Samstag, 4. März 2023

Pardubice – Baník Ostrava 1:1 (1:1)

Tschechien, 1. liga, 22. kolo, 4.3.2023
Stadion Arnošta Košťála, 4.527

Im neuen Stadion blieb der FK Pardubice weiter ungeschlagen. Es hätte sogar noch mehr als ein Punkt sein können, denn bereits in der dritten Minute fiel das 1:0. Vom Elfmeterpunkt glich allerdings Baník Ostrava nach einer weiteren halben Stunde aus. Der Elfmetertorschütze jubelte nicht – er hatte letzte Saison noch in Pardubice gespielt. Jubel über das Resultat gab es nach Schlusspfiff im Gästesektor auch noch, wenngleich Baník Ostrava im Versuch das Abstiegs-Playoff zu vermeiden jeden Punkt braucht. Der aus Ostrava stammende Matěj Helešic, der seit dieser Saison in Pardubice spielt, ging nach Schlusspfiff klatschend zum Gästesektor, erhielt dort aber unfreundliche Worte und eine Bierdusche. Er ist ein ehemaliger Baník-Spieler, der die letzten drei Saisonen aber beim Rivalen SFC Opava verbracht hat.
Etwa zehn Minuten nach Spielbeginn gab es in beiden Seiten Choreographien zu sehen. Der heutige FK Pardubice entstand zwar erst 2008 aus einer Fusion, es gibt aber eine umfangreiche Pardubitzer Fußballgeschichte davor. Die Choreographie im Sektor der 2013 gebildeten Ultras Pardubice galt der Fußballtradition („fotbalová tradice“) des Sportovní Klub Pardubice von 1899. Die hiesigen Hooligans der Pardubická Omladina sind mit den BHS von den Bohemians freundschaftlich verbunden, was auch am Zaunbehang zu sehen war. Auffällig war das Maskottchen, das sich mehrmals vorne im Fanblock aufhielt.
Gleichzeitig mit der Heimchoreo zeigten die Chachaři im Gästesektor eine Blockfahne mit der Aufschrift „zkolaudváno“ („genehmigt“) und einem stilisierten Stempel „stavební úřad“ („Baubehörde“) in der Mitte. Danach gab es ordentlich Pyro. Die Choreographie hatte eine Vorgeschichte. Unter der Woche berichteten die Chachaři, dass verlangt worden war, ein Foto der fertigen Choreographie vorab nach Pardubice zu schicken sowie das Choreographiematerial am Stadioneinlass dann auszupacken und in einem Depot abzugeben, aus dem es in der zweiten Hälfte unter nicht genau definierten Umständen herausgegeben werden würde. Es wurde mit Unterstützung der Fanszene von Pardubice verhandelt und schließlich wurde doch ein normaler Umgang zugesagt. Im Zaunbehang war auch ein Fetzen des Baník-Anhangs aus Pardubice, inklusive politischer Festlegung darauf. Die Freunde GKS Katowice und Spartak Trnava wurden besungen. Mitsamt den Leuten im Nebensektor waren es 576 Gäste.
Das vormalige Letní stadion in der Stadt Pardubice ist seit 2021 umgebaut und 2023 neu eröffnet worden. Als Stadionname hat man Stadion Arnošta Košťála festgelegt, nach einem verdienten Mäzen und Funktionär des SK Pardubice, der als Widerstandskämpfer gegen die Nazis 1942 von den deutschen Besatzern hingerichtet worden war. Schließlich wurde dann aber doch ein Sponsorname stattdessen daraus. 1931 wurde die Anlage für die tschechoslowakische Ausstellung für Turnen und Sport Vytváření Výstava tělesné výchovy a sportu zu einem Stadion mit Radrennbahn und 15.000 Plätzen mit dem Namen Masarykův všesportovní stadion ausgebaut. Erstligafußball gab es hier schon 1937/38 bis 1945/46 vom SK Pardubice, der dann in verschiedenen Umbenennungen und 1960 endgültig in einer Fusion verschwand. Auch andere Fußballvereine aus der Stadt spielten hier immer wieder. Vor dem Umbau habe ich das Stadion 2014 leer besichtigt. Der 2008 aus der Fusion dreier Vereine gebildete FK Pardubice spielte damals im Stadion Pod Vinici. Weder diese Anlage noch das alte Letní stadion mit seinen historischen Tribünen entsprachen den Anforderungen nach dem Pardubitzer Erstligaaufstieg 2020. Daher spielte man zweieinhalb Saisonen im Stadion Ďolíček in Prag, bis zur Frühjahrssaison 2023 das umgebaute neue Stadion eröffnet werden konnte. Die Anlage des Letní stadion bot Platz genug für einen Neubau. Allerdngs war der Denkmalschutz zu berücksichtigen. Die überdachte Haupttribüne wurde vollständig renoviert, wobei eigentlich nur die Kubatur erhalten blieb. Aus der einrangigen Tribüne machte man zwei Ränge mit einem VIP-Bereich. Um das Spielfeld herum wurden abseits davon neue Tribünen gebaut. Die Längsseite ist dabei zweigeteilt, um den Blick von der Haupttribüne auf die alte Tribüne freizulassen. Sie ist nicht renoviert und steht als Denkmal hinter den neuen Tribünen. Eine Ausstellung informiert über die Stadiongeschichte. Das neue Stadion hat eine Kapazität von 4.600 Plätzen. Abseits der VIP-Plätze war es erwartungsgemäß ausverkauft

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