Tatort Stadion Wien
Von Fans für Fans
Ausstellung zu Diskriminierung im Fußball
26.9. − 12.10.2013
Veranstaltungszentrum mo.ë
Die Ausstellung
Tatort Stadion zu den vielfältigen Ausformungen von Diskriminierung im Fußball wurde 2001 in
Deutschland vom 1993 gegründeten
Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) entwickelt und seitdem an über 280 Orten gezeigt. Seit 2010 gibt es die Ausstellung unter dem Titel
Tatort Stadion 2 überarbeitet und aktualisiert. In Österreich war sie bisher nur 2011 in Innsbruck zu sehen. Organisiert wurde das Wiener Gastspiel durch eine Gruppe aus Fans von
Rapid,
Austria,
Vienna und
Wiener Sportc/klub mit Unterstützung von
Pro Supporters, wie u.a. ein Interview mit Alexander Fontó von den
Vienna Wanderers im
Ballesterer 85 informiert.
Die Schautafeln der Ausstellung beschäftigen sich mit den Themen Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Faschismus, Homophobie, Antisemitismus, Antiziganismus, Migrantinnen und Migranten und organisierten Rechtsextremismus im Fußball. Anhand Bildbeispielen aus Deutschland und ausführlichen Texten werden jeweils Vorfälle und Mechanismen aufgezeigt sowie Aktionen dagegen dargestellt.
Beispielhafte Sexismen im Fußball, dargestellt an dummen Sprüchen zu Frauen als Fußballfans, Gleichsetzung von
weiblich mit
schlecht im
Männersport Fußball oder der Produktion von Fanartikeln in rosa anstatt den Vereinsfarben in der Fehlannahme, damit Frauen anzusprechen.
Nicht alle Teile der deutschen Ausstellung haben unmittelbare Relevanz für die hiesige Situation, aber eröffnen konsequent die (hier dann offen bleibende) Frage nach den österreichischen Verhältnissen: Wenn es um den DFB geht, hätte man gerne den ÖFB als Kontrast dazu. Wenn es um Rechtsextremismus und Rassismus bei deutschen Länderspielen geht, würde man gerne von dergleichen Ausfällen im Anhang der österreichischen Nationalmannschaft lesen. Das Muster ist ja dasselbe bei den institutionalisierten Hochfesten des nationalen Chauvinismus vulgo Länderspielen.
Für Österreich wurde die Ausstellung um vier Tafeln erweitert. Das ist hier natürlich der interessanteste Teil. Drei Tafeln drehen sich um Rechtsextremismus im österreichischen Fußball, rechtsextreme Vorfälle in Österreichs Fußballstadien und Aktivitäten von Fanszenen in Österreich. Eine Tafel stellt
Pro Supporters vor. Bei den aufgelisteten rechtsextremen Vorfällen beschränkt man sich auf die vergangenen sechs Jahre, allein die Fülle der Beispiel in diesem Zeitraum zeigt aber die Aktualität des Themas. Besonders die
Wiener Austria kommt hier aufgrund ihres Neonazi-Zusammenschlusses
Unsterblich prominent vor (die ja bei Freundschaftsbesuchen auch schon mal eine
violette Reichskriegsflagge führen), aber auch
LASK, Schwarz-Weiß Bregenz,
GAK,
Austria Salzburg und
Rapid werden mit Vorkommnissen in unterschiedlicher Dimension − Fanklubaktivitäten und Einzelaktionen − genannt. Bei den antirassistischen Fanaktivitäten ist wohl die Choreo
Sturm Graz ist Schwarz und Weiß − Love Ritchie, Hate Racism bei
Sturm Graz nach rassistischen Ausfällen gegen ihren damaligen Spieler Richard Sukuta-Pasu in
Ried hervorzuheben.
Ein aussagekräftiges Transparent bei der
Vienna.
Dazu gibt es auch ein eigenes Fanzine zu den Themen der Ausstellung.

Zu lesen sind darin u.a. Texte von Matthias Marschik zum Wiener Fußball in der NS-Zeit, von Alexander Juraske über die Vienna sowie von Jakob Rosenberg und Georg Spitaler
über Rapid in jenen Jahren und von Susanne Betz über die Wiener Hakoah. Sie hatten dazu jeweils bereits 2011 bei der Tagung
Fußball unterm Hakenkreuz. 70 Jahre „Großdeutscher Meister“ Sportklub Rapid referiert. Im Begleitprogramm der Ausstellung finden dazu nun wiederum
Veranstaltungen statt. Weiters gibt es im Fanzine die von der Arbeitsgruppe erarbeiteten Texte der österreichischen Ergänzungen der Ausstellung nachzulesen sowie Artikel zu den Themen Rassismus, Sexismus und Homophobie und eine Kurzvorstellung von antifaschistischen Fanszenen in Österreich.