Mittwoch, 10. Juni 2015
Ballesterer 102
Rezension
Ballesterer
Nr. 102, Juni/Juli 2015
82 S.
Ein interessantes Interview mit Heribert Weber samt Einführung in volkstümliche Schlagermusik führen Stefan Kraft und Martin Schreiner. Weber versteht immer noch nicht wirklich, warum seine Spielanlage als Rapid-Trainer damals kritisiert wurde („Die Torchancen waren da, aber leider haben wir nicht oft genug getroffen.)“ und erklärt, dass er sich Fußballatmosphäre genau so wie beim jüngsten Spiel Sturm Graz gegen Rapid vorstelle, aber hält dennoch viel von hochgezüchteten Dorfvereinen wie dem von ihm einst trainierten Untersiebenbrunn oder dem aktuellen Bundesligisten Grödig: „Alles, was sportlich möglich ist, macht einen Sinn.“ Möge er vielleicht zum nächsten Geburtstag den Widerspruch erkennen.
Ein Spieler, der mich nicht im geringsten emotionalisiert, weil er nie für oder gegen eine Mannschaft gespielt hat oder spielt, die mich interessiert, ist Marko Arnautović. Laut Titelgeschichte ist Arnautović allerdings „der umstrittenste Fußballer Österreichs“. Diverse Boulevardgeschichten hat man mitbekommen und einmal habe ich ihn beim Besuch bei Stoke City auch schon Fußball spielen gesehen. Dass ansonsten für mich persönlich weitgehend unbeschriebene Blatt Arnautović wird in einer erkennbar ausführlich recherchierten Titelgeschichte in Artikeln und Interview portraitiert.
Mit einigen Zahlen erinnert Jakob Rosenberg an den vor 15 Jahren eingestellten besten aller Europacupbewerbe, den Cup der Cupsieger. 32 verschiedene Sieger in 39 Jahren. Rekordteilnehmer und Rekordfinalist aus Österreich ist mit zehn Teilnahmen und zwei Finali Rapid. Hans Krankl ist jeweils auf Platz 5 bei den Rekordeinsätzen und Rekordtorschützen.
Ein herrliches Portrait widmet Reinhard Krennhuber dem Brüderpaar Nino (Musiker) und Daniel Mandl (Fußball im Internetz). Dazu gibt es eine Reportage aus Ägypten, Artikel über die Feuerkatastrophe von Bradford 1985 oder das Ende von Parma, die Lizenz- und Seriositäts-Ränkespiele um die Regionalligaaufstiege, einen Nachruf auf Eduardo Galeano und vieles Gutes mehr. Abseits der Titelgeschichte hat mich dann doch praktisch jeder Text gefangen und wurde mit Spannung und Genuss gelesen.
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