Oberösterreich, Relegation Bezirksliga, Rückspiel, 17.6.2018
Amateure-Platz, 470
Mit einem Kantersieg sicherte sich Bewegung Steyr, das im Hinspiel zuhause im Stadtderby noch unterlegen war, im Relegations-Rückspiel auswärts bei den Amateuren Steyr den Klassenerhalt in der sechstklassigen oberösterreichischen Bezirksliga Ost. So wie das Hinspiel durchaus offen, aber mit Vorteilen für die Amateure, gewesen war, begann auch das Rückspiel. Doch nach dem ersten Tor steigerte sich Bewegung immer mehr, während die Amateure nichts mehr entgegensetzen konnten und in ein Debakel liefen.
Der SK Amateure Steyr wurde 1920 als Sportklub Freiheit Steyr gegründet. 1922 bis 1925 spielte Freiheit Steyr erstmals in der oberösterreichischen 1. Klasse, der höchsten oberösterreichischen Spielklasse. 1923 wurde Freiheit in Arbeitersportklub Amateure Steyr umbenannt und die Vereinsfarben von Blau-Schwarz auf das heutige Blau-Weiß geändert. Der ursprüngliche Arbeiterverein orientierte sich in der politischen Polarisierung im Krisenjahr 1930, als die Steyr-Werke 70% der Arbeiterinnen und Arbeiter entließen, politisch um, trat aus dem Arbeiterfußballverband VAFÖ aus und dem bürgerlichen Fußballverband bei. Als im Zuge des Bürgerkriegs im Februar 1934 der SK Vorwärts Steyr wie alle sozialdemokratischen Arbeitervereine von der austrofaschistischen Diktatur behördlich verboten und aufgelöst wurde, wurde deren 1924 eröffneter alter Sportplatz, und somit ein nicht unwesentliches Vermögen, von den Behörden den Amateuren geschenkt. Als oberösterreichischer Meister 1937/38 stiegen die Amateure 1938/39 in die neugegründete Gauliga 17 auf, die unter der Nazi-Herrschaft im wesentlichen den Sportbereich des ehemaligen Österreich umfasste. Wie auch für die anderen Bundesländervereine (Wacker Wiener Neustadt und Grazer Sportklub), setzte es durch die übrigen Ligateilnehmer, die bisher unter sich gebliebenen und auf einem anderen Niveau spielenden Wiener Fußballvereine, laufend herbe Watschen und am Schluss der Saison stiegen die Amateure mit vier Punkten aus 18 Spielen wieder ab. 1943/44 stiegen die Amateure abermals auf. Zwei Runden vor Saisonende musste man aber zurückziehen, da man durch den Kriegsdienst der Spieler keine Mannschaft mehr stellen konnte. Die Amateure schlossen sich daraufhin dem eine Liga darunter in der Bezirksklasse Oberdonau, der höchsten oberösterreichischen Spielklasse, erfolgreich spielenden Stadtrivalen Vorwärts Steyr an. Die Einberufungen zum Kriegsdienst gab es zwar auch bei Vorwärts, im Vergleich zu den Amateuren hatte man aber ausreichend gute Spieler und war auch Herbstmeister 1943. Der Zusammenschluss spielte die Saison als Fußballgemeinschaft Steyr fertig. Die FG Steyr existierte bis Ende 1944. Nach der Befreiung 1945 spielten die Amateure wieder eigenständig in der 1. Klasse, der damaligen oberösterreichischen Landesliga, und 1949/50 sowie 1951 bis 1953 und 1953 bis 1955 in der österreichweiten zweiten Liga, der Staatsliga B. 1960 bis 1969 spielte man in der damals zweitklassigen Regionalliga Mitte. 1996 stiegen die Amateure erstmals in die fünftklassige 2. Landesliga Ost ab und purzelten dann im Laufe eines Jahrzehnts bis in die 2. Klasse hinunter.
Rapid gewann 1938/39 4:3 (Wiederholungsspiel nach wetterbedingtem Abbruch bei 8:2) und 3:1 gegen die Amateure Steyr sowie 1943/44 5:1 und 4:1, wobei diese Spiele nach dem Rückzug des Vereins aus der Meisterschaft annulliert wurden.
Der Amateure-Platz an der Lauberleite wurde 1924 als Vorwärtsplatz von Vorwärts Steyr eröffnet, die ihn gebaut und hier schon seit 1922 gespielt hatten. Die Amateure spielten von 1920 bis 1929 (gemeinsam mit dem Arbeiterturnverein Vorwärts Steyr) auf ihrer ursprünglichen Heimstätte neben der Industriehalle und dann bis 1934 am Rennbahnplatz. Seit 1934, als die Amateure den Vorwärtsplatz aus politischen Gründen überschrieben bekamen und das von den Austrofaschisten enteignete Vorwärts sich neben der Industriehalle einen neuen Platz aufbauen musste, ist der ehemalige Vorwärtsplatz nun der Amateure-Platz. In den 1960er Jahren wurde das Klubhaus von den Amateuren neu gebaut.
Literatur: Michael Stockinger, „...gar bald war auch ein Tor aus Balken gezimmert“. Arbeiterfußball in Steyr von 1919 bis 1945. in: Josef Stockinger (Hg.), Zeit, die prägt. Erweiterte Neuauflage, Steyr 2011, S.184-205
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