Freitag, 25. Oktober 2019

Der tödliche Pass, 93



Rezension


Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 93, Juni 2019
108 S.








Mit dem Streit des DFB mit Ferenc Puskás, der auf das mutmaßliche Doping der westdeutschen Weltmeistermannschaft von 1954 hingewiesen hatte, beschäftigt sich Albrecht Sonntag auf Basis von Recherchen im Archiv von L’Équipe und in Stuttgart. Es ist ein spannender Werkstattbericht, in dem er schildert wie er zur Frage kam da in französischen Internetquellen von einem westdeutschen Einreiseverbot zu lesen war. Er rekonstruierte letztendlich, dass nicht die BRD Puskás sanktionierte, sehr wohl aber der DFB ein Spielverbot für seine Vereine und Mannschaften gegen Teams, bei denen Ferenc Puskás spielte, verhängt hatte. Erst nach seiner formellen Entschuldigung wurde es aufgehoben.

Zum Nachdenken anregend sind die Notizen von Klaus Hansen zur abnehmenden Begeisterung für den Fußball. Von der Entfremdung des Profifußballs von den Massen über den Verlust des menschlichen Maßes im Fußball durch Technisierung (VAR) bis zum Übergewicht des Calcio parlato, wie es unübertroffen im Italienischen heißt, sowie dem Überdruss, den dieser erzeugt: „Der ‚besprochene Fußball‘ stellt den ‚gespielten Fußball‘ weit in den Schatten. Der Fußball wird so lange zerredet, bis alles, was sich vermeintlich sagen lässt, auch von allen gesagt worden ist, und das mehrfach.“

Über die oftmals aus Abkürzungen zusammengesetzten niederländischen Vereinsnamen gibt es einen lehrreichen Artikel und aus einer Filmrezension (Men of Hope über das afghanische Nationalteam) lernt man, was aus dem ehemaligen Sportklub-Trainer Petar Šegrt wurde: Ein Trainer-Weltenbummler, den es bis nach Afghanistan verschlagen hat.

Claus Melchior blickt auf die Saison und Situation seines TSV 1860 München. „Die Stadionfrage, die noch im Vorjahr viele Diskussionen überlagerte, ist etwas in den Hintergrund getreten, nachdem an einen baldigen Aufstieg in die 2. Liga vorerst wohl nicht zu denken ist.“

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