Champions League, Gruppe H, 5. Runde, 28.11.2023
Estadi Olímpic Lluís Companys, 43.533
Unterhaltsames Match in der Champions League zwischen dem FC Barcelona und dem FC Porto. Besondere Aufmerksamkeit erhielt vom Barça-Publikum aufgrund seiner Real Madrid-Vergangenheit der Porto-Spieler Pepe. Er wurde bei der Aufstellung und bei Ballkontakten ausgepfiffen. Für Porto erzielte sein Namensvetter Pepê nach einer halben Stunde die Führung der Gäste, es dauerte aber nur zwei Minuten bis zum Ausgleichstreffer. In einem guten Spiel zweier guter Mannschaften erzielte Barcelona in der zweiten Spielhälfte mit dem 2:1 den Siegtreffer, der in Summe wohl auch dem Spiel entsprach. Der FC Barcelona qualifizierte sich damit erstmals nach drei Jahren wieder für das Achtelfinale der Champions League.
Eine von getragener Musik aus den Lautsprechern begleitete Gedenkminute vor Spielbeginn erinnerte an den verstorbenen ehemaligen Barcelona-Trainer Terry Venables.
Die Atmosphäre im Camp Nou war lange Zeit eher ruhig und still seitdem die Boixos Nois („Buchsbaum-Burschen“) vor zwei Jahrzehnten vom Verein aufgrund virluenter Gewalttätigkeit und Rechtsextremismus ausgeschlossen worden waren. Mittlerweile hat sich so etwas wie Support entwickelt. Vor dem Spiel gab es im Park vor dem Stadion ein Einsingen mit Pyro und Feuerwerk, im Stadion wurde supportet und einmal stieg sogar der Rest des Stadionpublikums mit ein. Die Minute 17:14 wurde traditionell besonders begangen und eine große Katalonien-Flagge ausgerollt, um auf den katalanischen Unabhängigkeitswillen aufmerksam zu machen (Gedenken an die spanische Besetzung von Barcelona im Jahr 1714).
Die Porto-Fanszene ist aber eine andere Hausnummer. Sie nahm einen großen Teil des oberen Rangs einer Kurve ein. Die zugestandenen 2.700 Karten dafür waren binnen Stunden ausverkauft gewesen. Die spanischen Medien nannten das „hacer un Eintracht“ („eine Eintracht machen“). So nennt man hier mittlerweile einen großen Andrang von Auswärtsfans, seit es am Weg zum Europacupsieg über alle Wege und Umwege 30.000 Fans von Eintracht Frankfurt ins Camp Nou geschafft hatten. Zu Spielbeginn gab es von den Super Dragões zahlreiche Fahnen mit ihrem Logo und dem Champions-League-Pokal darauf abgebildet. Bei den Colectivo Ultras 95 war über ihrem Curva Norte-Fetzen eine MSV Duisburg-Fahne zu sehen. Man hatte also Gäste von dort dabei, die auch ihre Schals zeigten. Vor allem zu Beginn und gegen Ende machte der Porto-Support akustisch etwas her.
Das Estadi Olímpic Lluís Companys am Berg Montjuïc habe ich vor sieben Jahren im Jahr 2016 leer besichtigt. Seine letzte große Verwendung als Fußballstadion hatte das schon bei der Bewerbung von 1936 vorgesehene und dann 1992 dann tatsächlich als solches fungierende Olympiastadion für den Stadtrivalen Espanyol de Barcelona nach Schließung von dessen Estadi Sarrià 1997 bis zur Eröffnung des neuen Stadions am Stadtrand 2009. Aktuell dient es dem FC Barcelona als Ausweichspielstätte während der laufenden Umbauarbeiten des Camp Nou. Im Lauf der nächsten Saison möchte der FC Barcelona dorthin zurückkehren und dann die nächsten Jahre mit beschränkter Kapazität während der Bauarbeiten bis zur geplanten Fertigstellung der Baustelle 2026 wieder dort spielen.
Als Estadi Olímpic de Montjuïc wurde das Stadion für die Weltausstellung von 1929 gemeinsam mit weiteren Bauten am Berg Montjuïc errichtet und war als Stadion der Bewerbung um die Olympischen Spiele von 1936 vorgesehen. Diese wurden dann aber an Berlin vergeben. Als Protest gegen die Spiele in Nazideutschland wurde in Barcelona eine Volksolympiade (spanisch Olimpiada Popular, katalanisch Olimpíada Popular) als Gegenveranstaltung organisiert, die hier stattfinden sollte. 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 22 Ländern kamen dafür her, v.a. Mitglieder von Gewerkschaften und sozialistischen Arbeiterparteien. Aufgrund des rechten Militärputsches gegen die spanischen Republik und des folgenden Bürgerkriegs wurden die Spiele nach der Eröffnungsfeier abgebrochen. Rund 200 Athleten, die meisten Deutsche und Italiener, welche faschistische Diktaturen und deren Verbrechen und Morde schon von zuhause kannten, blieben in der Stadt und schlossen sich Militäreinheiten zur Verteidigung der Republik an. Das wurde zur Keimzelle der Internationalen Brigaden, in denen Antifaschisten aus ganze Europa bis 1938 am Krieg teilnahmen.
Das 1989 renovierte Stadion war der Hauptaustragungsort der Olympischen Spiele von Barcelona 1992. Zuletzt wurde das Stadion für eine Leichtathletik-EM 2010 renoviert. Seit dem letzten Umbau hat das Stadion 55.000 Sitzplätze. Bis 2001 hieß das Stadion Estadi Olímpic de Montjuïc. Dann wurde es nach Lluís Companys benannt. Zur Zeit der Republik war er Bürgermeister von Barcelona, später Minister und schließlich Präsident der Generalitat de Catalunya, also gewählter Regierungschef Kataloniens. Nach der Niederlage der Spanischen Republik im Bürgerkrieg 1936 bis 1939 gegen die rechte Putscharmee Francos flüchtete er nach Frankreich. Dort wurde er 1940 von der deutschen Gestapo verhaftet und von den Nazis an ihren Verbündeten Franco ausgeliefert. Die spanischen Faschisten richteten ihn im Castell de Montjuïc hin.
Vor dem Spiel habe ich am Nachmittag am Rand der Stadt Barcelona das Spiel in der Youth League im Estadi Johan Cruyff besucht.
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