Dienstag, 31. März 2020
Forza Rapid, 21
Rezension
Forza Rapid
Die Hütteldorfer Revue
Nr. 21, 1/2020
100 S.
Aufgrund der langen Produktionsvorlaufzeit schlug sich die gegenwärtige causa prima noch nicht auf das Heft durch und man kann hier beim Lesen eine gedankliche Reise in eine unbeschwertere Zeit unternehmen.
Mit einer der prägendsten Persönlichkeiten Rapids in den letzten Jahrzehnten, Andy Marek, gibt es auch hier ausführliches Abschiedsinterview, in dem er aus seinen 27 Jahren mit dem, für den und beim SK Rapid erzählt. Eine oft gehörte und doch immer wieder amüsante Anekdote ist die Geschichte seines ersten Tages als Moderator beim Tag der offenen Tür 1992. Highlight sind hier aber noch weniger Mareks Erzählung darüber als die von Sabine Karl zur Verfügung gestellten Bilder davon.
Die Highlights des Hefts stammen wieder einmal von Thomas Lanz. Er startet gleich zwei neue Serien: In „Fetzn-Schmankerl“ nimmt er sich berühmte Stoffe im Block West vor und spricht dazu in der ersten Folge mit den Lords über ihren zielgenauen Anti-Kickl/Mahrer-Fetzn vor zwei Jahren, die Aufregung darum und ihre noch famosere Reaktion mit dem nahezu identen Kasperl-und-Pezi-Fetzn später darauf.
Mit einer Geschichte der Fanfreundschaften Rapids hat sich Tommaso noch ein weiteres Betätigungsfeld eröffnet. Hier im Heft beschäftigt er sich mit einer prägenden und einer aktuellen Beziehung nach Italien. Einerseits schreibt er über Ultras Rapid und Veneziamestre – hier gibt es kaum einen Berufeneren, man denke an die Beiträge im Block West Echo – und so kann man hier eine faktenreiche Geschichte lesen, die der Autor zum zweiten Abschnitt kontrastiert: „Wickel sind in der ,neuen‘ CURVA SUD vorprogrammiert, jedes Wochenende könnte sich das Blatt werden. Es ist und bleibt kompliziert auf Sant'Elena – typisch italienisch möchte man fast sagen. Dass es auch anders geht, beweisen die BOYS PARMA...“ Zur Geschichte der Tornados und Parma spricht er mit zwei Leuten aus der Gruppe und arbeitet im Gespräch Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden italienischen Kurven und der Geschichte der Beziehungen nach Hütteldorf heraus.
Weiters gibt es im Heft ein Interview mit der Alten Garde und einem Althooligan und Beteiligten am Stadtbahn-Unfall 1977 sowie Interviews mit dem legendären Toilettenbetreuer unter der West im Hanappi-Stadion Gebhard Berghofer, dem unvergessenen Alfred Körner (ein Abdruck eines 2009 von Gregor Labes in seiner Gesprächsreihe im damaligen Onlineprojekt forza-rapid.com geführten Interview), Eisenfuß Pecl oder Florian Sturm.
In meiner Serie Rapid around the world schreibe ich hier diesmal über Liptauer, Ružomberok und Rapid.
Sonntag, 29. März 2020
Sauerland-Echo, 71
Rezension
Sauerland-Echo
Nr. 71
27. Jahrgang
November 2019
116 S.
Vor der Lektüre musste ich zugegebenermaßen zunächst schauen, wo dieses Sauerland liegt. „Das Sauerland ist eine Mittelgebirgsregion in Westfalen und, je nach Definition, zum Teil auch in Hessen.“ informierte mich die Wikipedia. Die Unkenntnis westdeutscher Landschaften möge man einem Wiener bitte verzeihen. Auch ohne über die geographische Lage des Sauerlands Bescheid zu wissen, war mir das Sauerland Echo allerdings bereits ein Begriff. Denn auch wenn ich es bislang nicht in der Hand gehabt und gelesen hatte, kannte ich es vom Namen nach, da dieses Heft seit Jahrzehnten erscheint. Die Zahlen 27 Jahrgänge und 71 Ausgaben sprechen für sich.
Die Routine erkennt man beim Lesen sofort. Nicht nur die Reisen und Spielbesuche werden sichtlich routiniert absolviert, auch der Text liest sich flüssig und schnörkellos. Der Heftinhalt umfasst die Spielbesuche beim FC Bayern und Groundhopping von Dezember 2018 bis Mai 2019.
Das Besondere an den Bayern-Spielen ist, dass Autor Jens Hilgert samt Frau und Fanclub dazu aus der eingangs beschriebenen Gegend erst zu den Heimspielen nach München anreisen muss. Ein Champions-League-Spiel bei Ajax ist da nur ein Katzensprung: „Ernsthaft mit der Europacuptour nach Amsterdam auseinandergesetzt haben wir uns erst am Spieltag. Bis 14:00 Uhr war das Ehepaar Hilgert bei gerade einmal knapp 300 Kilometern Anreiseweg gar noch auf der Arbeit.“
Die Groundhoppingreisen führen mehrmals nach England. Hier wie auch anderswo wird neben den Erlebnissen des Tages und den Eindrücken von Spiel und Stadion auch auf Geschichte des betreffenden Vereins eingegangen. Das erhöht den Informationswert und ist sympathisch, da ich selbst ja in diesem Punkt selbiges verfolge. Zumindest Eckdaten zu kennen gehört einfach dazu. Die größeren Reisen führen einerseits zum Asien-Cup 2019 in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort waren, wie man aus Erzählungen und anderen Heften weiß, zahlreiche Groundhopper unterwegs, was sich auch hier niederschlägt − selbst beim Besuch eines Eishockeyspiels: „Wir parkten unseren Nissan in Stadionnähe und trafen bei 83 Zuschauern im Ice Rink auf RWE-Marco, H'96-Linke, Union-Dirk, Frank Jasperneite + Sharon sowie Aberdeen-Mark + Victoria.“ Des weiteren reiste das Ehepaar Hilgert quasi direkt vom Bayern-Auswärtsspiel bei Liverpool nach Kuba. Hiervon gibt es einen interessanten Rundreisebericht rund um ein Spiel, das für den Länderpunkt herhalten musste. Ein Länderspiel ging sich mit dem Rückflug knapp nicht aus. Der Kuba-Teil ist der lehrreichste Abschnitt des Hefts.
Aber es gibt nicht nur große internationale Groundhoppingreisen im Heft sondern auch schöne Unterhausspielbesuche im deutschen Amateurfußball. Die Information zur historischen Spielstätte in Neustadt bei Coburg wurde hier etwa sogleich gedanklich notiert.
Neben den Spielbesuchsberichten wird auch auf einen Fanzine-Diskussionsabend in den Räumlichkeiten der Schickeria zurückgeblickt. Die Meisterfeiern zum siebten deutschen Meistertitel des FC Bayern in Serie 2019 werden doch recht deutlich als schwach beschrieben. Als historischem Exkurs wird dafür im Heft eine Liste und Beschreibung geboten, an welchen Orten der FCB seit 1932 seine Titel feiern durfte.
Mit dem Regionalligaspiel von Memmingen gegen die Bayern-Amateure findet sich auch ein von mir besuchtes Match unter den beschrieben Spielen. Rapid wird auch einmal erwähnt, wenn auch nur beiläufig beim Nürnberger 1:1 gegen Bayern: „Fantechnisch empfand ich das Derby als Sieg für uns. Da änderten auch blaue Freunde, Rapidler und Schalker auf Seite der Franken nichts dran.“
Donnerstag, 26. März 2020
Ballesterer 150
Rezension
Ballesterer
Nr. 150, April 2020
84 S.
Ballesterer brennt! Das Doppeljubiläum von 20 Jahren und 150 Heften wäre ein Anlass zum Feiern, führt aber angesichts hoher Schulden und prekärer wirtschaftlicher Lage vielmehr zu einer nüchternen Analyse mit unmissverständlich dramatischem Appell: „Ohne ein hohes Maß an Leidenschaft – und Selbstausbeutung – würde es den ballesterer nicht geben. Honorare und Gehälter sind niedrig und mussten öfter unbezahlt bleiben. Ändert sich nichts, können wir in dieser Form nicht weitermachen.“ rettet.den.ballesterer.at
„Aufgegeben wird ein Brief,“ verkünden Jakob Rosenberg und Nicole Selmer in ihrer Titelgeschichte trotzig-widerständig und beschreiben das sich verändernde Umfeld, in dem der Ballesterer erscheint. „Das Dilemma vieler unabhängiger Medien: zu klein für eine sichere Finanzierung, zu groß für ein Hobbyprojekt und zu wichtig, um aufzugeben.“ Über die Schwierigkeiten von kritischem Fußballjournalismus in Österreich gibt es dazu auch eine Gesprächsrunde mit drei Herren, die diesen in unterschiedlichen Formaten praktizieren. Moritz Ablinger steuert einen Erlebnisbericht aus sechseinhalb Jahren als Praktikant und Mitarbeiter des Ballesterer bei und erinnert dabei u.a. an den hervorragenden seinerzeitigen Athen-Schwerpunkt. Wenn ich nur einen einzigen Grund nennen müsste, warum ich möchte, dass es den Ballesterer weiter gibt – dann ist das, dass ich weiter aus solchen tiefgründigen Schwerpunkten lernen möchte.
Weitere spannende Artikel kommen von Alexander Juraske über den Wiener Fußballer Karl Glotzmann, den die Nazis ins KZ steckten, oder von Bernhard Hachleitner und Matthias Marschik über die Umstände des Baus des „Trabantenstadions“ der Südstadt.
Über den Stadionabschied in Rheydt steuere ich einen Artikel bei und im Rezensionsteil des Hefts gibt es ein Interview von mir mit Gunnar Hielscher zu seiner Pflästerstein-Ausgabe über österreichische Fanszenen.
In meiner Amateurfußballreihe Nebenschauplätze betrachte ich diesmal die Fortuna 05 in Wien-Döbling. Es ist die 36. Folge meiner Reihe und da ich alle neun Bundesländer gleichmäßig durchnehme, habe ich damit nunmehr den dritten Durchgang dieser Tour d'Autriche absolviert. Zwei Leserbriefe bemängeln korrekt zwei Fehler in vergangenen Folgen. In Heft 147 gab es einen grafischen Lapsus auf der Karte und in Heft 149 habe ich fälschlich gedanklich ein St. Johann in Oberösterreich mit einem St. Johann in Salzburg vermengt und letzterem den Spitznamen des ersteren Orts verpasst. Ich gelobe Besserung.
Montag, 23. März 2020
Blick über den Lahmannhügel, 17
Rezension
Blick über den Lahmannhügel
Ausgabe 17
Januar 2020
108 S.
Eine gewohnt gute Mischung von Spielbesuchsberichten beim eigenen Verein (Arminia Hannover) und Groundhopping im Unterhaus sowie internationalen Touren bietet das Heft. Fünf Autoren erzählen von ihren Erlebnissen und Eindrücken von über 90 Spielen in zwölf Ländern, der überwiegende Anteil findet wie immer in Deutschland statt.
Die Freude am Amateurfußball und seinen Austragungsstätten ist jedesmal wieder schön zu lesen. „Geboten wird einem eine kleine überdachte Tribüne, links und rechts davon jeweils 15 Sitzschalen sowie zwei Holzbänke auf der einen und sieben Holzbänken auf der anderen Seite. Flutlicht ist vorhanden und ebenso Umkleidekabinen sowie ein kleiner Kiosk direkt am Platz. Das Vereinsheim ist einige Meter weiter. Das Abendessen bestand aus einer Bratwurst (2€) und einer Cola (1€). 10€ hingegeben, 8€ wiederbekommen ☺. Fantechnisch gab es von ein, zwei Schalträgern einmal abgesehen nichts weiter.“ notiert Torsten etwa auszugsweise zum Spiel SV Viktoria Gesmold gegen TSV Wallenhorst in der Bezirksliga Weser-Ems am Sportpark an der Else.
Die Niederlande und Belgien sowie auch Dänemark sind in diesem Heft immer gut vertreten. Bekanntermaßen treibt sich dort aus geographischen Gründen ein Gutteil der tausenden deutschen Hopper herum. In zwei Berichten wird erwähnt, wie sich dabei ungute Gestalten schlecht benahmen. „Während wir an der Haltestelle warteten, wurden wir von einer vierköpfigen Gruppe stark alkoholisierter Hopper belästigt, die wirklich jeden der ca. 15 Wartenden fragte, ob dieser Bus tatsächlich zum Bahnhof führe. Im Fahrzeug fühlten sich die Zeitgenossen dann offenbar dazu berufen, deutsche Fangesänge zu grölen (‚Super Deutschland Olè Olè…‘ bzw. ‚Ohne Holland fahr’n wir zur WM‘). Das kam bei den anderen Fahrgästen erwartungsgemäß nicht allzu gut an und wurde auch so zurückgespiegelt.“ wird aus dem holländischen Tilburg berichtet und aus dem dänischen Hvidovre von einer „Gruppe deutscher Suff-Touristen welche auf der Haupttribüne immer wieder lautstark Malle-Mallorca-Gesänge wie zum Beispiel ‚Eine Straße, viele Bäume…‘ anstimmten und einzelne Spieler wahlweise als ‚Schwuchtel‘ oder als ‚Fotze‘ beleidigten. Ich habe mich nur geschämt, vor allem als ich am Bierstand gefragt wurde, ob ich ebenfalls dazugehören würde.“ Von solchen Leuten wird späteren Fußballreisenden an diesen Orten leider verbrannte Erde hinterlassen.
Im Rahmen einer Reise nach Kanada und die USA erfährt man im Bericht auch etwas über die Ligensituation in Kanada, wo es in der US-Liga spielende Vereine und eigene teils verbundene und teils voneinander abgekapselte kanadische Ligen gibt. So gibt es keine zweite kanadische Liga, aber eine erste und zwei dritte Ligen und parallel zum offiziellen Geschehen eine ehemalige erste Liga, die nach Aberkennung ihres Status nun als inoffizieller Wettbewerb außerhalb des Fußballverbands durchgeführt wird .
Samstag, 21. März 2020
When Saturday Comes, 396
Rezension
When Saturday Comes
The Half Decent Football Magazine
Issue 396, March 2020
48 S.
Um Cupbewerbe dreht sich viel in dieser Ausgabe. Es gibt Artikel über Reformdiskussionen im englischen FA Cup und einen Rückblick auf das Jahr 1980, als das Semifinale zwischen Arsenal und Liverpool erst im vierten (!) Wiederholungsspiel entschieden wurde. Eine Zäsur für den Bewerb: “That summer the FA decreed that future semi-finals would extend no further than one replay with penalties deciding ties level after extra time. The idea of the FA Cup as a trial of strength decided by football alone was broken forever. In 1991 second replays were abandoned altogether. Semi-final replays were done away with in 2000 and quarter-final replays from 2017.” Darüber hinaus gibt es Berichte über die Einstellung des Ligacups in Frankreich und die spanische Copa del Rey, wo die Unionistas de Salamanca aufgezeigt hatten.
Neues habe ich aus einem Artikel von Gary Neil über die im 19.Jh. auf der Insel aufgekommene und in den ersten Jahrzehnten des 20.Jh. angesichts erschwinglicher Matchprogramme wieder abgeflachte Tradition des Kaufs von Matchpostkarten mit einer fiktiven Sterbeanzeige für den unterlegenen Verein an Spieltagen gelernt. Die findigen Verkäufer hatten für Sieg oder Niederlage jeweils beide Versionen mit beiden Vereinen vorrätig. “Drawn games were the biggest disappointment to printers and sellers.”
Weiters gibt es hier u.a. schöne Bilder von den Gala Fairydean Rovers im Match of the month und einen spannenden Text von Sean Cole über die Haltung von Fans von Birmingham City, wo man technischen Fußballern oft skeptisch begegnet. Darüber hinaus schreibt er einen allgemeingültigen Satz: “Going to St Andrew’s gives me a strong sense of identity and shared purpose, as well as a neatly packaged portion of despair.”
Donnerstag, 19. März 2020
Zeitspiel 17
Rezension
Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#17 (IV/2019)
100 S.
Die DDR-Oberliga gab es zwar nicht 70 Jahre sondern drei Jahrzehnte weniger, aber dennoch gibt es hier zum 70-jährigen Jubiläum des Starts der höchsten Spielklasse in der damaligen DDR 1949 einen Schwerpunkt unter dem Titel 70 Jahre DDR-Oberliga. Das Heft bietet eine Einführung in die Ligengeschichte, Statistik, Auflistung mit Kurzvorstellung aller Oberligisten bis zur letzten Saison 1990/91, Europacup („Eine der legendärsten Fotografien der DDR-Fußballgeschichte zeigt elf junge Männer in weißen Bademänteln. Ein Foto, wie es im heute so durchgestylten Spitzenfußball undenkbar wäre. Aufgenommen wurde es am 8. Mai 1974 im Rotterdamer Stadion De Kuip. Dort hatte das Team des 1. FC Magdeburg im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger gerade den hochfavorisierten AC Mailand mit 2:0 bezwungen.“), die Typologie der DDR-Vereinswelt (ASG und ASK, BSG und SG, FC und SC – „die namentlich so feinen Nuancen konnten in der Realität Welten abbilden“), die Frage des Traditionsbegriffs im Osten, eine Chronik der Liga, eine Diskussionsrunde zur heutigen Fanidentität oder einen Sammler sowie Randnotizen u.a. zu politischen Opfern, Frauenfußball und Nachwuchsarbeit. 41 Seiten lesenswerte Geschichtslehrstunde.
Viel zu Lernen gibt es hier auch aus einer Reportage aus und über Albanien. Weitere Themen im Heft sind die Kickers Offenbach, die finnische Nationalmannschaft oder die SpVgg Bayreuth. Ein schönes Panoramafoto gibt es vom FavAC-Platz.
Dienstag, 17. März 2020
Scheiß AFD, 21
Rezension
Scheiß AFD
Fanzine der Usual Suspects Darmstadt
Rückrunde 2018/19
Ausgabe 21
158 S.
Auf das Frühjahr 2019 wird im Fanzine der Ultràgruppe Usual Suspects Darmstadt (Vorgängergruppe Allesfahrer Darmstadt = AfD) hier geblickt (nach dem Herbst 2018 im Heft 20) und eine Mischung aus Groundhopping und Berichten von Spielen des SV Darmstadt sowie Besuchen bei YB geboten. Interessant macht das Heft dabei die Interessensvielfalt seiner Autoren. „Markus klapperte Darmstadts Partnerstädte ab und versucht aktuell noch in diesem Leben, alle Sportplätze in Hessen besucht zu haben, Alex jagt weiterhin die neuen Länder und dennoch hat der Osten nichts zu bangen: Mit Auuski hat sich nämlich jetzt der nächste ein unfassbares Ziel im Westen gesetzt und komplettiert Holland. Ausgerechnet Holland! Technomukke und Stadien aus dem Einheitsbaukasten, aber gut, Aullski war eben schon immer ... was Besonderes. Ansonsten haben wir noch Chaoten in den Urlaub nach Mexiko geschickt, von wo schon im nächsten Heft noch genauer berichtet werden soll, Lulu war mit San Lorenzo auswärts in Peru und später auf Hawaii. Jungspund Julian pendelt dagegen regelmäßig zwischen Bern und dem Rest Europas, um Euch mit Berichten zu versorgen.“
Eine Einschätzung liest man hier zum auf Fotos durchaus beeindruckend wirkenden asturischen Derby zwischen Real Sporting de Gijón und Real Oviedo: „im Großen und Ganzen war es aber ein nettes Spiel mit ganz guter Stimmung, ein kleiner Geheimtipp, aber eben auch nicht das große ‚must have‘-Spiel in jeder Hoppersammlung.“ Die Kombination aus Groundhopping und Fokus auf den eigenen Verein bietet beim Lesen diverse Anknüpfungspunkte für einen selbst. So liest man hier etwa von Besuchen beim Asiencup 2019, bei dem ich zwar selbst nicht war − Nationalmannschaften sind uninteressant − aber doch Leute aus dem eigenen Vereinsumfeld, sodass sich die Lektüre hier mit der Erinnerung an deren Erzählungen spiegelte. Im Zuge der Besuche des Darmstädter Wintertrainingslagers in Spanien wird in einer aus eigenen Trainingslagerbesuchen gut bekannten Gegend der Region herumgehoppt und von einem Testspiel auf einer von mir ebenfalls zu einem Rapid-Testspiel dort seinerzeit besuchten Anlage berichtet. Am Titelblatt ist eine Choreo zum Gewinn der „goldenen Ananas“ abgedruckt. Eine Saison ohne Abstiegssorgen wurde gefeiert: „Mindestens seit 2008 hatten wir kein halbwegs langweiliges Saisonende mehr, keine Spielzeit, bei der es nicht um Auf- oder Abstieg gegangen wäre. Da kann man sich auch mal freuen, wenn es ausnahmsweise um nix mehr geht.“
Sonntag, 15. März 2020
Blickfang Ultrà, 46
Rezension
Blickfang Ultrà
Nr. 46
2020
152 S.
Man hatte es nach über einem Jahr Pause seit dem letzten Heft nicht mehr wirklich erwartet, aber es erschien dann im Februar 2020 doch noch ein neues Heft. Die Pause lag an anderen Publikationen und Projekten in jener Zeit, wird im Vorwort erklärt.
In Zeiten ohne Reisen lassen einen Reiseberichte ferne Welten erkunden: Nicole P. berichtet über eine Reise nach Marokko samt Treffen und Erfahrungsaustausch mit Ultras Green Boys von Raja Casablanca und verpackt in ihren Text viele Informationen, u.a. zu aktuellen Gesängen. Kein klassischer Groundhoppingbericht rund um Spielbesuche, wie man ihn schon da und dort einmal gelesen hat, sondern aufgrund der dichten Beschreibung etwas anderes und daher lesenswert.
Von Spielbesuchen in Argentinien erzählt hingegen Kristina Černiauskaitė. Spannend, von der Fotografin nicht nur bekannt beeindruckende Bilder zu sehen sondern auch Hintergrundgeschichten zu ihrer Entstehung zu lesen. Auch hier liest man viel von Atmosphäre im ganzen und nicht klassische Groundhoppingberichte. Sehr gute Sache. Eine Beobachtung zu fankultureller Differenz: „Später übergaben wir älteren Barra-Mitgliedern ein paar BFU-Hefte. Als sich die Jungs zusammen mit den Älteren unsere Fanzines anschauten und zu den Seiten mit meinen Fotos aus polnischen Stadien kamen, auf denen die Jungs mit den Sturmhauben zu sehen waren, kommentierten sie das mit ‚Maskerade‘. Ich musste sehr lachen – das ist unbezahlbar, von einem anderen Teil der Erde so eine völlig andere Meinung zu hören über etwas, was bei uns als selbstverständlich gilt.“
Aus dem Staunen kommt man gar nicht mehr heraus, wenn einem ein Abdruck aus dem leider nicht öffentlich erhältlichen Heft von Arne mit übersetzten und kommentierten historischen Texten in den Fangeschichte von Pisa einführt. Eine unfassbare Materialfülle. Ich bin beeindruckt. Spannend sind abseits davon auch auch zwei Rezensionen und Interviews zu Ultrà in Italien, zu Büchern von Tobias Jones und Domenico Scrivano.
Donnerstag, 12. März 2020
45° Kurvenheft, 42
Rezension
45°
Kurvenheft
Ausgabe 42
Februar 2020
128 S.
Von November 2019 bis Jänner 2020 reicht der Fankurvenberichte-Reigen hier. Außer einem Bericht von FC St. Gallen gegen FC Basel vom geschätzten Remo Zollinger (viaggiare partire) widmet sich das Heft ganz deutschen Geschehen bzw. auch Europacupspielen mit deutscher Beteiligung. Darunter sind wieder einige Derbys und andere große Spiele, bei denen einiges auf den Rängen und abseits davon passierte. Man fühlt sich anschließend nach dieser Chronik gut informiert.
Bei einem der berichteten Spiele war auch ich selbst anwesend, Carl Zeiss Jena gegen Hansa Rostock. Es ist immer interessant, so etwas vor dem Hintergrund der eigenen Eindrücke zu lesen und diese so neu reflektieren zu können. „Nach der Begegnung und dem ersten Saisonsieg im 14. Spiel war die Gefühlslage im Stadion sehr unterschiedlich, von zynisch-euphorisch auf der Tribüne: ‚Oh wie ist da schön…‘ bis zur verbittert-realistischen Horda, die die Mannschaft noch vor der Heimkurve wieder abtraben ließ, ‚da ein Sieg mit Sicherheit nicht die bisherigen absoluten Enttäuschungen der Saison nur ansatzweise ausbügeln kann.‘“ Auf der Tribüne hatte ich den Jubel zum Schluss mehr euphorisch als zynisch wahrgenommen.
Mittwoch, 11. März 2020
11 Freunde, 220
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 220, März 2020
116 S.
1981 reiste das Frauenteam der SSG 09 Bergisch Gladbach zu einem Turnier in Taiwan, zu dem der DFB eingeladen worden war. Der DFB, der erst seit 1970 Frauen das Fußballspielen erlaubte, hatte damals aber − bis 1989 − keine Frauen-Nationalmannschaft. Anlässlich eines Dokumentarfilms über die Reise und das Turnier, beschreibt auch ein Artikel das Ereignis. Sie gewannen das Turnier und „kehrten tatsächlich als ‚Weltmeisterinnen‘ nach Hause zurück. Das zum Teil bizarre Turniergeschehen wie auch die Vor- und Emanzipationsgeschichte der Kickerinnen aus Bergisch-Gladbach sind das Thema des Films von Regisseur John David Seidler, der Ende Februar in die Kinos kommt.“
Weiters im Heft: Legale Pyroshow im Hamburger Volksparkstadion und schöne Bilder des Fotografen Olaf Tamm vor dem Abriss des Leipziger Zentralstadions vor zwanzig Jahren.
Sonntag, 8. März 2020
Rijeka – Hajduk Split 2:0 (0:0)
Kroatien, 1. HNL, 26. kolo, 8.3.2020
Stadion Rujevica, 7.326
Rijeka gewann am Sonntag in der kroatischen ersten Liga im jadranski derbi („adriatischen Derby“) gegen den Rivalen Hajduk Split und liegt nun am zweiten Tabellenplatz. Die besseren Chancen des Spiels hatte die Heimmannschaft gehabt und in der ersten Hälfte zweimal Aluminium getroffen. Minutenlang gab es Spielunterbrechungen für VAR-Entscheidungen bei beiden Toren. Das Elfmetertor eines Lilanen wurde vom Stadionsprecher mit der deutschsprachigen Einleitung „Meine Damen und Herren, ...“ durchgesagt. Zum Abschluss gab es das in Rijeka obligatorische Feuerwerk.
Die Armada von Rijeka inszenierte ein schönes Bild zur unmissverständlichen Devise Sloboda navijačima („Freiheit für Fans“) mit blauen und weißen Überziehern, die knapp vor Spielbeginn angezogen wurden. Zur 60. Minute gab es eine Choreographie mit Spruchbändern, Doppelhaltern, Fahnen und Pyro in der Mitte – just als das 1:0 fiel.
Im Gästekäfig machte die Torcida von Hajduk gewohnt druckvolle Stimmung mit teils bemerkenswert langanhaltend gesungenen Liedern. Fast die ganze zweite Hälfte wurden Doppelhalter ohne Stangen in den Händen gehalten. 412 Karten hatten sie erhalten, 320 waren gekommen. Der Auswärtssektor des Stadions macht den Anschein, alle Käfighaltungskriterien für Gästefans eines polnischen Unterhaussportplatzes zu erfüllen, und gehört mit Antalya zu den schlimmsten Gästesektoren, die ich in von mir besuchten Stadien gesehen habe.
Der 1946 unter dem Namen Kvarner, dem Namen der Bucht, an der das berühmte Stadion Kantrida liegt, gegründete HNK Rijeka, wie man heute unter nationalbetonter Voranstellung des H für „kroatisch“ heißt, Hrvatski Nogometni Klub Rijeka. Das Stadion Kantrida ist als traditioneller Fußballstandort Rijekas seit 1912 eng mit der Vereinsgeschichte (ab 1954 NK Rijeka) verbunden. 2017 wurde Rijeka zum ersten Mal kroatischer Meister und gewann 2005, 2006, 2014, 2017 und 2019 fünfmal den kroatischen Cup. Zuvor einzige Titel waren zwei jugoslawische Cupsiege 1978 und 1979 gewesen. In der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde 2017 warf Rijeka dankenswerterweise die Dosen aus dem Bewerb und spielte dann später in der Europa-League-Gruppenphase gegen die Wiener Austria, wo man erfreulicherweise in Wien gewann, aber leider hier verlor.
Das Stadion Rujevica, offiziell Stadion HNK Rijeka, wurde 2015 als Ausweichstadion eröffnet und sollte übergangsweise dienen, während das Stadion Kantrida abgerissen und neu gebaut werden würde. Dies ist bis zum heutigen Tag nicht geschehen sodass aus dem Provisorium ein Dauerzustand wurde. 2017 wurde daher auf der bislang offenen Seite auch eine Hintertortribüne errichtet, die seither den Heimfansektor beherbergt. Die Kapazität wurde damit von 6.039 auf 8.279 Plätze erhöht. Der Stadionneubau wurde mitsamt einer Trainings- und Fußballakademieanlage errichtet und sollte in deren Betrieb eingebunden werden wenn denn jemals einmal wieder an den Kantrida-Standort zurückgezogen werden sollte.
Vor dem Spiel wurde durch die Stadt Rijeka spaziert.
Stadion Rujevica, 7.326
Rijeka gewann am Sonntag in der kroatischen ersten Liga im jadranski derbi („adriatischen Derby“) gegen den Rivalen Hajduk Split und liegt nun am zweiten Tabellenplatz. Die besseren Chancen des Spiels hatte die Heimmannschaft gehabt und in der ersten Hälfte zweimal Aluminium getroffen. Minutenlang gab es Spielunterbrechungen für VAR-Entscheidungen bei beiden Toren. Das Elfmetertor eines Lilanen wurde vom Stadionsprecher mit der deutschsprachigen Einleitung „Meine Damen und Herren, ...“ durchgesagt. Zum Abschluss gab es das in Rijeka obligatorische Feuerwerk.
Die Armada von Rijeka inszenierte ein schönes Bild zur unmissverständlichen Devise Sloboda navijačima („Freiheit für Fans“) mit blauen und weißen Überziehern, die knapp vor Spielbeginn angezogen wurden. Zur 60. Minute gab es eine Choreographie mit Spruchbändern, Doppelhaltern, Fahnen und Pyro in der Mitte – just als das 1:0 fiel.
Im Gästekäfig machte die Torcida von Hajduk gewohnt druckvolle Stimmung mit teils bemerkenswert langanhaltend gesungenen Liedern. Fast die ganze zweite Hälfte wurden Doppelhalter ohne Stangen in den Händen gehalten. 412 Karten hatten sie erhalten, 320 waren gekommen. Der Auswärtssektor des Stadions macht den Anschein, alle Käfighaltungskriterien für Gästefans eines polnischen Unterhaussportplatzes zu erfüllen, und gehört mit Antalya zu den schlimmsten Gästesektoren, die ich in von mir besuchten Stadien gesehen habe.
Der 1946 unter dem Namen Kvarner, dem Namen der Bucht, an der das berühmte Stadion Kantrida liegt, gegründete HNK Rijeka, wie man heute unter nationalbetonter Voranstellung des H für „kroatisch“ heißt, Hrvatski Nogometni Klub Rijeka. Das Stadion Kantrida ist als traditioneller Fußballstandort Rijekas seit 1912 eng mit der Vereinsgeschichte (ab 1954 NK Rijeka) verbunden. 2017 wurde Rijeka zum ersten Mal kroatischer Meister und gewann 2005, 2006, 2014, 2017 und 2019 fünfmal den kroatischen Cup. Zuvor einzige Titel waren zwei jugoslawische Cupsiege 1978 und 1979 gewesen. In der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde 2017 warf Rijeka dankenswerterweise die Dosen aus dem Bewerb und spielte dann später in der Europa-League-Gruppenphase gegen die Wiener Austria, wo man erfreulicherweise in Wien gewann, aber leider hier verlor.
Das Stadion Rujevica, offiziell Stadion HNK Rijeka, wurde 2015 als Ausweichstadion eröffnet und sollte übergangsweise dienen, während das Stadion Kantrida abgerissen und neu gebaut werden würde. Dies ist bis zum heutigen Tag nicht geschehen sodass aus dem Provisorium ein Dauerzustand wurde. 2017 wurde daher auf der bislang offenen Seite auch eine Hintertortribüne errichtet, die seither den Heimfansektor beherbergt. Die Kapazität wurde damit von 6.039 auf 8.279 Plätze erhöht. Der Stadionneubau wurde mitsamt einer Trainings- und Fußballakademieanlage errichtet und sollte in deren Betrieb eingebunden werden wenn denn jemals einmal wieder an den Kantrida-Standort zurückgezogen werden sollte.
Vor dem Spiel wurde durch die Stadt Rijeka spaziert.
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