Sonntag, 17. Dezember 2023

Stade Marcel-Saupin, Nantes

17.12.2023

Das Stadion im Hafenviertel der französischen Stadt Nantes wurde 1937 als nach dem Stadtteil benanntes Stade Malakoff eröffnet. Zunächst diente es als Rugby-Stadion für den Stade nantais université club (SNUC). Während der Rugby dann ins Stade Pascal-Laporte auszog, war das Stadion ab September 1945 die Heimstätte des FC Nantes bis dieser 1984 in das neue Stade de la Beaujoire umzog. 1965 wurde das Stadion nach dem 1963 verstorbenen Marcel Saupin, Gründer des FC Nantes, benannt. Dies geschah, obwohl seine Kollaboration mit den Nazis und der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg bekannt war. 1955 wurde das Stadion von 14.000 auf 20.000 Plätze ausgebaut, in den 1960er Jahren erst auf 25.000 Plätze und dann 1969 auf 33.000 Plätze. Die letzte Kapazitätserhöhung wurde in den 1970er Jahren aber wieder rückgängig gemacht und nur mehr 29.500 zugelassen.
Es war ein enges Stadion mit Tribünen ringsum, von denen bei großen Spielen einiges an Druck kam. Rapid trat hier im Europacup der Meister 1983/84 in der ersten Runde nach einem 3:0-Heimsieg im Hanappi-Stadion vor 16.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Rückspiel vor 18.789 Leuten gegen den FC Nantes an und kam mit einer 3:1-Niederlage knapp weiter. Antonín Panenka erzielte für Rapid mit einem seiner legendären Freistoßtreffer das Tor beim Stand von 2:0 nach 30 Minuten. Aus den Stadionlautsprechern ertönte mehrmals die Vereinshymne, die vom gesamten Stadion laut mitgesungen wurde und so eine dichte Atmosphäre erzeugte. Die rund 100 mitgereisten Rapidfans waren – in einer Zeit vor abgetrennten Gästesektoren – auf der Tribüne inmitten der Heimfans Attacken ausgesetzt und verteidigten sich u.a. mit abgerissenen Cola-Dosen gegen die Angreifer. „In Nantes ist viel Blut geflossen.“ ist mir als Satz aus der Erzählung eines damaligen Auswärtsfahrers vor einigen Jahren in Erinnerung geblieben. Auch die Rapidspieler hatten es nicht leicht, wie Medien damals berichteten. Ein Nantes-Fan verfehlte Rapid-Spieler Hagmayr beim Versuch, ihn mit einer Coladose zu treffen, woraufhin Hagmayr die Dose aufhob, einen Schluck nahm und sich bedankte. Bei der Abfahrt wurde der Rapid-Bus von wütenden Nantes-Anhängern attackiert.
2006 wurden bis auf die Haupttribüne die übrigen drei Tribünenseiten abgerissen und später an zwei Seiten Hochhäuser errichtet. Als Nebenspielstätte für zweite Mannschaft, Jugend und Frauen des FC Nantes ist das Stadion weiter in Verwendung.

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