Mittwoch, 24. Juni 2020

Polska Kibolska, 4




Rezension


Polska Kibolska
Nr. 4 (2020)
92 S.










Nach im Vorwort nachvollziehbar begründetem etwas längerem Zeitraum seit dem dritten Heft bietet die vierte Ausgabe des ganz Polen gewidmeten Fanzine von Mirko Otto wieder eine Fülle an Geschichten und Informationen aus diesem Land.

Staunen lässt eine aus dem polnischen Fachmagazin To My Kibice übersetzte detaillierte Bewertung der Top-80 polnischer Fanszenen in der Saison 2018/19 samt Auflistung von Auswärtsfahrzahlen und Einteilung gemäß Leistung in vier Ligenkategorien. Eine Informationsvielfalt, hinter der ein unfassbarer Berg an Arbeit gesteckt sein muss. Als Leser gewinnt man viele Informationen über den Stand der Szenen.

Schon mehr als Staunen lassen einen immer Schilderungen aus Krakau. Auch hier gibt es wieder Einblicke in angesichts der Vereinskrise von Wisła Kraków 2018/19 hohe Wellen schlagende Vorgänge um die Wisła Sharks Hooligans. Ebenso konsternierte Eindrücke lassen eingesetzte Technik der Psycho Fans von Ruch Chorzów zurück. „Sie hatten ihren eigenen Informationsdienst, kannten die Adressen sämtlicher Szenechefs in der Region und montierten diesen heimlich GPS-Geräte an ihre Fahrzeuge. [...] In Orzegów, einer Ortschaft zwischen Bytom und Ruda Śląska, kommt ihnen zufällig ein Audi mit Gliwicer Kennzeichen entgegen. Die interne Datenbank spuckt sofort aus, dass Dariusz P., ein Mitglied der verfeindeten Torcida Górnik mit einem solchen Nummernschild unterwegs ist. Die Jagd beginnt. [...] Auf der Straße hat Dariusz P. keine Chance. Die Angreifer ringen ihn nieder und übersähen ihn mit Stichen. Zum Schluss springt Kajetan B. auf seinem Kopf herum. Einige Tage später stirbt Dariusz P. im Krankenhaus an seinen Verletzungen.“ Eine Verhaftungswelle und Medienberichte, die hier übersetzt wiedergegeben werden, waren die Folge verschiedener Ereignisse.

Weiters gibt es wieder Berichte von Reisen und Spielbesuchen, etwa beim Stadionabschied von Ruch Radzionków. Nebenbei erfährt man im Heft auch, wie echte Profis arbeiten: „Ich hatte mir schon weit vorher eine Idee des geschätzten Kollegen Arne aus Ulm abgeschaut. Der hat nämlich sämtliches Material über Italien, ob aus dem Supertifo oder anderen Quellen, fein säuberlich in einer Excel-Tabelle notiert. Sucht er bspw. was über Ancona, muss er nicht gefühlt tausend Hefte durchblättern, sondern wirft einen Blick auf seine Liste und zieht das entsprechende Heft aus dem gut sortierten Fanzine-Regal.“

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