Polen, Ekstraklasa, 30. kolejka, 2.6.2013
Stadion im. Henryka Reymana, 13.704
Es war ein Elfmetertor, mit dem die Gäste das Spiel gewannen, und dieses Tor verlieh dem Spiel auch etwas Pep, der ihm zuvor gefehlt hatte. Es ging in der letzten Runde für beide Mannschaften um nichts mehr, was auch ein wenig zu spüren war. Wisła verabschiedete vor Spielbeginn einige den Verein verlassende Spieler unter teils lauten Sprechchören aus den Fanblöcken.
Fanblöcken? Ja, denn der angestammte Fansektor hinter dem Tor war aufgrund Fehlverhaltens behördlich gesperrt. Man versammelte sich stattdessen in den beiden Eckblöcken. Nur in einem Eck waren Armia Białej Gwiazdy und Vorsänger, der andere Block − und damit auch diese Längsseitentribüne − wurde ziemlich laut von einem Lautsprecher beschallt. Der Support war okay, aber wohl unter den Möglichkeiten. Sehr nett war die Einbindung der recht engagierten Jugend auf der Familientribüne der gegenüberliegenden Hintertortribüne neben dem Auswärtssektor. In diesem streikten die Zagłębie-Fans und verfolgten das Match überwiegend still und sitzend. Nur zu Beginn und am Ende sowie zwischendurch zweimal (u.a. beim Tor) machten sie sich kurz bemerkbar.
Wisła Kraków wurde 1906 gegründet. Wisła ist der polnische Name des Flusses Weichsel, an dem Krakau liegt. Im kommunistischen Regime wurde Wisła dem Innenministerium zugeordnet und bis 1957 Gwardia benannt. Zuletzt wurde man 2011 Meister. Insgesamt 13 Meistertitel gewann der Verein bislang, davon acht (!) seit 1999. Nach Nachkriegsjahrzehnten im Mittelmaß und zwei kurzen Ausflügen in die zweite Liga in den 80er und 90er Jahren, waren die vergangenen eineinhalb Jahrzehnte somit die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. Die letzten beiden Saisonen waren allerdings demgegenüber schlecht, Wisła belegte vorige Saison ebenso wie heuer nur den siebten Platz.
Im Herbst 2006 setzte sich Wisła im UEFA-Cup gegen Mattersburg durch. Bei Wisła spielte damals neben einem gewissen Jakub Błaszczykowski auch der Ex-Rapidler Marek Penksa (von 2005 bis 2007 hier aktiv).
Erstmals polnischer Meister wurde der Verein 1926/27 in der ersten Saison der Ekstraklasa, Henryk Reymann wurde in dieser Saison mit 38 Toren auch Torschützenkönig. Reymann (1897−1963) spielte von 1910 bis 1933 für Wisła und war einer der besten polnischen Spieler seiner Zeit. Das vormalige Stadion Wisły wurde 2008 nach ihm benannt. An ihn erinnert auch ein Denkmal.
Das erste Stadion wurde hier 1914 gebaut, brannte aber 1915 ab. 1922 wurde ein neuer Stadionbau errichtet, der 1946 von einem Sturm zerstört wurde. 1954 wurde dann ein großes Oval mit markanten Kolonnadenbauten eröffnet, das 1976 zu einem Europacupspiel gegen Celtic 45.000 Leute füllten. In den 80er und 90er Jahren wurden Tribünenteile abgerissen, renoviert oder neu gebaut. 1998 wurde noch eine neue Haupttribüne eröffnet, die dann im Zuge des jüngsten Komplettumbaus 2009 wieder abgerissen wurde. Zwischen 2004 und 2011 wurden die Tribünen mit einer Kapazität von 33.326 Sitzplätzen schrittweise neu gebaut. Der ursprüngliche Plan hätte noch ein größeres Fassungsvermögen vorgesehen. Die Stadt Krakau wollte sich damit als Austragungsort für die EM 2012 bewerben, kam aber nicht zum Zug.
An einem langen Wochenende in Krakau wurde auch ausgiebig die Stadt besichtigt und dabei ergab sich auch eine Ansicht des Stadions von einem schönen Aussichtspunkt aus.
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