Montag, 29. Dezember 2014
Transparent 11
Rezension
Transparent
Magazin für Fußball & Fankultur
Nr. 11 (2014)
66 S.
Die Verluste an Fans, welche die jeweiligen Stadion-Umzüge von 1860 München mit sich brachten, beschreibt ein interessanter Artikel von David Rösler. Schon den Auszug aus dem Grünwalder Stadion in das große Olympiastadion Mitte der 1990er machten Teile der älteren Fanszene nicht mehr mit, „schauten die Spiele von nun an lieber in Kneipen oder vorm Fernseher, weil sie sich nicht mehr heimisch fühlten und die Atmosphäre in keinster Weise vergleichbar war.“ Die Gesamtzahl der Zuschauerinnen und Zuschauer stieg in jenen erfolgreichen Jahren, doch die Fanszene hatte sich verändert. Nach kurzer Rückkehr für eine Saison ins Grünwalder Stadion (wobei fünf Spiele dann doch wieder im Olympiastadion ausgetragen wurden) kam 2005 mit dem Wechsel in die Arena der nächste Einschnitt. „Löwenfans, die sich über die Jahre klar und intensiv gegen die Pläne des allmächtigen Präsidiums (Wildmoser, Anm.) positioniert hatten, bleiben bis heute spürbar der Arena, abgesehen von ein paar Highlights, fern. Tatsächlich fehlt in der Arena bis heute ein wichtiger Anteil an aktiven Fans zwischen 30 und 40 Jahren.“ erzählt ein Mitarbeiter des Fanprojekts.
Zuletzt gab es um den Einstieg eines vereinsfremden Investors vereinsinterne Konflikte, auch zwischen Fans, die u.a. zum Rückzug einer Ultragruppe führten. „Zusammenfassend haben wir durch die Stadionwechsel, die vereinsinternen Auseinandersetzungen und den Einstieg von Ismaik in den letzten 20 Jahren sicherlich 5.000 bis 10.000 jahrelange Löwenfans verloren, die durch jüngeres und Eventpublikum ersetzt wurden.“ analysiert ein 1860-Fan die Veränderungen im Stadion.
Eine bemerkenswerte Frage stellt sich das Magazin im Schwerpunkt: „Haben Fans überhaupt noch eine Zukunft im Profifußball?“ Ein Text beschäftigt sich mit der Fanvereingründung HFC Falke von HSV-Fans, dem Abgang der Ultras in Hannover zur Amateurmannschaft und den Protest jener in Jena gegen einen Investoreneinstieg. „Wie die Zukunft aussieht, ist unklar, − die aufgezeigten Beispiele zeigen aber, dass es zunehmend Brüche gibt. Brüche mit der Selbstverständlichkeit einer bunten Fankurve bei jedem Spiel, Brüche zwischen Vereinen und Fans.“
Interessant sind im Heft noch eine schöne Fotoserie zum von mir auch erst unlängst besuchten Bruchwegstadion in Mainz, ein fankultureller Reisebericht aus Kroatien und exotische Groundhoppingberichte.
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