Mittwoch, 1. Juli 2020
Faszination PL, 7
Rezension
Faszination PL
Nr. 7, April 2020
104 S.
Siemianowiczanka Siemianowice. Mit einer schönen Zungenbrecher-Destination startet die siebte Ausgabe des Polenhopping-Hefts Faszination PL. Die Reiseberichte lassen einen an Fußballspielbesuchen in Polen von August 2018 bis März 2020 teilhaben. Für mich selbst gehört es zum Schönsten an der Groundhoppingleidenschaft, zwischen den Ligen und Ländern, Stadien und Sportplätzen zu wechseln. Genauso gern sehe ich Unterhausspiele irgendwo in einem niederösterreichischen Dorf am Land wie Spiele in größeren Stadien und beides habe ich im wechselnden Wochenendrhythmus gern. Hier fährt man Wochenende für Wochenende des Fußballjahrs quer durch Polen und besucht dort Spiele. Daher schwimmt man wie ein Fisch im Wasser und das spürt man im Heft bei jedem Satz. Der Gegensatz zu meinem Manko dieses Land betreffend ist hier die große Expertise – Sebastian weiß, welche Wege es wert sind, sich etwa 13½ Stunden in einen Bus von Berlin nach Suwałki zu setzen, um sich Wigry Suwałki gegen Stomil Olsytyn anzuschauen, und nach einem vergleichsweise gemütlicheren Reisewochenende dazwischen sich zwei Wochen später für die Begegnung von Sparta Augustów und Warmia Grajewo wieder 12½ Stunden in den Bus nach Augustów zu setzen.
„Die Sektoren füllten sich mit 1.800 Zuschauern. Vermutlich Rekordkulisse in Sandomierz. 500 mal Korona sammelte sich neben dem eigentlichen Gästesektor, abgesichert von einer Kette gepanzerter Ordner, in gelben und roten Regencapes. Die Kehlen rangen nach Luft, die Brustkörbe plusterten sich auf: ‚Jeeeeesteeeesmy zawsze tam …‘ knallte es in einer selten gehörten Lautstärke. Absoluter Wahnsinn. Die ersten Minuten Koronas Unterstützung Gänsehaut pur.“ lautet eine Textstelle des Spielberichts von Wisła Sandomierz gegen Korona Kielce im Oktober 2018, die einen Teil des Grunds der Fahrten anschaulich bescheibt. Im selben Bericht findet sich auch gleich eine Schilderung des anderen Teils: „Leute übersprangen den Zaun, die Ordner gaben noch ihr bestes die Situation möglichst zu entschärfen, was anfangs auch zu funktionieren schien. Korona ließ sich da aber nicht zwei mal bitten als Wisła mit einigen wenigen noch hinter den Ordnern auf der Laufbahn ihr Ding versuchte. Die Koroniarzy stürmten nun selbst hinaus, wurden aber direkt in schwere Kämpfe mit dem Ordnungsdienst verwickelt. Sitzschalen segelten durch die Luft, Fackeln brannten. Undurchsichtige Situation.“
Schön ist es, an Freuden teilhaben zu können. Wenn man etwa von sichtlicher Begeisterung liest: „Die blaue Mauritius der Fanszenen, die wieder mal so schwer abzuhaken ist, mit der ich ja nicht mal gerechnet hätte, diese überhaupt einmal zu erwischen. ŁTS Łabędy, ein kleiner Stadtteilverein aus dem Norden Gleiwitz', Fanclub von Górnik Zabrze. Ewig lange hab ich im Netz nach was Sinnhaften für diesen Mittwoch gesucht. Lange hats gedauert, aber die Info, dass ŁTS, respektiv die Torcida Gliwice, mobil machte und auch interne Erkundigungen mir einen lohnenswerten Besuch versprachen, ließen keine Zweifel über, dass die Segel Richtung Łabędy gesetzt werden mussten!“
Auch in Polen rollt die Abrisswelle. So findet sich ein Bericht vom Stadionabschiedsspiel bei Pogoń Szczecin und es stimmt betrübt, wenn man von den Demolierungen liest wie bei Sarmacja Będzin oder insbesondere bei Polonia Bytom. Eine gute Sache ist die Landkarte mit den eingezeichneten Orten der Berichterstattung am Heftende.
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