Mittwoch, 23. Juli 2025

Budućnost Podgorica – Milsami Orhei 0:0

UEFA Conference League, 2. Qualifikationsrunde, Hinspiel, 23.7.2025
Stadion pod Goricom, 4.234
31°C

Europacup in Podgorica, wo der montenegrinische auf den moldauischen Meister traf. Allerdings nicht in der Champions League, wo beide in der ersten Qualifikationsrunde ausgeschieden waren, sondern in der sie dann auffangenden Conference League. Es gab ein 0:0 der unattraktiveren Sorte am Spielfeld zu sehen. Der FC Milsami aus Orhei, die ich zuletzt erst im Herbst in einem Meisterschaftsspiel auswärts in Chișinău gesehen hatte, hielt sich gegen die Angriffsversuche des heuer sein hundertjähriges Vereinsjubiläum begehenden FK Budućnost Podgorica. Der montenegrinische Meister war zuvor am armenischen FC Noah gescheitert, sonst hätte man hier heute in der Champions-League-Qualifikation Ferencváros empfangen.
Stimmung machten die seit 1987 bestehenden Varvari (Варвари). Der Name bedeutet „Barbaren“ und stammte vom damaligen Präsidenten, der die Kurve in einer lebhaften Diskussion so beschimpfte, wie das informative Lexikon Navijači über Fußballfans im ehemaligen Jugoslawien berichtet. Darin ist ebenso zu lesen, dass die Varvari eine große Freundschaft mit den Meraklije (Мераклије) von Radnički Niš (Раднички Ниш) verbindet und während Budućnost Podgorica im Fußball mit wechselndem Erfolg spielt, der Verein in anderen Sportarten wie Basketball, Handball oder Volleyball teilweise in der europäischen Spitze ist, wodurch die Varvari auch dort zu finden sind. In den Hallensportarten gibt es auch Begegnungen mit den Belgrader Großklubs Partizan und Crvena zvezda, mit denen man beide verfeindet ist. Großer montenegrinischer Rivale ist Sutjeska aus Nikšić, gegen die man 1932 zum ersten Mal spielte.
Der Fudbalski Klub Budućnost Podgorica wurde 1925 als Arbeitersportklub RSK Zora gegründet. 1927 wurde daraus der RSK Budućnost. Das Wort budućnost bedeutet „Zukunft“. Ab 1933 war Budućnost wie andere Arbeitervereine (u.a. der Stadtrivale Slavija und Lovćen aus der alten Hauptstadt Cetinje) unter politischem Druck im Königreich Jugoslawien. 1935 kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen. 1937 bildete man als Nachfolgeverein den Arbeitersportverein RSK Crna Gora, der aber nur einige wenige illegale Freundschaftsspiele bestreiten konnte der Betrieb nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg 1941 vollständig eingestellt war. Schon bevor Podgorica im Dezember 1944 von den jugoslawischen Partisanen wieder befreit werden konnte, wurde entstand der Verein schon im Frühherbst im freien Partisanengebiet in der Stadt Bioče neu. Rund 60 Vereinsmitglieder wurden als Partisanen im Befreiungskampf getötet, davon 19 Spieler. Am symbolträchtigen 1. Mai 1945 spielte Budućnost wieder sein erstes Spiel nach der Befreiung gegen Lovćen in Cetinje, während der Krieg anderswo noch eine Woche dauern sollte. 1946/47 nahm man als einziger montenegrinischer Verein an der landesweiten jugoslawischen Liga teil. Die Stadt Podgoria war damals frisch nach dem Herrscher Tito Titograd benannt worden. So hieß die Stadt bis 1992 und somit auch der verein Budućnost Titograd. Am Saisonende 1947 hatte man zwar den sportlichen Klassenerhalt geschafft, wurde aus politischen Gründen aber in die zweite Liga versetzt, da Ponziana aus Triest in der Liga bleiben sollte, um den jugoslawischen Anspruch auf das bis zur Teilung zwischen Italien und Jugoslawien 1954 eigenständige Freie Territorium Triest aufrechtzuerhalten. Von Abstiegen unterbrochen spielte Budućnost schließlich 1946/47, 1948/49 und 1949/59, 1955/56 bis 1959/60, 1962/63, 1975/76 bis 1991/92 in der ersten Liga des großen Jugoslawiens. Nach dem Zerfall des Staates im Krieg spielte man weiter in der ersten Liga des bald nur mehr als Serbien und Montenegro bestehenden Staats Jugoslawien, der 2003 Serbien und Montenegro benannt wurde und 2006 mit der Unabhängigkeitserklärung und dem Austritt Montenregos zuende ging. Seit 2006/07 spielt Budućnost seither in der ersten montenegrinischen Liga Prva crnogorska fudbalska liga. Im jugoslawischen Fußball erreichte Budućnost auch zweimal das Cupfinale, unterlag 1964/65 aber im Finale im Stadion von Roter Stern in Belgrad vor 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauern Dinamo Zagreb und 1976/77 ebendort vor allerdings 60.000 Leuten Hajduk Split. Im montenegrinischen Fußball seit 2006/07 wurde Budućnost 2007/08, 2011/12, 2016/17, 2019/20, 2020/21, 2022/23 und 2024/25 siebenmal Meister und gewann 2007/08, 2009/10 und 2015/16 dreimal den Cup.
Die bekanntesten Spieler von Budućnost die 1990er-Jahre-Stars Predrag Mijatović und Dejan Savićević, die von hier bereits Ende der 1980er Jahre nach Belgrad gegangen waren und dann Weltkarrieren starteten. Savićević beendete sie bei Rapid. Der SK Rapid selbst hatte Budućnost 1979 einmal in Hütteldorf zu einem Freundschaftsspiel empfangen und vor 1.500 Zuschauerinnen und Zuschauern 1:0 gewonnen.
Das Stadion pod Goricom („Stadion unter dem Hügel“) wurde 1947 eröffnet, wobei nach einem Brand 1954 sowie 1975 und 1989 Renovierungen und Ausbauten erfolgte. Dieses alte Stadion bot bis zu 32.000 Plätze. Das heutige Aussehen des Stadions gibt es seit rund zwei Jahrzehnten, nachdem 2004 die beiden zweirangigen Hintertortribünen gebaut worden waren. Es gibt hier nun 11.080 Plätze.
Vor dem Spiel habe ich die montenegrinische Hauptstadt Podgorica besichtigt.

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