Freitag, 17. Juli 2015
Der tödliche Pass, 77
Rezension
Der tödliche Pass
Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
Heft 77, Juli 2015
86 S.
Fußballfilmexperte Jan Tilman Schwab berichtet im Heft von der Entdeckung des ältesten erhaltenen Films über ein deutsches Fußballspiel. Thomas Staisch hatte den Film über das Semifinalspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1910 zwischen dem Karlsruher FV und dem KFC Phönix, ein Karlsruher Derby, im Zuge seiner Recherchen zur Karlsruher Fußballgeschichte in London entdeckt.
„Die Luxussuiten in mordernen Stadien erinnern daran, dass die kapitalistische Gesellschaft den Konsum der Eliten über den Genuss der Öffentlichkeit stellt.“ hält der US-amerikanische Sporthistoriker Sean Dinces in einem Text über die Verteilung von VIP-Plätzen und normalen Plätzen im Stadienbau in den USA fest. Dem Argument, dass die VIPs günstige Plätze in anderen Bereichen finanzieren würden, entgegnet Dinces die Zahlen einer von ihm erstellten Datenbank zur Anzahl von sogenannten Premiumplätzen und Nicht-Premiumplätzen in 73 gegenwärtigen und den jeweils älteren Stadien von Vereinen in der MLB (Baseball), NBA (Basketball) und NFL (Football): „In allen drei Ligen weist meiner Schätzung nach ein typisches Klubstadion im Jahr 2013 ungefähr 4900 Premiumplätze mehr auf und fast 6800 Non-Premiumplätze weniger als das alte Stadion, das zuvor an seiner Stelle stand. Das sind keine trivialen Zahlen. Übertragen bedeuten sie, dass im Schnitt die Nicht-Premiumplätze um 15% reduziert wurden.“ Die Stadionneubauten sind größer als ihre Vorgänger, bieten aber nicht mehr normale Sitzplätze: „Anstatt dass Klubs ihre gewonnenen Flächen dazu verwenden, Fans aus allen gesellschaftlichen Schichten Plätze zu bieten, errichten sie darauf High-end-team-Stores oder Cocktailbars zur Konsumfreude der Besucher.“ Die Verringerung des Angebots ging einher mit einer Preissteigerung für normale Plätze (plus 73% für einen durchschnittlichen Nicht-Premium-Platz in der NBA 1991/92 auf 2001/02, Inflation bereits abgezogen).
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