Mittwoch, 13. November 2013
11 Freunde, 144
Rezension
11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 144, November 2013
122 S.
Ein in seinem Nachhall schwer zu unterschätzendes Spiel für die englische Fußballgeschichte fand vor 60 Jahren statt: Die englische Nationalmannschaft verlor 1953 zum ersten Mal zu Hause in Wembley ein Länderspiel gegen eine nicht-britische Mannschaft „vom Kontinent“, wie man dort sagt. Sie verlor das Match nicht nur, sondern wurden von der Jahrhundertmannschaft Ungarns mit 6:3 geradezu gedemütigt. Dem damaligen englischen Fußball wurden von der weltbesten Fußballmanschaft seine altmodischen Unzulänglichkeiten aufgezeigt. Gottfried Weise schreibt hier über dieses Match.
Die Revanche mißglückte den Engländern ebenfalls, ein halbes Jahr später siegte ungarische Aranycsapat („goldene Elf“), in Budapest 7:1. Ungarn blieb von 1950 bis zum WM-Finale 1954 ungeschlagen und legte danach bis zum Zerfall der Mannschaft nach der blutigen Niederschlagung der ungarischen Revolution von 1956 eine weitere Serie hin.
Alle anderen Sportarten außer Fußball sind eintönig, fad und völlig uninteressant. Keine Sekunde widme ich ihnen. Dennoch habe ich hier mit Interesse den Bericht über den irischen Gaelic Football gelesen. Dieser ist ein wahres Massenphänomen in Irland (Spiele vor 82.000 Leuten!), hat seine Eigenheiten und Probleme. Ich möchte in einem Fußballmagazin nicht über anderes als Fußball lesen, aber hier war einmal eine Ausnahme gerechtfertigt. Eine spannende Sache.
Ein schöner Artikel beschreibt, wie der Portsmouth FC von Fans aufgekauft wurde, nachdem er von diversen halbseidenen Eigentümern und Investoren ruiniert worden war. Eine gute Geschichte. Solche kostenintensiven Rettungen von Vereinen durch Supporter Trusts sind aber keine Neuigkeit, sondern die Schattenseite des kapitalistischen Glanzes des modernen Fußballs: Gewinne werden privatisiert und Verluste kollektiviert.
Stichwort halbseiden: Der Text über den bulgarischen Potentaten, der sich als schwergewichtiger 54-Jähriger in einer Politikpause als Fußballprofi inszeniert, läßt unschlüssig zurück. Aber es ist wohl auch einfach nicht klar, was er damit bezweckt. Es ist wohl ein Spleen.
Im biographischen Interview der Serie Der Fußball, mein Leben & ich erzählt Werner Biskup über seinen harten Trainer bei Fortuna Düsseldorf in den 60er Jahren, Kuno Klötzer: „Nach dem Training stand er bei uns unter der Dusche und mit fiel eine Narbe unter seinem Arm auf. Ich fragte: ,Was haben Sie da, Herr Klötzer?‘ Er antwortete stolz: ,Na, was wohl? Das ist die eingebrannte Blutgruppe.‘ Der war in Rußland gewesen.“ Die Anekdote soll die Härte des Trainers veranschaulichen. Eine eintätowierte Blutgruppe am Arm deutet aber nicht darauf hin, daß dieser lediglich „in Rußland“ gewesen wäre, was als Synonym für harte Zeiten als Soldat im Zweiten Weltkrieg stand. Vielmehr bedeutet es, daß er ein SS-Mann war. Die SS war für das massenhafte Ermorden von unschuldigen Männern, Frauen und Kindern hauptverantwortlich, auch nahezu alle im Krieg kämpfenden SS-Einheiten begingen Kriegsverbrechen und waren am Holocaust beteiligt.
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