Mittwoch, 1. Februar 2023

irgendwo 5




Rezension


irgendwo
Ausgabe 5
Januar 2022
184 S.










„Jedes Spiel war auf einmal Gold wert.“ resumiert Sebastian aus Saarbrücken in der fünften Ausgabe seines Groundhopping-Fanzines die Stimmung des Jahres angesichts pandemiebedingter Lockdowns und Beschränkungen. Genauso ging es auch mir. Das Hoppingjahr 2022 begann für den Heftautor wie für andere aus Westdeutschland im Mai in Luxemburg, wo Sebastian die Erstligakomplettierung ansteuerte und vier Wochenenden hintereinander Spiele besuchte. „Am nächsten Samstag sattelte ich erneut die Pferde in's Großherzogtum.“ heißt es dann. Ein großes Steckenpferd ist für ihn jedenfalls aber auch Polen. Dabei erlebt er Kuriositäten wie bei Hetman Zamość gegen Siarka Tarnobrzeg: „Siarka Tarnobrzeg stellte zusammen mit 10 Freunden von Wisłoka Dębica und 19x JKS Jarosław einen feinen 100er Haufen auf die Beine. Durch Baustellen auf dem Weg und die Abgabe der Personalien aller Mitfahrer kurz vor Zamość verspätete sich der Tross aber ein gutes Stück und verzichtete auf das Betreten des Gästeblocks gleich ganz. Man wollte nur mal eben Präsenz zeigen, posierte noch mit den Zaunfahnen für ein Gruppenbild und dampfte auch schon wieder ab. (...) Nachdem Siarka wieder verschwand, hielt auch Hetman nichts mehr im Stadion und zur 70sten Minute machten alle Wrestler die Fliege.“ Eine eigene Supportkultur.
Da ich in jenem Frühsommer 2021 auch öfters Polen besuchte, waren wir bei Zagłębie Wałbrzych gegen Górnik Wałbrzych sogar ohne uns zu kennen und zu erkennen beim selben Spiel. „Für sowas lohnt sich dann auch locker mal eine 10-stündige Rückfahrt mit Ankunft um 5 Uhr morgens.“ bilanziert Sebastian ein sichtlich gutes Hoppingwochenende. Für mich war es damals nur ein Tagesausflug und es ging danach mit dem Regionalzug 80 Min. nach Wrocław hinauf und mit dem Nachtzug acht Stunden nach Wien hinunter mit Ankunft um 7 Uhr. Im Unterschied zum Heftautor fahre ich ja gern und viel Eisenbahn (allerdings auch mit dem Vorteil, selten in Deutschland unterwegs zu sein).

Beim Spiel Videoton-Ferencváros dürfte Sebastian, den Bildern im Heft nach zu schließen, unerkannt neben mir gesessen haben, und den Schilderungen entsprechend anschließend auch im gleichen Zug gewesen sein wie ich. Am nächsten Tag war er ebenso wie ich beim Cupspiel Admira Wacker gegen Rapid und freute sich ebenso wie ich damals nicht über die Verlängerung. Das lag bei mir einerseits an der Rapid selbst, aber auch am frühen Flug nach Bulgarien, der am nächsten Morgen anstand. Sebastian hatte ebenfalls eine kurze Nacht, da er am nächsten Tag nach Deutschland flog. Damit waren wir also wohl auch gleichzeitig am Flughafen, wieder ohne uns zu kennen oder begegnen. Damit ist es mit den persönlichen Betrachtungen aber auch schon wieder genug. Den Rapid-Support lobt Sebastian in höchsten Tönen und so etwas freut natürlich. Im Juli 2021 hatte es ihn zuvor schon zum ÖFB-Cup gezogen. Dass „es in Österreich fast egal ist, welche Spiele man sich anguckt, weil man in den meisten Fällen so oder so mal nen schönes Panorama hat“, kann ich nicht bestätigen. Das deutet auf die gebirgige Gegenden hin, die hier wohl gemeint sind. Das ist zwar ein geographisch großer, aber in der Bevölkerung und Anzahl der Fußballvereine schon gar nicht mehr so großer Teil des Landes. Dass die FAK-Fanszene einen positiven Eindruck hinterlassen haben kann, lässt beim Lesen eine Augenbraue hochfahren. Bald danach rückt desaströses Verhalten das Bild aber ohnehin wieder auf das richtige Maß zurecht.

Leider nur zweimal etwas aus Italien findet sich weiters im Heft. Die Berichte aus Frankreich lese ich gerne, da das für mich ein fernes Land ist. Eine schöne Fanzinerezensionssammlung rundet ein kurzweiliges Hoppingheft ab.


A5 Format / 5 € / Kontakt irgendwo-heft @ gmx.de

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