Donnerstag, 21. November 2013
Ballesterer 87
Rezension
Ballesterer
Nr. 87, Dezember 2013
87 S.
Die Titelgeschichte über Fanvereine ist gut, wichtig und gelungen, indem sie Sonnenseiten und Schattenseiten beleuchtet. Ein sehr schönes Bild fand Nicole Selmer mit der „Asche des modernen Fußballs“, aus der die Idee und Umsetzung der Neugründung von Fanvereinen nach Verlust des traditionellen Fußballvereins aus kommerziellen Gründen entstand: „In England heißen diese wiedergeborenen Vereine Phoenix Clubs, nach dem mythologischen Vogel, der in der Glut der Sonne verbrennt und aus der eigenen Asche wiederaufersteht. Das Mutterland des Fußballs hat mit der Gründung der Premier League vor 21 Jahren das Feuer entfacht, in dem nach Ansicht vieler Fans die Seele des Sports verbrannt ist.“ Solche Geschichten lese ich gerne.
Nur daß der nach Milton Keynes umgesiedelte Verein − der Ursprung der Bewegung − nicht die Tradition des alten Wimbledon FC für sich reklamiert habe, ist nicht ganz korrekt: Zunächst wurden mit der Lizenz auch Titel, Trophäen und Pokale mitgenommen und letztere erst nach einigen Jahren des Streits als Kompromiß an den Stadtbezirk übergeben. Geographisch naheliegender (aus Wiener Sicht) als alle im Heft beschriebenen Beispiele einer Fan-Neugründung ist im übrigen Inter Bratislava. Die östlichen Nachbarn bleiben hierzulande leider zu oft in einem toten Winkel.
Auch die weitere Lektüre und Interviews zum Schwerpunkt konnten gefallen, vor allem der Bericht von unterklassigen Fanvereinen in Italien von Edgar Lopez.
Interessant waren weiters die Artikel zur Sklavenarbeit in Katar und den 4.000 toten Bauarbeitern für die Errichtung der WM-Stadien, über die in der Tat bemerkenswerten Fan-Onlineportale sowie Alexander Juraskes Zusammenfassung der Recherchen zur Geschichte der Vienna in der NS-Zeit.
Ein kurzer Textauszug aus Christoph Heshmatpours Buch über den Red Star FC handelt von einer Auswärtsfahrt und einem umjubelten Tor und zeigt wie lesenswert das Buch ist.
Ungut stößt es mir jedes Mal auf, wenn die unnötigen Sponsorennamen von Stadien verwendet werden, die sich ohnehin niemand merkt und die dann nächstes oder übernächstes Jahr auch wieder anders heißen − im Heft finden sich die Beispiele Schalke und Nürnberg. Das muß nicht sein. Nennt die Stadien doch bei ihren echten Namen.
Das rosa-violette Cover ist farblich leider ein wahrer Graus (nicht primär wegen violett, obwohl ...). Die Teamchef-Grafik ist unklar und umständlich-unverständlich. Der lieblos wirkende Text-Bild-Mischmasch der Groundhopping-Berichte hätte layouterischen Optimierungsbedarf.
Im übrigen hat keine Rubrik und Kolumne des Familienmagazins wohl derart viel praktischen Nutzen wie die Notfallambulanz von Herrn Dr. Pennwieser. Diesmal über das Halsweh. Danke dafür.
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