Dienstag, 9. August 2016

Gerhard Hanappi − Ballkünstler und Architekt



Rezension

Gerhard Hanappi
Ballkünstler und Architekt
Ein Film von Katalin Hanappi.
Österreich 2016
50 Min.





Gerhard Hanappi war einer der größten Fußballer Rapids und der Wiener und österreichischen Fußballgeschichte. Ein seinen Tod überdauerndes Denkmal schuf er sich selbst mit dem von ihm als Weststadion geplanten und 1981 nach ihm benannten Hanappi-Stadion. Seine Enkelin Katalin Hanappi setzte ihrem Großvater nun ein weiteres, filmisches Denkmal. Sie führt durch den Film und lässt darin Freunde, Bekannte und Weggefährten ihre Erinnerungen erzählen. Spielszenen und Archivmaterial, etwa aus Wochenschauberichten, sind nur rar eingesetzt. Dafür erscheint der Fußballer Hanappi umso lebendiger, wenn Kicker-Kollegen wie Franz Hasil, Rudi Flögel, Turl Wagner, Alfred Körner, Walter Skocik, Branko Milanović und Günther Kaltenbrunner über ihn sprechen. Die Hochachtung und die Begeisterung, mit der sie von Hanappi reden, spricht Bände. „Er war ein kleiner Mann, aber ein Gigant, ein Riese als Fußballer.“ sagt der ehemalige ORF-Sportreporter Sigi Bergmann, der ebenso wie Peter Elstner in seinen Jugenderinnerungen kramt.

„Ballkünstler und Architekt“ heißt es im Filmtitel. Doch im Film wird vor allem auch der Mensch Hanappi gezeigt. Weggefährte Otto „Stopperl“ Fodrek erzählt mit leuchtenden Augen und verschmitztem Lächeln von Heurigenabenden oder Schauspielerin Waltraud Haas vom blonden Schönling, mit dem sie gemeinsam für Toto Werbung machte. Der private Gerhard Hanappi erscheint in Filmaufnahmen aus der Familienschatzkiste und in den Erzählungen seiner beiden Söhne Hardy und Michael. Sie erzählen von der Kindheit als Kinder eines Prominenten, wo vor dem Haus auch mal Leute standen und schauten, und wo es früh mehr als Wohlstand mit amerikanischen Autos und Zweitwohnsitz gab. Der Idealtypus der Wiederaufbaugeneration. Sie berichten von einem liebevollen Vater, der ihnen Gitarren kaufte, auch wenn sie dann lieber Rock als Heurigenmusik darauf spielten. Nach schwerem Leiden starb Gerhard Hanappi früh im Jahr 1980.

„Das architektonische Lebenswerk meines Großvaters vereint seine Leidenschaften Fußball und Architektur.“ sagt Katalin Hanappi im Film. Gerhard Hanappi lernte bereits während seiner Fußballerlaufbahn für sein Architekturstudium, plante für die Stadt Wien Wohnbauten und schließlich als Krönung das neue Stadion seiner Rapid. Dass es zwischen ihm und Rapid zwischenzeitlich aus vereinspolitischen Gründen einen Bruch gegeben hatte, wird im Film nicht verschwiegen. Das Architekturbüro Hanappi war im Privathaus untergebracht, Frau Hanappi und die Söhne arbeiteten mit. Der Bau des Stadions wurde so zum Familienprojekt.

Das Hanappi-Stadion wurde 2014 abgerissen. Ihm zu Ehren wurde aber der Vorplatz des neuen Weststadions 2016 Gerhard-Hanappi-Platz benannt. Als Fußballer und aufgrund seines Stadions auch als Architekt war Hanappi bekannt. Mit Katalin Hanappis Film darf man auch einen Blick auf den Mensch Hanappi werfen.

Der Film wurde spätabends am 4.8.2016 im ORF ausgestrahlt und ist hier auf Youtube zu sehen.

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