Sonntag, 13. November 2022

Brindisi – Barletta 1:2 (1:2)

Italien, Serie D, girone H, 11a giornata, 13.11.2022
Stadio Franco Fanuzzi, ca. 3.000

Ein interessantes apulisches Derby gewann Barletta in Brindisi. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden seit 2018/19 und im Stadion waren so viele Leute wie seit Jahren nicht mehr. Sie freuten sich überwiegend, als Brindisi nach zehn Minuten in Führung ging. Doch der Ausgleichstreffer folgte schon wenige Minuten später und am Ende der ersten Hälfte fiel das zweite Tor der Gäste. In der zweiten Hälfte war das Spiel zerfahren, von teils emotional begleiteten Unterbrechungen geprägt. Große Torchancen gab es keine mehr, sodass es beim 1:2 blieb. Beide Vereine standen vor dem Spiel auf den Playoff-Plätzen in der Tabelle. Brindisi ist jetzt wieder hinausgefallen.
„Meritiamo di più“ („Wir verdienen mehr“) war am Schluss aus der Curva Sud Michele Stasi von Brindisi zu hören. Die Kurve wurde 2003 nach dem Ultra Michele Stasi benannt, der 2001 bei einem Unglück verstorben war. Die Jahre vor der Pandemie hatten hier bis zu ihrer Auflösung 2020 die 1988 gegründete Ultrasgruppe Teenager Korps geprägt. Eine Stunde vor Beginn hatte sich die Mannschaft an diesem Nachmittag vor der Kurve eine Motivationsrede anhören dürfen. Konfetti und Fahnen gab es als Intro zu Beginn zu sehen und dann einen guten Support in einer gut besuchten Kurve zu hören. Neben einem dem 15. Todestag von Gabriele Sandri gewidmeten Spruchband in der zweiten Hälfte zeigte die Curva Sud in der ersten Halbzeit auch ein an die Gruppo Erotico von Barletta gerichtetes höhnisches Spruchband „La mamma non voleva segui la diretta su telesveva“ („Die Mama wollte die Live-Übertragung im Fernsehen nicht sehen“).
Nachdem die Behörden ursprünglich nur 120 Gästefans genehmigt hatten, ging es im Lauf von Verhandlungen später um 300 Gästekarten und schließlich wurden 500 Gäste zugelassen, also die halbe Kapazität des Auswärtssektors. Das ist aber doch bedeutend weniger als der volle Umfang von 1.000 Karten, den Barletta wünschte. „O tutti o nessuno! Vaffanculo alle limitazioni“ („Entweder alle oder keiner. Scheiß auf die Beschränkungen“) sagte die Gruppo Erotico dazu und daher die Auswärtsfahrt ab. „Non faremo mai una selezione ‚tu si e tu no‘.“ („Wir werden niemals eine Auswahl ‚du ja und du nicht‘ treffen.“) hatte sie dazu schon vorige Woche in ihrem Fanzine Il pensiero della Nord grundsätzlich festgehalten. Etwas mehr als hundert Barletta-Fans waren auch ohne Ultras anwesend, beschimpften Brindisi, supporteten und hatten Böller und ein wenig roten Rauch mit.
Der Brindisi Football Club wurde 1912 gegründet, als aus einer seit 1910 lose bestehenden Fußballmannschaft der Verein Polisportiva Brindisi Sport gebildet wurde. 1931 bis 1935 gab es keinen Spielbetrieb. Von der Gründung bis 1938 spielte man in rot-weiß, dann änderte man die Farben in weiß-blau. 1938/39 bis 1942/43, bis zur kriegsbedingten Einstellung, spielte man erstmals in der Serie C und dann nach Wiederaufnahme des landesweiten Fußballbetriebs schließlich 1946/47 und 1947/48 erstmals in der Serie B. Bis 1951/52 war Brindisi noch in der Serie C, in die man nach Abstieg erst 1968/69 wieder zurückkehrte. Seit 1966/67 trägt man das Dress mit einem charakteristischen V-Muster. 1972 erfolgte eine Namensänderung in Brindisi Sport und der Aufstieg in die Serie B, in der man 1972/73 bis 1975/76 vier Saisonen blieb. Es waren die bislang letzten Zweitliga-Jahre. Danach spielte Brindisi in der Serie C, Serie C1 und Serie C2 dritt- und viertklassig bis man 1990 pleiteging. Die Neugründung Brindisi Calcio spielte fünftklassig im damaligen Campionato Interregionale bzw. Campionato Nazionale Dilettanti bis sie 1994 ihrerseits pleiteging, aber diesmal eine Spielklasse tiefer in der Eccellenza weitermachen konnte. 2000 schaffte es Brindisi Calcio daraus wieder in die Serie D hinauf und 2002 weiter in die viertklassige Serie C2, wo man 2004 aber pleiteging und danach nun aufgelöst wurde. Der Verein wurde als Football Brindisi 1912 neu gegründet und musste in der Eccellenza neu beginnen, wo man 2004/05 gleich über die Playoffs den Aufstieg in die Serie D schaffte und 2009 in die viertklassige Lega Pro Seconda Divisione aufstieg. Dort ging man 2011 wieder pleite. Die SSD Calcio Città di Brindisi wurde gegründet und begann eine Liga tiefer in der Serie D. 2015 wurde der Verein in einem Wettskandal (Dirty Soccer) aus der Meisterschaft ausgeschlossen und aufgelöst. Als Nachfolgeverein hat man die ASD Brindisi gegründet, welche die Spielberechtigung des Vereins Real Paradiso Brindisi erwarb und an dessen Stelle in der Prima Categoria startete. Man stieg 2016 in die Promozione auf, benannte sich 2017 in Brindsi FC um, stieg 2018 in die Eccellenza und 2019 in die Serie D auf.
Das Stadio Franco Fanuzzi wurde 1929 mit faschistischem Namen Campo Sportivo del Littorio eröffnet. Vom Bau in faschistischer Herrschaft ist das historische Eingangstor erhalten, an dem damals ein Liktorenbündel als faschistisches Abzeichen angebracht war. Vom einstigen Schriftzug ist noch das Campo Sportivo zu sehen. Anfangs gab es nur eine Tribüne, 1931 kam eine zweite hinzu und 1972 wurde das Stadion aufgrund des Aufstiegs in die Serie B von 4.000 auf damals 18.000 Plätze ausgebaut. Die Gästetribüne wurde 2006 eröffnet, ansonsten entspricht das heutige Stadion dem Bau der siebziger Jahre. Zugelassen sind heute 7.622 Plätze. Nachdem das Stadion nach der Befreiung vom Faschismus namenlos gelieben war, wurde es im Jahr 2000 nach dem 1974 verstorbenen langjährigen Vereinspräsidenten Franco Fanuzzi benannt, unter dem Brindisi 1972 in die Serie B aufgestiegen war.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Brindisi besichtigt.

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