Immer wieder einmal leuchteten Fackeln auf, auch abseits drüben im Ecksektor der Hugos, und man hatte auch in Spruchbändern dem Gegenüber etwas zu sagen.
Im Auswärtssektor leuchtete es zu Spielbeginn feurig rot. Die über die Ränge verteilten 5.700 Gäste machten auch ordentlich Stimmung.
Es war kein Derby choreographischer Höhepunkte, aber laut und stimmungsvoll.
Der FC Schalke 04, im vollen Wortlaut Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V., wurde 1904 im vom Bergbau (Zeche Consolidation) geprägten Gelsenkirchener Stadtteil Schalke als Westfalia Schalke gegründet. 1912 trat Westfalia Schalke dem Schalker Turnverein 1877 als Fußballabteilung bei, 1919 wurde aus dem Verein der Turn- und Sportverein Schalke 1877, doch im Zuge der allgemeinen Trennung von Turn- von Sportvereinen in Deutschland 1924 wurden die Fußballer als FC Schalke 04 wieder selbständig. Die größten Erfolge sind sieben deutsche Meistertitel 1933/34, 1934/35, 1936/37, 1938/39, 1939/40, 1941/42 und 1957/58, fünf Pokalsiege (zuletzt 2011 gegen den MSV Duisburg) und der Europacupsieg im UEFA-Cup 1996/97. Nachdem Schalke 2018/29 noch Champions League gespielt hatte, stieg man 2021 zum insgesamt vierten Mal und ersten Mal seit 1990 wieder in die 2. Bundesliga ab, schaffte 2021/22 aber den Wiederaufstieg.
Mit Rapid verbindet Schalke 04 vor allem das Meisterschaftsfinale 1941. Dazu gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Freundschaftsspiele, zuletzt im Dezember 2022. Mehrere Rapidler haben auch eine Schalke-Geschichte. Teils in geringem Ausmaß wie der letzte Schalker Meistertrainer von 1958, der Wiener Edi Frühwirth, der 1927/28 ein Spiel für Rapid absolvierte. Aktuell ist hier der ehemalige Rapidspieler Leo Greiml, der sich 2022 hurtig aus Hütteldorf verabschiedete, erfolglos unter Vertrag und wärmte auch an diesem Abend nur die Bank.
Die Arena Auf Schalke wurde 2001 als eines der frühen Stadien dieses neuen Typs in unmittelbarer Nähe zum alten Parkstadion eröffnet. Die Kapazität beträgt 62.271 Plätze mit Stehplätzen und 54.740 als reines Sitzplatzstadion. Das Dach kann geschlossen und das Stadion somit zu einer Halle umfunktioniert werden. Für Hallennutzung kann der Rasen auch wie im zuvor eröffneten Stadion in Arnheim auf Schienen aus dem Stadion hinausgefahren werden. Die Arena Auf Schalke ist je nach Sichtweise ein Stadion mit verschließbarem Dach oder eine Halle mit zu öffnendem Dach.
Der Kohlebergbau prägte Schalke 04 und seinen Anhang jahrzehntelang, woraus auch die Bezeichnung „die Knappen“ kommt (von Bergknappen). Vor dem Einlauf der Mannschaften wurde auch an diesem Abend das deutsche Bergmannslied „Steigerlied“ gespielt. Das Schalke04-Wappen zeigt S04 in einem G, das für Gelsenkirchen steht. Der aus dem G ausgesparte blaue Teil zeigt aber auch einen Bergwerkshammer (Schlegel). Ruhrpott.

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