Regionalliga Ost, 26. Runde, 1.5.2017
Sportclub-Platz, 7.812
Im vorerst für unbestimmte Zeit letzten kleinen Wiener Derby zeigte sich der Sportklub in der zweiten Halbzeit engagierter als der wohl baldige Meister Vienna, die aufgrund ihrer Pleite die Liga allerdings nach unten statt nach oben verlassen wird. Das entscheidende Tor eines kämpferisch geführten Matches fiel zehn Minuten vor Schluss per Elfmeter. Der Sportklub beendete damit seine Serie von sieben sieglosen Derbys seit 2008.
Das Spiel war wieder ein großes Fußballfest mit Massenbesuch, wie er sonst in der Regionalliga seinesgleichen sucht. Auf der Alszeile gab es das gewohnte Straßenfest, diesmal samt Konzert der Wienerlieder von „Zuckergoscherl“. Der von ihnen selbst vor einem Jahrzehnt einmal geprägte Begriff des „Derby of Love“ ist in beiden Fanszenen nicht beliebt, wird von den Vereinen zur erfolgreichen Bewerbung aber gern genutzt. So fand er sich (als Hashtag) auch am Matchplakat und der Platzsprecher verwendete ihn in seiner Begrüßung. Zu Spielbeginn zeigte die Friedhofstribüne die Botschaft „WSC vs. Vienna Derbystatus: Es ist kompliziert!“ Zur zweiten Halbzeit gab es ein Spruchband „Vereine sind keine Spekulationsobjekte“, das festhielt, dass der WSC auf den Sportclubplatz, die Vienna auf die Hohe Warte und die zu Gast weilenden Freundinnen und Freunde von Roter Stern Leipzig auf ihre angestammten Spielstätte gehören.
Der Vienna-Anhang war begleitet von farbenprächtigem Rauch sowie Besuch aus Grenoble von der Schnellbahnstation aus im Corteo eine Runde zum und um den Sportclub-Platz spaziert. Als Intro wurde am Tag der Arbeit auf der Blauen Tribüne ein Bild des blau-gelb gefärbten Döblinger Karl-Marx-Hofs gezeigt, sozialdemokratischer Vorzeigegemeindebau, wo man sich zu Mittag getroffen hatte, sowie eine Überrollfahne mit blau-gelbem Motiv aus sowjetischer Ikonographie. Um den Fortbestand des Vereins schaut es nach der Pleite wohl schlecht aus, dies wird zumindest humoristisch im Chant „Insolvenz Hooligans!“ verarbeitet. Letzter Schicksalsschlag war die Sperre der Haupttribüne auf der Hohen Warte wegen Einsturzgefahr des Daches. Ein Spruchband forderte den zuständigen Grundstückspächter zur Sanierung auf, ein anderers grüßte die Diables Bleus aus Grenoble.
Ob der älteste Fußballverein der Stadt und des Landes, die Vienna, wirklich „unkonkursbar“ ist und von welchen Vereinen ein zukünftiges Derby gespielt werden könnte, wird sich erst zeigen. In Dornbach verlief das Crowdfunding zur Schuldenbegleichung als Voraussetzung der Rückführung des Wiener Sportklubs in den Wiener Sport-Club erfolgreich − für 65.384€ bedankte sich ein Transparent, 60.000€ war das Ziel gewesen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen