Montag, 9. Juni 2025
Wacker Innsbruck – Reichenau 4:5 i.E. (1:1, 0:0)
Tirol, TFV-Cup, Finale, 9.6.2025
Sportplatz Lenzenanger, 3.000
Elfmeterkrimi im Tiroler Cupfinale vor Rekordkulisse. In der Neuauflage des letztjährigen Viertelfinales zwischen dem FC Wacker Innsbruck, nunmehr Meister der viertklassigen Regionalliga Tirol, mit dem Innsbrucker Nachbarn der Sportvereinigung Reichenau, guter Dritter der drittklassigen Regionalliga West, dreimaliger Tiroler Cupsieger 2001/02, 2014/15 und 2023/24 und damit Titelverteidiger, kam es wie voriges Jahr zur Entscheidung im Elfmeterschießen. In einem engen Match schwächte sich Wacker mit einem gelb-roten Ausschluss gegen Ende der ersten Hälfte und musste dann die Hälfte der Spielzeit in Unterzahl kämpfen. Dennoch gingen sie zehn Minuten vor Schluss kurios mit einem Weitschuss-Tor ihres Tormanns (!) in Führung. Niemand war mehr an den Ball gekommen. Der Torjubel war allerdings noch nicht verstummt, als die Reichenauer abgebrüht postwendend ausglichen. Für das ohne Verlängerung folgende Elfmeterschießen wechselte Wacker seinen Spezialisten im Tor ein. Die Reichenauer waren aber glücklicher und gewannen zum zweiten Mal in Folge den Cup.
Gut zwei Drittel der mehreren tausend Zuschauerinnen und Zuschauer waren an schwarz-grünen Fanartikeln erkennbar oder dem Aufruf der Tivoli Nord folgend im Trikot Wacker-Anhang. Auf einer der mehreren Zusatztribünen, die extra für diesen Anlass errichtet worden waren, positionierte sich die Wacker-Fanszene. Zu Spielbeginn gab es eine Choreographie von Wacker Unser, die mit der Sexion Tarrenz eine besondere Verbindung zum Finalort haben. Von hier stammte auch das verstorbene Mitglied Manni. Das Gedenken an ihn nach seinem Tod vor sechs Jahren bei einem Rapid-Gastspiel in Innsbruck ist noch gut in Erinnerung. Das Spruchband für ihn war auf dem Überzieher zu sehen und wurde auch in der zweiten Hälfte eigens gezeigt und „Manni!“ gerufen.
Unter den Trikots im Sektor waren neben Wacker die Trikots der Freunde aus Thun und von Eintracht Frankfurt gut erkennbar und auch Obermais war wieder dabei. Gegen sie als Südtiroler Landescupsieger hätte Wacker Innsbruck im Fall des Cupsiegs in der dritten Auflage des Tiroler Supercups zwischen den Cupsiegern Nord- und Südtirols in Meran gespielt, was ein besonderes Match gewesen wäre. Nun wird allerdings wie voriges Jahr die SVG Reichenau für Nordtirol in diesem Bewerb antreten.
Wacker Innsbruck hat weiter seine bisherigen zwei Tiroler Cupsiege in den Annalen, wobei die Umstände 1930 durchaus kurios waren. Da auch ein Wiederholungsspiel im Finale mit dem IAC keine Sieger brachte (Elfmeterschießen gab es noch lange nicht), nannten sich beide Vereine Cupsieger, wobei tivoli12.at in seinem Artikel dazu die Umstände anzweifelt: „Da müsste man in den Archiven nachkramen, denn vermeintlich wurde das Nicht-Ergebnis als inoffiziell gewertet, jedenfalls der Pokalbewerb für Jahre eingemottet.“ Drei Jahrzehnte später gewann Wacker Innsbruck dann einen vor Meisterschaftsbeginn im Sommer ausgetragenen Tiroler Landescup 1959 und qualifizierte sich damit erstmals für den ÖFB-Cup 1959/60.
In Tarrenz war bereits am Sonntag groß gefeiert worden und es fand ein Legenden-Spiel statt, bevor dann die Cupfinali des Tiroler Fußballverbands mit U18-Cupfinale, Frauen-Cupfinale und eben diesem Spiel am Montags-Feiertag anstanden. Anlass der Wahl des Finalorts war das 50-jährige Jubiläum des 1975 im Rahmen der Turn- und Sportunion Tarrenz gegründeten FC Tarrenz. 1976/77 nahm die TSU Tarrenz den Spielbetrieb in der Meisterschaft der 1975 bis 2013 außerhalb des Verbands bestehenden Oberland-Liga auf und gewann sie auf Anhieb. 1977 wurde formell die Fußballsektion der TSU Tarrenz gegründet und mit der Saison 1977/78 wechselte man in den Spielbetrieb des Tiroler Fußballverbands. Dort feierte Tarrenz 1982/83 in der 2. Klasse West den ersten Meistertitel. Man spielte in der 1. Klasse oder 2. Klasse bis im Jahr 2001 der Fußballverein durch die Gründung des FC Tarrenz als selbständigem Zweigverein der Sportunion Tarrenz neu aufgestellt wurde. Der größte Erfolg waren der Gebietsliga-Meistertitel 2011/12 und die darauffolgenden zwei Saisonen 2012/13 und 2013/14 in der Landesliga West. Seither spielt der Verein wieder in der Gebietsliga West.
Der Sportplatz am Lenzenanger in Obtarrenz war 1970 eine Wiese, auf der Tore standen und die zeitweise für Fußballspiele der Betriebsmannschaft der in Tarrenz beheimateten Brauerei Schloss Starkenberg genutzt wurde, als die TSU Tarrenz den Bau eines ordentlichen Fußballplatzes beschloss. 1975 war er fertiggestellt und es fand mit einem 5:2-Sieg der TSU Tarrenz gegen die Betriebsmannschaft der Bezirkshauptmannschaft Imst das erste Fußballspiel statt. Eine Hütte gab es, richtige Kabinen wurden erst später gebaut. Im Herbst 1988 und Frühjahr 1999 setzten starke Regenfälle den Platz unter Wasser und zogen ihn stark in Mitleidenschaft. „Die Ausrüstung der Spieler und Trainer bestand größtenteils nicht mehr aus Fußballschuhen und Bällen, sondern aus Gummistiefeln und Kübeln. Bezeichnend für das geplante Pfingstturnier 1999 war ein Schlauchboot, welches auf dem ‚Sportplatz‘ unterwegs war.“ berichtet die Chronik. Nach Saisonende 1999/2000 war bereits die Aussetzung des Spielbetriebs und Ruhendstellung der Fußballsektion an die Gemeinde gemeldet, bevor es dann doch noch weiterging und die Gemeinde Tarrenz im Herbst 2000 das Neubauprojekt für die heute zu sehende Anlage präsentierte. Bereits 2003 war ein neuer Rasenplatz fertiggestellt und 2005 konnte die Anlage mit dem heutigen neuen Gebäude mit einem Testspiel des FC Wacker Innsbruck gegen Austria Lustenau (0:0) vor 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauern eröffnet werden. Organisatorisch hatten sich die Tarreterinnen und Tarreter, wie die Einwohnerinnen und Einwohner von Tarrenz heißen, ordentlich ins Zeug gelegt. Metallene Zusatztribünen waren ebenso aufgestellt wie mit unzähligen Europaletten aufgebaute neue Ränge. Es fanden sich hier mehr Menschen ein als in Tarrenz insgesamt leben.
Vor dem Spiel habe ich Tarrenz besichtigt.
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