Samstag, 2. März 2024
Hallescher FC – Dynamo Dresden 1:0 (0:0)
Deutschland, 3. Liga, 28. Spieltag, 2.3.2024
Kurt-Wabbel-Stadion, 13.114
Eine ostdeutsche Begegnung in der deutschen 3. Liga. Die Hallenser waren die bessere Mannschaft und hätten per Elfmeter in Minute 8 schon früh in Führung gehen können. Der Ball wurde aber an die Latte geschupft und ging nicht ins Tor. Das spielentscheidende Tor fiel dann acht Minuten vor dem Ende aus einem Freistoß heraus. Dämpfer für Aufstiegsaspirant SG Dynamo Dresden. Punkte im Kampf um den Klassenerhalt für den HFC.
Aufgrund leergelassenen Pufferblöcken war das Stadion an diesem Tag mit bereits 13.114 ausverkauft.
„Olè, olè, Chemie Halle“ erklang es aus der HFC Fankurve, wobei Chemie hier „Schämie“ ausgesprochen wird. Um die im Jahr 2000 gegründeten Ultras Saalefront wurde supportet und dabei kam sowohl HFC als auch Chemie vor. „Erfurt Halle – nur Kaputte“ zeigte die Anwesenheit der Freundschaft mit FC Rot-Weiß Erfurt (seit 2003) an. 1. FC Lokomotive Leipzig (Freundschaft seit 1988) spielte an diesem Tag selbst. Újpest war durch Schals im Sektor erkennbar.
„Ave Dynamo“ gab es mit antikem römischen Anklang im Dynamo-Sektor zu Spielbeginn zu sehen. 1.400 Gäste füllten den Sektor und ließen kraftvoll ihre Chants und Gesänge hören.
In den letzten Minuten des Spiels gab es noch ein wenig Aufregung. Zuvor schon präsentiertes HFC-Material wurde über dem Zaun des Auswärtssektors Richtung Längsseite und HFC-Fankurve gezeigt. Ein Mob auf der Längsseite versammelte sich und gestikulierte. Das tat auch eine Dynamo-Gruppe im Pufferblock und begann Netz und Werbeplane ein wenig wegzuräumen. Zu mehr als dem und Leuchtstiften als Warnsignal kam es dabei aber nicht. Ordner und Polizei standen dazwischen, agierten aber nicht offensiv.
Der Hallesche Fußballclub entstand 1991 aus dem 1966 gegründeten Halleschen FC Chemie. Im Zuge der Umorganisierung des Sportsystems in der DDR wurde 1966 die Fußballsektion aus dem 1958 gebildeten SC Chemie Halle ausgegliedert und ein eigener Fußballklub. Die beiden Titelgewinne als Cupsieger im FDGB-Pokal 1956 und 1961/62 stammen aus der Zeit als SC Chemie Halle. Bis heute ist der Verein für den Anhang schlicht weiter Chemie Halle oder HFC Chemie. Die Leunawerke südlich von Halle waren einst die größte Chemiefabrik der DDR. Der Verein spielte 1965/66 bis 1972/73, 1974/75 bis 1983/84 und 1987/88 bis zu ihrem Ende 1990/91 in der DDR-Oberliga. Mit dem vierten Tabellenplatz 1990/91 konnte Chemie Halle nach 1962/63 im Cup der Cupsieger und 1971/72 im UEFA-Cup auch 1991/92 wieder im UEFA-Cup spielen, schaffte aber nicht die Qualifikation für die Bundesliga und musste in die 2. Bundesliga. Dort konnte man sich auch nur eine Saison halten, stürzte weiter ab und spielte 1995/96, 1996/97, 1998/99 und 1999/2000 gar nur mehr fünftklassig. Nach langen Viertligajahren schaffte es der HFC 2012 in die 3. Liga, in der man sich seither hielt.
Das Kurt-Wabbel-Stadion wurde 1936 als Kampfbahn der Stadt Halle mit damals 32.000 Stehplätzen und 3.000 Sitzplätzen eröffnet. Von diesem Bau stehen nur mehr die Außenmauern. Die Steinmauern geben dem neuen Stadion aber eine schöne historische Optik. Auffällig sind die Skulpturen aus dem Jahr 1951 (Arbeiter, Bauer, Wissenschafter, Bergmann, Schmied und Stahlarbeiter). Im Inneren wurde das alte Stadion in den Jahren 2010 und 2011 abgerissen und 2011 mit einer Kapazität von 15.057 Plätzen neueröffnet. Das alte Stadion war zuletzt baufällig und Teile bereits gesperrt gewesen.
Die Nazis hatten das Stadion 1939 nach einem der ihren Horst-Wessel-Kampfbahn benannt. In der DDR wurde das Stadion nach dem Sportler (Schwerathletik und Fußball), Gewerkschafter und KPD-Politiker Kurt Wabbel benannt, der von den Nazis ab 1933 bis zu seinem Tod 1944 in KZ gesperrt war. Ein Denkmal erinnert an das Unglück von 1971, als in der Nacht vor dem Europacuspiel bei PSV Eindhoven im Chemie Halles Eindhovener Hotel ein Brand 19 Menschen verletzte und elf tötete, darunter ein HFC-Spieler. Die Hallenser traten daher nicht an. Die UEFA kümmerte dies nicht, sie ließ PSV Eindhoven kampflos aufsteigen. 1997 kam es zu einer Katastrophe hier am Stadion als eine Gruppe von Fallschirmspringern zum Stadtderby HFC Chemie gegen VfL Halle effektvoll den Ball bringen sollte und sich bei einem der Fallschirm nicht öffnete. Er stürzte ab, starb dabei, tötete drei Zuschauer und verletzte sieben weitere Menschen.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Halle (Saale) besichtigt.
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