Nordirland, Northern Ireland Football League Premiership, week 22, 26.12.2019
The Oval, 6.500
„Jingle bells, jingle bells, jingle all the way. Oh what fun it is, to beat the Blues on boxing day.“ war der zur Jahreszeit passende Hit des Nachmittags auf den Glentoran-Rängen. Vor ausverkauften Rängen schlug Glentoran in einem ansehnlichen Belfaster Big Two derby Linfield und hielt damit Anschluss zur Tabellenspitze.
Nach drei Minuten gab es einen minute's applause in Gedenken an das vorige Woche verstorbene Baby von Glentoran-Kapitän Marcus Kane (Rückennummer 3), an dem sich beide Fanlager und Mannschaften beteiligten und wofür der Schiedsrichter kurz das Spiel unterbrach.
Alle Bewerbe zusammengenommen gab es in 465 Derbys der Big Two bisher nunmehr 227 Linfield-Siege, 131 Glentoran-Siege und 107 Remis.
Seit der einst größte Klub der Stadt Belfast Celtic FC 1949 aufgrund des Nordirlandkonflikts seinen Spielbetrieb einstellte, ist das Derby von Glentoran und Linfield das größte Fußballderby der Stadt (zuvor war es Belfast Celtic gegen Linfield). Die Vereinsauflösung des Serienmeister von 1935 bis 1948 erfolgte, nachdem am Boxing Day 1948 die Spieler von Belfast Celtic bei einem Platzsturm im Match im Windsor Park von Linfield von deren Anhängern bis hin zu Knochenbrüchen verprügelt und viele schwer verletzt worden waren, die protestantisch-britisch dominierte Polizei aber nicht einschritt. Während zwischen Belfast Celtic als katholisch-irischer Verein und Linfield als protestantisch-britischer Verein die religiös-nationalpolitische Komponente die Rivalität dominierte, sind Glentoran und Linfield beide protestantisch-britisch. Allerdings war Glentoran historisch immer offener, erlaubte katholische Spieler in seinem Verein und hatte auch katholisch-irische Fans, während Linfield hier bis in die 1980er Jahre eine ausschließende Politik verfolgte (allerdings mit Ausnahmen). Nach 1949 wuchs Glentoran zu einem ebenbürtigen Rivalen, da ehemalige Anhängerinnen und Anhänger von Belfast Celtic, die weiter zum Fußball gingen, am ehesten hierher wechselten.
Der Glentoran Football Club wurde 1882 gegründet. 23-mal wurde man nordirischer Meister (zuerst 1893/94, zuletzt 2008/09), 22-mal nordirischer Cupsieger im Irish Cup (zuerst 1913/14, zuletzt 2014/15), siebenmal gewann man den Irish League Cup (zuerst 1988/89, zuletzt 2009/10)
Im Mai 1914, wenige Monate bevor sich die Männer beider Staaten im Ersten Weltkrieg auf Befehl ihres Kaisers und ihres Königs gegenseitig umbrachten, nahm Glentoran als Cupsieger des Irish Cup gemeinsam mit Celtic als schottischer FA-Cup-Sieger und dem Burnley FC als englischer FA-Cup-Sieger an einem Einladungsturnier in Wien teil, wo sie auf der Hohen Warte auf eine Wiener Auswahl trafen. Mit einem 5:0 gegen diese Wiener Auswahl gewann Glentoran den Vienna Cup. Der Pokal wird bis heute als eine der wichtigsten Trophäen der Vereinsgeschichte – internationaler Titel – in den Klubräumlichkeiten im Stadion verwahrt. Zum 100-jährigen Jubiläum des Turniers 2014 gab es eine Feier in der Belfast City Hall.
Die größte verpasste Chance der Vereinsgeschichte: Der in Belfast geborene George Best, der größte nordirische Fußballer aller Zeiten, war als Kind Glentoran-Fan und besuchte mit seinem Großvater die Spiele, wurde aber im Nachwuchs des Vereins als zu klein und leichtgewichtig abgelehnt.
The Oval wurde 1892 eröffnet und ist seither die Heimstätte von Glentoran. Im Zweiten Weltkrieg wurde das im Osten der Stadt nahe dem Hafen liegende Stadion von deutschen Bombenangriffen zerstört und konnte erst 1949 wiedereröffnet werden. Den Rekordbesuch gab es hier 1966 in einem UEFA-Cup-Match gegen die Rangers aus Glasgow, das 55.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen. Heute läge die Stadionkapazität zwar bei 26.556 Plätzen, es wird aufgrund von Sicherheitsvorschriften aber nur mehr ein Viertel davon zugelassen sodass dieses Spiel schnell ausverkauft war (1.584 waren hier im Saisonschnitt 2018/19). Doppelt so viel wie heute hier waren, hätten auf den Stehplätzen locker hereingepasst ohne dass es eng geworden wäre. Je eine Kurve mit ihren schönen Terraces und eine der beiden nicht minder schönen Längsseitentribünen waren Glentoran und Linfield vorbehalten.
Es wurde auch die Stadt Belfast besichtigt.
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