Freitag, 23. April 2021
1899fm – Folgen 50 und 51
Rezension
Heinz Deutsch
1899fm
Rapidfunk
1899fm.net
Didi Kühbauer ist zu seinem 50. Geburtstag zu Gast in der 50. Folge des Podcasts 1899fm von Heinz Deutsch. 50 Minuten dauert sie nicht, sondern stolze 105 Minuten. „Mein Traum war immer bei Rapid zu spielen.“ erzählt Kühbauer zu seinen Anfängen als Spieler. „92 habe ich es geschafft, zu dem Klub zu kommen, wo ich eigentlich von Kind an Anhänger bin.“ Aufgrund der damaligen Schwierigkeiten im Verein wären die ersten Jahre „brutal“, die Umstände „dramatisch“ gewesen. Dies habe ihn aber nicht beeindruckt, da er bei seinem „Herzensklub“ war. Zur erfolgreichen Zeit unter Dokupil sagt er, dass dieser die Mannschaft nicht geformt habe sondern sie „lassen“ habe und es geschafft hat, dass es eine Einheit und Kameradschaft gegeben hat. Mitgenommen für seine Trainertätigkeit habe er, Spieler so zu lassen wie sie sind und wo sie im Platz helfen können.
Zu Unterschieden zwischen den 1990er Jahren und der Gegenwart sagt Kühbauer: „Der Umgang früher war sehr rauh, sehr direkt.“ Als Trainer könne er heute nicht so agieren. Heutige Spieler seien sehr darauf bedacht, nichts falsches zu sagen. Themen des Gesprächs sind natürlich auch das Europacupfinale und die Champions League 1996.
Zum weiteren Verlauf seiner Spielerkarriere berichtet Kühbauer, dass er bei Real Sociedad die Stadt genossen und guten Fisch gegessen habe. In der Mannschaft seien die ausländischen Spieler immer beinander gewesen und man habe nie einen Draht zu den einheimischen Spielern gehabt. Fußballerisch und körperlich habe er im technischen Fußball in Spanien keine Probleme gehabt. Zu den Fans bemerkt er: „Es ist ein anderes Publikum als bei Rapid. Bei einer schönen Aktion klatschen sie. Bei einer Verlagerung klatschen sie. Sie haben das eher so gesehen als Nachmittagsgestaltung.“
In Wolfsburg erlebte er wiederum eine andere Kultur, und zwar auf dem Platz „Die deutsche Bundesliga ist komplett anders als Spanien. Da ist Arbeit angesagt.“ Wolfsburg wäre ein Dorf gewesen, obwohl es 100.000 Leute waren. Fußballerisch war es aber eine gute Adresse. Zu seinem Gang von Wolfsburg in die Zweite Division zurück nach Mattersburg sagt Kühbauer, dass es „fußballerisch natürlich ein Rückschritt“ gewesen sei. Bei Rapid wäre es zwar „noch schöner gewesen, muss ich sagen,“ aber er habe eben diesen Schritt gemacht und er dürfe ihn nicht bereuen.
Zu seiner Trainertätigkeit hält Kühbauer fest, dass er lernfähig sei und aus seinen Stationen gelernt habe. Bei Rapid zu arbeiten sei „das größte in Österreich.“ Bemerkenswert ist, dass er betont, für einen Trainer sei es wichtig Ruhe zu bewahren und die Mannschaft auch nach Misserfolgen nicht weiter hinunterzuziehen. Er sei ein Trainer, der versuche, Spieler besser zu machen. Das gehe nicht nur mit Emotion. Das größte Problem bei der Übernahme als Rapid-Trainer 2018 sei gewesen, dass die Mannschaft keine Mannschaft war. Es wären Egoisten dabei gewesen. Ärgerlich sei, dass Rapid in den Spielen gegen Red Bull nicht das zeige, was sie können. Da hat er recht. Eine klare Meinung hat Kühbauer zur Ligareform: „Ich halte den Halbierungsmodus für überhaupt nicht gut.“ stellt Kühbauer klar. Denn: „Es ist ein riesiger Unterschied, wenn eine Mannschaft im Europacupeinsatz tätig ist und du hast nur 22 Runden und bist eigentlich immer in englischen Wochen. [...] In 22 Runden kann es passieren, dass du einmal ein Loch drinnen hast, und dann bist du hinten nach. [...] Dass die Leute mehr Spannung haben: Wunderbar. Aber es geht, glaube ich, schon noch um die Menschen, die diesen Sport ausüben.“
Um Bonmots ist Kühbauer nicht verlegen. Sein erstes Nationalmannschaftstraining unter Ernst Happel in Anif wäre wie eine „Söldnerausbildung“ gewesen. Zu seiner Schiedsrichterkritik an falschen Entscheidungen steht er. Es ärgert ihn vor allem Theatralik bei gefoulten Spielern. Weitere Themen sind u.a. Musik und die Bücher, die er derzeit liest. E-Books habe er probiert, aber er steige wieder um. „Ein Buch in der Hand zu halten ist etwas anderes als ein Kindle.“ Auch hier hat Kühbauer völlig recht.
Mit Gerry Willfurth erzählt in den 70 Minuten der Folge 51 ein Spieler der erfolgreichen Mannschaft der 1980er Jahre und gegenwärtiges Präsidiumsmitglied aus seiner Karriere und von seiner jetzigen Tätigkeit. Interessant ist seine schnelle Karriere in der Jugend. Willfurth erzählt, dass er erst mit zwölf Jahren bei einem Verein (ASK Bad Fischau-Brunn) zu spielen begann, mit fast 18 Jahren von dort aus der Unterliga Süd-Südost zu Rapid wechselte und nach einem Jahr U21 seinen ersten Profivertrag bekam. Willfurth führt aus, dass die Rapid der 1980er Jahre unter Otto Barić modern gespielt habe. Am Beispiel von Mittelfeldspieler Petar Bručić: „Heute sagt man Abkippen dazu, wenn man sich die Bälle holt von hinten von den zwei Innenverteidigern. Er hat das damals schon gespielt. Er hat gewusst, wenn man den Ball weiterverteilen will, muss man ihn dort holen und man muss ihn dort anspielen können.“
Themen des Gesprächs sind u.a. die Meistertitel oder die Europacupfinalsaison 1984/85. Ende der Achtziger Jahre habe er das Zerfallen der Mannschaft erlebt und wollte als schon relativ älterer Spieler eine neue Herausforderung. Er sei dann Heribert Weber zu Austria Salzburg gefolgt und habe die Anfänge des Aufstiegs dieser Mannschaft mitgemacht. Mit 31 Jahren habe er seine Profikarriere beendet und sei „komplett ins Nachtleben eingestiegen“, da er bereits mit seinem Bruder ein Lokal in Wiener Neustadt besessen hatte und sich die Möglichkeit zur Eröffnung eines weiteren Lokals aufgetan habe. In der Regionalliga habe er weiter gespielt, u.a. in Kottingbrunn, auch beim ÖFB-Cup-Ausscheiden Rapids dort 1996 (drei Tage nach dem Champions-League-Spiel bei Manchester United). „Da habe ich sogar ein Tor geschossen.“ erinnert Willfurth. „Als Verbindungsglied zwischen der sportlichen Seite und dem Präsidium“ beschreibt er seine Tätigkeit im Rapid-Präsidium. „Dass man dem Präsidium oft erklärt, warum macht wer was.“
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen