Deutschland, Bundesliga, 14. Spieltag, 7.12.2019
Borussia-Park, 54.022
Sieg von Borussia Mönchengladbach über Bayern München in einem Klassiker des deutschen Fußballs. Nach einer halben Stunde kletzelte der Gladbacher Goalie einen Ball, der schon halb über die Linie gerollt war, doch noch hinaus. Kurz nach der Pause drückte sich der Bayern-Druck der ersten Hälfte dann in ihrem 0:1 aus. Doch nach einer Stunde wackelte das Stadion dann erstmals zu lauten Dup-Dup-Dup-Tormusikklängen nach dem Ausgleichstreffer und die Heimmannschaft übernahm die Oberhand über das Spiel. Finaler Höhepunkt waren dann ein Elfmeter mitsamt Gelb-Rot in der 90. Minute, der zum aufgrund der Entwicklung des Spiel verdienten 2:1 führte.
Zu Spielbeginn erinnerte die Nordkurve per Spruchband an den 100. Geburtstag von Trainerlegende Hennes Weisweiler (mit Gladbach deutscher Meister 1970, 1971 und 1975, DFB-Pokal-Sieg 1973, UEFA-Cup-Sieg 1975) und begann dann den Support mit ihrem Kurvenklassiker „Mönchengladbach olé“. Im Auswärtsblock gab es eine rot-weiße Choreographie im unteren Rang. Aus der Nordkurve war „Bayernschweine!“ und dem Bayern-Block war u.a. „Ihr seid nur schwarz-weiße Kölner!“ zu hören. Ein Spruchband im Auswärtsblock beteiligte sich an den Protesten gegen die Aberkennung der steuerlichen Gemeinnützigkeit für die 1947 gegründete deutsche Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Dass sich der Verein für Demokratie und gegen Rechtsextremismus und Neonazis eingesetzt hat, bewertete das Berliner Finanzamt als politisch und nicht gemeinnützig.
Borussia Mönchengladbach bzw. formal korrekt der Borussia Verein für Leibesübungen 1900 e.V. wurde im Jahr 1900 als Fußballklub Borussia 1900 gegründet. 1910 wurde daraus die Borussia 1900 M.Gladbach. Mönchengladbach hieß damals München-Gladbach, kurz M.Gladbach. Der erste große Erfolg war der westdeutsche Meistertitel 1920 samt Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1920, wo man im Viertelfinale gegen die SpVgg Fürth ausschied. Man spielte damals nach Fusion mit dem Turnverein Germania 1889 unter dem Namen VfTuR 1889 M.Gladbach. Vom NS-Regime wurde 1933 im Rahmen der NS-Politik der Bildung von Großvereinen die Zwangsfusion mit dem Stadtrivalen Sport-Club 1894 e.V., dem späteren 1. FC Mönchengladbach, angeordnet. Das wurde allerdings im nächsten Jahr wieder rückgängig gemacht. Nach der Befreiung 1945 spielte die Borussia ab den fünfziger Jahren meist in der Oberliga West, 1963/64 und 1964/65 dann in der Regionalliga West und schaffte 1965 unter dem legendären Trainer Hennes Weisweiler und mit dem berühmtesten Spieler der Vereinsgeschichte, Günter Netzer, den Aufstieg in die Bundesliga. 1960 wurde die Stadt München-Gladbach in Mönchengladbach umbenannt, seither heißt der Verein offiziell Borussia Mönchengladbach. Die Fohlenelf der 1960er/70er Jahre, die heute mit einem Denkmal in der Stadt geehrt ist, wurde 1969/70, 1970/71, 1974/75, 1975/76 und 1976/77 fünfmal deutscher Meister, gewann zweimal den UEFA-Cup (1974/75 und 1978/79) und stand drei weitere Male im Europacupfinale. Dazu wurde nach dem ersten DFB-Pokalsieg 1960 auch 1973 ein zweites Mal der Cup gewonnen. Im DFB-Pokal feierte Borussia Mönchengladbach 1995 auch den letzten nationalen Titelgewinn. 1999 stieg man erstmals wieder aus der Bundesliga ab, nach zwei Zweitligasaisonen gelang dann der Wiederaufstieg. 2007/08 verbrachte man eine weitere Saison in der 2. Bundesliga. Nachdem Borussia Mönchengladbach 2010/11 erst in der Relegation die Klassenerhalt gesichert hatte, wurde unter Trainer Lucien Favre der Turnaround geschafft und seither bewegt man sich in den oberen Tabellenrängen der Bundesliga und spielt regelmäßig im Europacup.
Rapid gewann 1983 beim 50-Jahre-Jubiläumsturnier der Austria Salzburg in Lehen vor 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauern 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach und spielte 1995 in einem sommerlichen Freundschaftsspiel im Eisenstädter Lindenstadion 2:2 vor 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Beim Osterturnier im Prater 1969 gab es kein Aufeinandertreffen, auch wenn Rapid (2:0 gegen 1860 München) und Borussia Mönchengladbach (3:0 gegen die Austria) ihre jeweiligen Spiele gewonnen hatten. Denn der Sieger in diesem Viererturnier, das eigentlich keines war, wurde nach den beiden Fußballspielen unabhängig vom sportlichen Ergebnis nach der Lautstärke des Applauses im Stadion, gemessen von einem ARBÖ-Phonometer, ermittelt. Rapid gewann mit 94 Phon vor Gladbach mit 91 Phon, der Austria mit 82 Phon und 1860 mit 79 Phon. „Der moralische Sieger hieß Borussia“ schrieb die Arbeiter-Zeitung allerdings danach.
Der Borussia-Park wurde 2004 als Neubau nach zwei Jahren Bauzeit für 86,9 Mio. € am nördlichen Stadtrand eröffnet und löste das Bökelbergstadion als Spielstätte ab. Das Stadion bietet 54.022 Plätze bzw. mit Versitzplatzung der Stehränge 46.279 Plätze in internationalen Bewerben. Im Frühjahr 2019 wurde ein Erweiterungsbau mit Hotel, Fanshop und Vereinsmuseum Fohlenwelt eröffnet.
Vor dem Spiel wurde Mönchengladbach besichtigt.
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