Sonntag, 21. Januar 2024
Trabzonspor – Galatasaray 1:5 (0:1)
Türkei, Süper Lig, 21. Hafta, 21.1.2024
Şenol Güneş Spor Kompleksi, 36.352
Kantersieg von Galatasaray bei Trabzonspor am Sonntagabend. Der regierende Meister ging nach 13 Minuten in einer spielerisch ausgeglichenen ersten Hälfte in Führung. Nach der Pause setzten die Gäste ebenfalls nach einer Viertelstunde das 2:0 drauf und wenige Minuten später das 3:0. Aus einem von einem freistehendem Mann gut übernommenen Corner konnte Trabzonspor in Minute 80 den Ehrentreffer erzielen. Doch praktisch im Gegenzug stellte Galatasaray in der Minute darauf auf 4:1. Als viele Zuschauerinnen und Zuschauer bereits gegangen waren, folgte in Minute 90 scheinbar noch das 5:1. Doch nach VAR-Kontrolle wurde das Tor wegen eines Fouls wieder aberkannt. In der Nachspielzeit fiel das 5:1 dennoch noch. Gellende Pfiffe gab es vom verbliebenen Publikum auf den Rängen zum Schlusspfiff für die Trabzonspor-Mannschaft. Der Tabellendritte Trabzonspor steht nun 14 Punkte hinter dem Tabellenzweiten Galatasaray.
Mit Taxiarchis Fountas spielt für Trabzonspor seit Sommer 2023 ein alter Bekannter, der seine Anerkennung und seinen Ruf bei Rapid verspielte, als er vor Spielen plötzliche Erkrankungen vorschützte, um ohne Einsätze in die USA wechseln zu könnnen. Dort flog er wegen Rassismus hochkant hinaus und spielt heute nicht mehr jenseits des großen Teichs sondern am Schwarzen Meer. Auffällig war, dass er als einziger, ohne von einem Einlaufkind begleitet zu werden, auf das Feld kam.
Die drei mittleren Blöcke von Sechzehner zu Sechzehner auf der Längsseite waren im unteren Rang Trabzonspor-Fansektoren, mit jeweils Vorsängerpulten und Trommeln. Büyük Trabzonspor 1967 (Großes Trabzonspor 1967) stand davor. Auf einer Hintertorseite gab es auch noch einen Supportblock. Dazwischen gab es auch einmal einen Wechselgesang. Im Mittelblock lieferte man sich untereinander die letzte Viertelstunde der ersten Hälfte eine hin- und herwogende und immer wieder aufflammende veritable Schlägerei. Zur Minute 60 gab es in einem Block daneben eine Trabzonspor-Blockfahne und ganz rechts außen, wo das ganze Spiel über ein Transparent der Çılgınlar 1980 mit dem nationalistischen Slogan zur Unterstützung des Militärs Şehitler ölmez vatan bölünmez (Märtyrer sterben nicht, die Heimat kann nicht geteilt werden) hing, gab es eine große türkische Flagge über dem Block zu sehen und Tafeln mit Bildern bei den aktuellen Kriegen der Türkei getöteter Soldaten wurden hochgehalten.
„Ooo Cim bom bom“ begann der Auswärtsblock um ultrAslan und begleitete den Spielanfang auch im Licht von mehreren Fackeln. Man hatte aufgrund des Spielverlaufs mehr zu feiern und das wirkte sich natürlich atmosphärisch gut aus.
Der Trabzonspor Kulübü wurde 1967 aus der Fusion mehrerer lokaler Vereine als Großverein gegründet. 1966 hatte es zuvor schon zwei mit Problemen behaftete Gründungsversuche gegeben, beim dritten Mal klappte es 1967. Charakteristisch sind die weinrot-blauen Vereinsfarben. Eine Behauptung nennt dafür den im Schwarzen Meer vorkommenden Fisch Sardelle als Inspiration. Realistischer ist aber aber Aston Villa als Vorbild. Ein Präsident soll mit deren Dressen von einer Reise zurückgekommen sein, in denen dann gespielt wurde.
Mit sieben türkischen Meistertiteln 1975/76, 1976/77, 1978/79, 1979/80, 1980/81, 1983/84 und nach fast vier Jahrzehnten wieder zuletzt 2021/22 zählt Trabzonspor zu den erfolgreichsten Vereinen des Landes und mit Bursaspor gibt es nur einen weiteren Verein, der nicht aus İstanbul ist und türkischer Meister wurde. Dazu kommen an Titeln neun türkische Cupsiege 1976/77, 1977/78, 1983/84, 1991/92, 1994/95, 2002/03, 2003/04, 2009/10 und 2019/20. Seit 1974/75 spielt Trabzonspor in der ersten türkischen Liga und ist seither nicht abgestiegen. Überhaupt ist Trabzonspor seit Vereinsgründung 1967 noch nie abgestiegen. Zur Vereinsgeschichte gibt es in der Stadt das Trabzonspor Şamil Ekinci Müzesi.
Der Şenol Güneş Spor Kompleksi wurde 2016 eröffnet. Das neue Stadion wurde nach dem Stadtteil Akyazı Stadyumu bezeichnet, aber auch gleich nach Şenol Güneş benannt. Offiziell trägt es seit 2017 wechselnde Sponsorennamen. Die Trabzonspor-Legende Şenol Güneş spielte 1975 bis 1987 als Tormann für Trabzonspor, wobei er sechsmal Meister und dreimal Cupsieger wurde. Als mehrmaliger Trabzonspor-Trainer gewann er mit seinem Verein zwei Cupsiege und erreichte viermal den zweiten Meisterschaftsplatz. Das Stadion bietet 40.782 Plätze und ersetzte als Spielstätte das alte Hüseyin Avni Aker Stadı. Für den Stadionbau und das Umfeld, auf dem sich weitere Sportanlagen befinden, wurde ab 2011 an der Küste des Schwarzen Meers 795.000 m² Land aufgeschüttet. Geplant wurde das Stadion ebenso wie das Neubaustadion von Galatasaray in Stuttgart. Mit dem Design für das Stadion hier hatten sich die Stuttgarter Architekten zuvor für den Stadionneubau in Mainz beworben, waren dort aber nicht zum Zug gekommen.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt Trabzon besichtigt.
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