Mittwoch, 19. März 2014
Ballesterer 90
Rezension
Ballesterer
Nr. 90, April 2014
82 S.
Interessantes gibt es um ein im belgischen Eupen angesiedeltes Fußballerausbildungsprojekt des arabischen Emirats Katar. Diese stilisieren sich ja im Vorfeld ihrer WM-Gastgeberrolle 2022 als philanthropische Fußballmäzene, tatsächlich sitzen sie auf Leichenbergen ausgebeuteter ausländischer Arbeiterinnen und Arbeiter: Seit 2012 starben in dem kleinen Staat auf den Baustellen nur von den indischen Gastarbeitern 450 Menschen. Ein Artikel über eine Erkundungsreise des Internationalen Gewerkschaftsbunds mit österreichischer Beteiligung beleuchtet dies erneut. 24 Tote waren es allein im Monat Jänner 2014, laut offiziellen indischen Zahlen. Es wird eine Fußballweltmeisterschaft in mit Blut gebauten Stadien.
Über den Haftantritt eines Präsidenten schreibt Hannes Gaisberger. Es geht um den wegen Korruption zu sieben Jahren Gefängnis und Rückzahlung von 2,7 Mio. Euro verurteilten nunmehrigen Ex-Präsidenten des Sevilla FC, der den Anhang spaltete. Die Fanszene um die Biris Norte prangerte Korruption und Diebstahl öffentlicher Gelder an, für die meisten Leute war er aufgrund der Vereinserfolge ein guter Präsident.
In der Titelgeschichte von Reinhard Krennhuber geht es um die blaue Linzer Hooliganszene der 1980er Jahre. Über die erneute Anwendung des furchterregend klingenden Delikts Landfriedensbruch gegen eine große Gruppe Rapid-Fans (diesmal 46 Beschuldigte, unlängst standen 85 vor Gericht) berichtet Stefan Kraft. Nicole Selmer berichtet über den Anstieg der Verwendung von Pyrotechnik in englischen Stadien, die harten Strafen (44 Verhaftungen bei 131 Pyrotechnikvorfällen, Strafrahmen ein bis drei Monate Gefängnis) und die Vorbehalte gegen die der traditionellen britischen Fankultur fremde Mode.
Eine Folge der verdienstvollen Serie (bald in Buchform) Fußball unterm Hakenkreuz rundet das Heft ab. Matthias Marschik berichtet über das kommunistische politische Engagement im ehemaligen Wiener Sportverein Olympia 33, die am nachmaligen Slovan-Platz spielten und es in den 1950er Jahren sogar für zwei Saisonen in die erste Liga schafften (in Aufstiegsspielen gegen Harland). Insgesamt 24 Vereinsmitglieder kamen unter den Nazis in Haft oder KZ ums Leben.
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