Deutschland, DFB-Pokal, 1. Runde, 17.8.2018
Willy-Sachs-Stadion, 15.060
Mit einem Elfmeter Mitte der ersten Hälfte und einem Kopfballtreffer Mitte der zweiten Hälfte gewann Schalke im DFB-Pokal beim sich gut haltenden Schweinfurter Regionalligisten. Am Schluss blitzte es über dem Stadion der „Schnüdel“ und es begann auch zu schütten, aber das Match konnte zu Ende gespielt werden
Guido Burgstaller spielte von Beginn an bis Anfang der zweiten Hälfte für Schalke.
Die Schweinfurter Fanszene zeigte zu Beginn eine schöne glitzernde Choreo, supportete gut und zeigte zu einem Stadionverbotler-Spruchband Pyro. Der drei Sektoren füllende Schalker Anhang machte sehr laut und durchaus überzeugend Stimmung. Eine schöne, ebenfalls glitzernde und pyrountermalte Choreo gab es zum Wiederbeginn nach der Pause. Auch in den übrigen Bereichen des ausverkauften Stadions hatten sich zahlreiche Schalke-Fans eingefunden.
Zu Herkunft und Bedeutung des Schweinfurter Spitznamens „Schnüdel“ gibt es verschiedene Versionen. Es soll sich um einen unterfränkischen Ausdruck für den Zipfel handeln, der einst von der Blase im Inneren des Balles als Verschluss abgebunden werden musste und für eine harte Stelle sorgte, die beim Kopfball recht unangenehm war. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Spitzname zwar bereits verwendet, aber als Schimpfwort. In der Nachkriegszeit geriet der Name fast in Vergessenheit, wurde aber in neuerer Zeit wiederbelebt.
Der 1. FC Schweinfurt wurde 1905 gegründet. Ursprünglich ein bürgerlicher Klub wurde daraus ab den 1920er Jahren ein Arbeiterverein, spätestens mit dem Einzug in das neue Stadion nahe den von den 1930er bis in die 1960er Jahre entstehenden beiden großen Arbeitervierteln Bergl und Musikerviertel. Von 1931 bis zur Gründung der Bundesliga spielte Schweinfurt stets in der auf regionaler Ebene ausgetragenen jeweiligen höchsten Spielklasse (Bezirksliga, Gauliga, Oberliga) und war nach Nürnberg und Fürth die wichtigste fränkische Fußballstadt. Größte Erfolg war das Semifinale im deutsche Pokalfinale 1936, das man beim heurigen Erstrundengegner Schalke 3:2 verlor und als Meister der Gauliga Bayern die Teilnahmen an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1939 und 1942. Nach Gründung der Bundesliga 1963 wurde Schweinfurt zweitklassig wund war 1975 Gründungsmitglied der 2. Bundesliga Süd. 1966 und 1975 scheiterte man in den Aufstiegsspielen am Aufstieg in die Bundesliga. Dann ging es bergab: 1976 stieg man erstmals seit 55 Jahren in die Drittklassigkeit ab (Bayernliga). 1990/91 und 2001/02 kehrte man für jeweils eine Saison in die 2. Bundesliga zurück, musste aber gleich wieder hinunter. Nach langen Jahren in sechstklassiger Landesliga Nord und fünftklassiger Bayernliga spielt Schweinfurt 2018/19 aber wieder immerhin die sechste Saison in Folge in der viertklassigen Regionalliga. Wie 2017 qualifizierte sich Schweinfurt auch 2018 durch den Sieg im bayrischen Toto-Pokal für den DFB-Pokal. 2017 begrüßte man hier im Stadion Eintracht Frankfurt.
Das Willy-Sachs-Stadion wurde 1936 als Heimstätte des Fußballklubs 1. FC Schweinfurt 05 eröffnet. Das Eröffnungsspiel fand zwischen dem 1. FC Schweinfurt und dem deutschen Meister von 1935 Schalke 04 statt. Finanziert wurde es vom Schweinfurter Fabriksbesitzer Willy Sachs, der bereits vor der Machtergreifung die Nazis unterstützt hatte, seit 1933 Mitglied von NSDAP und SS war, sich an den Nazi-Raubzügen an Jüdinnen und Juden beteiligte und die Stadioneröffnung in SS-Uniform vornahm. Als Mäzen des Sportvereins und durch den Stadionbau blieb er in Schweinfurt populär, 20.000 waren 1958 bei seinem Begräbnis und Bemühungen der Schweinfurter „Initiative gegen das Vergessen“ zu einem neuen Stadionnamen stießen auf Ablehnung. Seinen Rekordbesuch erlebte das Stadion 1954 mit 22.500 Zuschauerinnen und Zuschauern bei einem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Heute gibt es 15.060 Plätze.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Schweinfurt besichtigt.
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