Mittwoch, 26. Oktober 2016
Tornados spezial, 38
Rezension
Tornados spezial
Ausgabe 38
96 S.
Das zwanzigjährige Jubiläum der Tornados Rapid ist hier natürlich ein wichtiges Thema im Heft. Es gibt dazu einen Abriss der Geschichte der Gruppe, ein sehr kurzweiliges Interview mit drei langjährigen Gruppenmitgliedern und eine ausführliche Choreorückschau auf diesbezügliche Aktivitäten bei Kampfmannschaftsspielen seit 2003 samt Daten zum dabei verwendeten Material.
Im Weststadion hängt ein Fetzen 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club in den rot-blauen Gründungsfarben Rapids am Vorsängerpodest der Tornados. In einem tiefgehenden Artikel begründet man dieses symbolische Zeichen auch als Kritik am modernen Fußball: „Wir unterstreichen unsere Ursprünge in der Arbeiterbewegung und stellen das Thema ,Arbeiterverein‘ in Zeiten einer überdimensionierten Business-Tribüne in den Fokus.“ Die Gründungsgeschichte Rapids eben als 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club wird näher beleuchtet. Noch einmal betont wird das weithin unbekannte Faktum, dass dieser Vorgängerverein bereits 1897 gegründet wurde, wie Domenico Jacono im Zuge der Rapideums-Vorarbeiten herausfand, und nicht wie bis dahin angenommen 1898, als das erste Spiel stattfand. Nächstes Jahr jährt sich dies zum 120. Mal. Gegründet und getragen wurde der Verein von Arbeitern, die in der Zeit des heute verklärten Pomps und Traras des Kaiserstaats in elendiglicher Armut in der Vorstadt lebten und zum überwiegenden Teil Migranten waren. Dies führt zur Kritik an der gegenwärtigen Situation: „Waren Arbeiter und Migranten des Wiener Westens ehemals die Träger des Vereins, so werden diese Gesellschaftsschichten heute immer weniger. Rapid schafft es in den letzten Jahrzehnten nur sehr bedingt, für Menschen − ausgenommen jenen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Polen − mit Migrationsgeschichte Identität zu stiften.“
Weitere Artikel behandeln den Eingewöhnungsprozess im Weststadion samt positiven und negativen Komponenten und die Freundschaft mit Ferencváros. Großen Raum nehmen traditionell die Rapid-Spielberichte ein, in denen sich auch manch kritisches Wort findet. Beim Lesen und Revue passieren lassen der Frühjahrssaison ist man froh, dass das Happel-Stadion als Heimspielstätte Geschichte ist. Das Reisen ist ja ein wichtiger Bestandteil des Fußball(er)lebens. Daher erfreuen die Berichte über unterschiedliche Reisewege zu Europacupspielen genauso wie die diesmal in ihrer Vielfalt und vom Distanz-Level besonders interessanten Groundhopping-Berichte aus Marokko, China und Kolumbien.
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