Samstag, 29. Dezember 2012

Lost Ground Pfarrwiese, Wien-Hütteldorf

Wien, 29.12.2012

Im Jahr 1912 bezog Rapid die Hütteldorfer Pfarrwiese als Spielstätte. Seit diesen hundert Jahren sind die Worte Rapid und Hütteldorf nicht auseinander zu denken.
Auf der Schmelz erblickte Rapid das Licht der Welt. Dann verbrachte man einige Jahre in Rudolfsheim an der Hütteldorfer Straße, bevor es ganz in den Westen Wiens ging. Für 65 Jahre − mehr als die Hälfte der Vereinsgeschichte − war die Pfarrwiese die unbestrittene Heimat, bis 1977 wenige hundert Meter entfernt das spätere Gerhard-Hanappi-Stadion eröffnet wurde. Aufgrund Baumängel kehrte Rapid im Frühjahr 1978 nocheinmal auf die Pfarrwiese zurück. Dann war Schluß.

Für Trainings und Jugendspiele wurde der alte Rapidplatz noch bis 1981 genutzt. Dann wurde er überraschend schnell abgerissen. Eine seit den 70er Jahren projektierte, auf Stelzen getragene Autobahn sollte über den Flötzersteig bis ins Stadtzentrum führen und eine zweite Wiener Westeinfahrt bilden. Genau über die Pfarrwiese hinweg. Eine Volksbefragung brachte im März 1980 ein unklares Ergebnis, wodurch das Straßenprojekt schließlich ad acta gelegt wurde. Doch bevor dies geschah, kamen 1981 eines Tages für viele überraschend die Bulldozer, um Platz für die dann doch nicht gebaute Straße zu schaffen.


Das Gelände der Pfarrwiese heute


Der Weg der Isbarygasse führte früher hinter der alten Nordtribüne entlang. Er wird von älteren Grätzlbewohnerinnen und Bewohnern auch umgangssprachlich „Rapid-Gasse“ genannt. Hier ist ein Stück der Fläche der einstigen Pfarrwiese zu sehen.


Die heute frei zugängliche Fläche war früher hinter der nordseitigen Stehplatztribüne und dem westseitigen Tor. Einen eigenen Trainingsplatz hatte Rapid am Gelände nie, nur eine „rote Erde“ nebenan, sodaß der Rasen aufgrund der Beanspruchung nie richtig gut aussah und die Wiese hier heute wohl grüner ist.


„Mit Tränen in den Augen stand mein Vater ,Bimbo Binder am alten Zaun und beobachtete gemeinsam mit alten, treuen Rapid-Anhängern die Planierung und Zerstörung ihres so geliebten Platzes. Als letztes Andenken an die Pfarrwiese steckten sie sich noch schnell einen Holzsplitter der Tribüne in die Tasche.“ erzählt Franz Binder jun.
In Roland Holzingers Rapid-Chronik sind einige alte Kassenschilder abgebildet, die als rare Sammlerstücke existieren. Im Rapideum gibt es eine originale Sitzbank der Pfarrwiese zu sehen, auf der man sich auch niederlassen darf. Recht viel mehr existiert von diesem Stadion nicht mehr. Am Ort selbst erinnern Graffiti an seine Geschichte.


Nach dem Abriß der Pfarrwiese war das Gelände mehrere Jahre lang schlicht eine G'stettn, da die projektierte Autobahn ja nicht gebaut wurde. 1986 wurde eine Tennisanlage errichtet, die seither erweitert und ausgebaut wurde. Hier darf man sich den Blick von einer Position einige Meter hinter dem westseitigen Tor vorstellen, links die Nordtribüne.


Eine Halle bedeckt heute einen Gutteil des einstigen Platzes der Pfarrwiese. Siehe dazu auch den Übersichtsplan weiter unten im Text.


Das Klubhaus der Tennisanlage mitsamt Restaurant wurde im Jahr 2008 neu errichtet. Es befindet sich mitten am ehemaligen Spielfeld.


Die Hütteldorfer Brauerei neben der Pfarrwiese stellte 1937 ihren Betrieb ein. Zuvor waren Gastgarten und Gaststätte Schauplatz zahlreicher Siegesfeiern gewesen. Seit 1952 befindet sich am ehemaligen Brauereigelände der Margarinenhersteller Senna, heute gibt es hier auch zwei Supermärkte. Seit dem Abriß eines historischen Gebäudes 2007 gibt es nicht mehr viel Bausubstanz der ehemaligen Brauerei.



Die Pfarrwiese in früherer Pracht


Am 28. April 1912 erfolgte die Eröffnung des Hütteldorfer Sportplatz „Rapid“, vis-a-vis dem Brauhause mit einer Doppelveranstaltung: Rapid spielte gegen den WAC, anschließend die Amateure gegen die Cricketer. Die neue Heimstätte brachte sogleich Erfolg: Nachdem Rapid im Herbst der ersten Meisterschaftssaison 1911/12 alle Auswärtsspiele ausgetragen hatte, wurden nun in der eigenen Spielstätte alle Heimspiele nachgeholt. Hütteldorf wurde sogleich zur Festung und Rapid gewann die erste Meisterschaft. Vorerst gab es nur südseitig eine kleine Tribüne und Platz für 4.000 Menschen, später für 8.000. Die Tribüne hatte schon in Rudolfsheim gestanden und wurde beim Umzug 1911/12 ab- und neu aufgebaut. Auf diesem Platz entstand um 1918/19 herum die Rapidviertelstunde.

Dionys Schönecker führte seit 1910 den Verein. Sein Bruder Eduard Schönecker war Architekt plante den Ausbau der Pfarrwiese auf 20.000 Plätze 1920/21. In dieser Form bestand das Stadion im wesentlichen bis zum Abriß 1981. Südseitig gab es eine überdachte Sitzplatztribüne. Beide Längsseiten zierte ein Giebeldach, auf dem stolz in grünen Buchstaben „Rapid“ geschrieben stand.

Gegenüber auf der Nordseite befand sich die große Stehplatztribüne, überdacht nur in einem kleinen oberen Bereich. Bald war der Stehplatz berühmt-berüchtigt. Hier standen die Leute dicht gedrängt beinander, hier entstand die Leidenschaft der Rapidfans. Hier pochte das Herz. Bis zu 25.000 Menschen drängten sich zu Spitzenspielen auf der Pfarrwiese bis an den Spielfeldrand. Wer auf der Nordtribüne auf der untersten Stufe stand, hatte den Kopf gerade überm Rasen. 1955 wurde die Böschung mit Stufen betoniert, große Umbauten blieben aus. Flutlicht gab es nie.

Die Kabinen befanden sich außerhalb. Die Spieler betraten durch einen Tunnel unter der Böschung der Ostseite das Spielfeld. Darin war es finster, man hörte nur die erwartungsvolle Menge und die trampelnden Menschen oberhalb und betrat schließlich aus dem Halbdunkel den Hexenkessel. Heimvorteil und Einschüchterung des Gegners waren mit Leben erfüllte Begriffe. Manch Gegenspieler schloß im Dunkeln Bekanntschaft mit Füßen oder Ellbogen. „Der Boden des Tunnels war nur festgetretene Erde. Nach einem Regen stand immer Wasser am Boden, im Herbst und Winter war es immer sehr feucht, glitschig oder eisglatt. An ihrer tiefsten Stelle hatte die Tunneldecke zwei große, freiliegende T-Stahlträger, beleuchtet wurde das ganze unwirkliche Szenario von einer 40-Watt-Glühbirne.“ schildert Franz Binder jun. den Zustand in den 1960er Jahren (Tunnelhöhe: 1,80m, Binder-Höhe: 1,90m).

Fahnenschwenker am Stehplatz in den 1970ern: Im Laufe der siebziger Jahre entstand nach britischen und deutschen Vorbildern ein veritabler Fanblock mit Fahnen, selbstgestrickten Schals, Hupen, Sprechchören.

Bild: Roman Zach-Kiesling

Am 22. April 1978, fast auf den Tag genau 66 Jahre nach ihrer Eröffnung, fand auf der Pfarrwiese das letzte Meisterschaftsspiel statt. Rapid gewann 6:0 gegen Admira Wacker. Fünf Tore schoß allein Hans Krankl. Es waren seine Saisontore 37 bis 41 (!), womit er den bis heute gültigen Torrekord aufstellte. „Mit einem Freistoßtor, hoch ins linke Eck, begann es. Dann ein Elfmeter, eine heikle Sache, denn Admiras Torhüter Fleischmann wußte vom Teamtraining, wie ich Elfer schieße. Aber ich habe ihn überlistet. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Fünfmal Hans Krankl beim 6:0 Sieg! Die Buben waren nach diesem Match entfesselt. Alle machten Jagd auf mich.“ erzählte Krankl 1978. In die Geschichte ging das Bild ein, wie die Menge freudig aufs Feld läuft, ein Polizist dazu lächelt und Hansee strahlt, wie nur er strahlen kann.


Das im Rapideum zu sehende hervorragende Modell läßt die Pfarrwiese dreidimensional wieder aufleben. Ein Besuch ist wärmstens zu empfehlen. Detailansichten des Modells gibt es hier zu sehen.


Lage der Pfarrwiese in Hütteldorf



Luftbild: Stadtplan Wien


Literatur

  • Franz Binder jun., Franz „Bimbo“ Binder. Ein Leben für den Fußball. St. Pölten / Salzburg 2011
  • Roland Holzinger, Rapid. Die Chronik. 1899 − 1999. Waidhofen/Thaya 1999
  • Domenico Jacono, Jugendliche Fankultur. in: Block West Echo neu, Ausgabe 4 (2009), Extrablatt 1899 − 2009. 110 Jahre SK Rapid, S. 14-18
  • Hans Krankl, Mein Weg zur Weltmeisterschaft. Tulln 1978
  • Othmar Loschy, Die Hütteldorfer Heimstätten des SK Rapid − Chronologie eines Fans. in: Peter Eppel / Bernhard Hachleitner / Werner M. Schwarz / Georg Spitaler (Hg.), Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fußballs. Wien 2008, S. 98−103
  • Edgar Schütz, Pfarrwiese, Hütteldorf. Wien-Penzing. in: Andreas Tröscher / Matthias Marschik / Ders., Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen 2007, S. 116−122

Freitag, 28. Dezember 2012

Transparent 3


Rezension


Transparent
Magazin für Fußball & Fankultur
Nr. 3/2012
66 S.







Höhepunkt des Hefts ist das Interview mit dem vor einem Monat verstorbenen Holocaustüberlebenden Miloš Dobrý, der vom Fußballspielen im KZ erzählt. Das Interview wurde geführt und eingeleitet von Patrick Stegemann. Im KZ Theresienstadt waren regelmäßige Fußballspiele Teil der NS-Propaganda von einer vorgeschützten Normalität. Für die Beteiligten brachte es etwas zu essen und damit ein Stück Leben, wie Dobrý erzählt: „Denn Essen war die Hauptsache. Es bedeutete Überleben. Wir haben nie gewußt, ob am nächsten Tag einer spielen kann oder ob er in den Transport geschickt wurde.“
Die Allgegenwart des systematischen Tötens und doch willkürlichen Todes erwähnt Dobrý, wenn er sich an den Zeitpunkt des Versuchs eines Fußballspiels in Auschwitz erinnert, wo der allgegenwärtige Hunger Bewegung eigentlich verunmöglichte: „Aber wir haben nicht länger als 30 Minuten gespielt. Wir konnten ja kaum die Beine heben. Ich weiß noch ziemlich genau, daß das gegen Ende Februar 1944 gewesen sein muß, denn im März ist der Transport, der vor uns gekommen ist, in der Nacht vergast worden.“
Sport aus eigenem Antrieb war auch ein Zeichen des Überlebenswillens, denn üblicherweise wurde neben der harten Zwangsarbeit körperliche Betätigung wie herumlaufen, herumspringen etc. als zusätzliche Folter der geschwächten Menschen eingesetzt.

„Eine verfahrene Situation“ ist das Verhältnis von Fußballfans und Polizei in Deutschland heute, schreiben Pavel Brunßen und Peter Römer. Beiderseits nimmt man sich als Feindbild und willkürlich handelnder, aggressiver homogener Block wahr. Wenn die Polizei dann am Spieltag eine „Faninformation“ veröffentlicht, sieht sie das als kommunikativen Schritt, während dies von Fans oft auch nur als Liste an Verboten wahrgenommen wird. „Gerade jugendliche Fans kommen durch polizeiliche Maßnahmen zu einem staatskritischen Bild, das sich ohne ihr Interesse am Fußball so wahrscheinlich nicht entwickeln würde.“ resumieren die Autoren die gesellschaftspolitische Auswirkung.
Im Rahmen des Schwerpunkts erzählt Thalia Hirsch vom freundlichen Verhalten der Polizei in Manchester gegenüber den Fans von Borussia Dortmund (Coverbild). Man wäre dort als „friedlicher Fußballfan wahrgenommen und aus diesem Grund respektvoll behandelt“ worden, „was wiederum den Respekt der Fans gegenüber der Polizei steigerte“. Die Dortmunder hatten ja anderswo auch schon ganz anderes erlebt.

Vom „Fußball unter Ausschluß der Öffentlichkeit“ in Italien erzählt im Heft Kai Tippmann: Von der erfolgreichen behördlichen Erstickung der Ultràbewegung zur Beendigung der Gewalt, die mit ihren − alle Fans betreffenden − Schikanen zu einer Entleerung der Stadien führte.
Die Zeitschrift mausert sich. Die Artikel sind gescheit und das thematische Spektrum erweitert sich. Gut ist auch, daß Groundhoppingberichte durchaus auch etwas länger sein dürfen, wenn sie Interessantes erzählen. Der eine oder andere Lektoratsfehler rutscht noch durch, aber diese Kinderkrankheiten werden vergehen.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Jahresstatistik 2012


161 Spiele:

36x Bundesliga (Rapid)
6x ÖFB-Cup (3x Rapid)
10x Europacup (9x Rapid)
15x Testspiel (12x Rapid)
1x Blitzturnier (Rapid)

11x Erste Liga (2. Liga)
2x Relegation Erste Liga
11x Regionalliga Ost (4x Rapid-Amateure)
1x Regionalliga Mitte

1x ÖFB-Frauenliga

3x Wien: Stadtliga
1x Wien: Oberliga B
1x Wien: 1. Klasse A
1x Wien: 3. Klasse A
1x Wien: ASKÖ-Landesmeisterschaft
1x Wien: DSG, 1. Klasse B
1x Niederösterreich: 2. Landesliga Ost
1x Niederösterreich: Gebietsliga Nordwest/Waldviertel
1x Niederösterreich: Gebietsliga West
1x Niederösterreich: Gebietsliga Süd/Südost
2x Niederösterreich: 2. Klasse Ost/Mitte
1x Niederösterreich: 2. Klasse Traisental
1x Niederösterreich: Meistercup
1x Burgenland: 1. Klasse Nord
1x Burgenland: BFV-Cup
1x Burgenland: Kroaten-Cup
1x Steiermark: Unterliga Mitte
1x Tirol: Landesliga West

1x Deutschland: Bundesliga
1x Deutschland: 2. Bundesliga
1x Deutschland: 3. Liga
1x Deutschland: B-Junioren Bundesliga − Staffel West
3x Italien: Serie A
2x Italien: Serie B
1x Polen: I liga (2. Liga)
1x Polen: II liga, grupa zachodnia
1x Polen: Klasa B, grupa Bytom
1x Portugal: Primeira Liga
1x Portugal: Liga de Honra (2. Liga)
1x Portugal: 2ª Divisão Juniores A, Série D
3x Slowakei: 1. liga
1x Slowakei: 2. liga
5x Slowakei: 3. liga Západ
1x Slowakei: Majstrovstvá regiónu Bratislava
2x Slowakei: Bratislava, 4. liga, skupina A
2x Slowenien: 1. SNL
2x Spanien: Primera División
1x Spanien: Segunda División
1x Tschechien: 1. liga
1x Tschechien: Druhá liga
1x Tschechien: MSFL
1x Tschechien: Divize B
2x Tschechien: Divize D
2x Tschechien: Pohár ČMFS, předkolo
1x Ukraine: Charkiw, Veterani
4x Ungarn: Nemzeti Bajnokság I


Sonderauswertung Rapid:
61x Rapid
4x Rapid-Amateure

Sonderauswertung Groundhopping:
81 neue Grounds (inkl. Rapid- und Testspiele)
13 besuchte Länder außerhalb Österreichs, davon 6 neue Länder
(Deutschland, Griechenland, Italien, Norwegen, Polen, Portugal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn)


Zum Vergleich: 2011: 144 Spiele

Dienstag, 25. Dezember 2012

Spezia - Padova 2:3 (1:3)

Italien, Serie B, 20a giornata, 23.12.2012
Stadio Alberto Picco, 5.696

Die erste Halbzeit war ein packendes Match. Stangenschuß für Spezia, Führungstor der Gäste, Ausgleich für Spezia, dann erneute Führung durch die Gäste. In der zweiten Hälfte kam Spezia mit den Anschlußtreffer noch einmal ran und kam auch zu Chancen. Der Ausgleich wollte aber auch gegen nur mehr zehn Mann aus Padua nicht fallen. Thomas Pichlmann, seit dem Sommer bei Spezia, wurde in der Nachspielzeit eingewechselt.
Die Curva Ferrovia begann mit ein wenig verhaltenem Support. Als das Spiel aber dramatisch wurde, kamen immer wieder laute brachiale Chants. Das gefiel. Im Gästeblock am Stahlrohrgerüst gab es nach dem ersten Tor ein wenig Rauch.
Im Jahr 1906 gründeten Schweizer Kaufleute, die gemeinsam mit Engländern die Pioniere des Fußballs in Italien waren, eine Fußballsektion des Sport Club Spezia. 1911 wurde daraus der Foot Ball Club Spezia, der im Zuge der faschistischen Italianisierungspolitik 1936 in Associazione Calcio Spezia umbenannt wurde. Von 1955 bis 1986 hieß man wieder FC Spezia, dann bis 1995 wieder AC Spezia und seither Spezia Calcio.
1943/44 gewann Spezia die mitten im Zweiten Weltkrieg abgehaltene Meisterschaft, an der die norditalienischen Vereine der faschistischen und deutsch besetzten Zone teilnahmen. Der Fußballverband FIGC anerkannte dies aber nur als außertourliche Kriegsmeisterschaft. 2002 wurde ihnen dafür ein Ehrentitel (titolo onorifico) verliehen, er zählt aber nicht als offizieller Meistertitel.
Die Nachkriegsjahrzehnte verbrachte Spezia zwischen Dritt- und Viertklassigkeit. Erst 2006 stieg man nach 55 Jahren wieder in die Serie B auf: Passend zum 100-jährigen Vereinsjubiläum. Doch 2008 folgte der Abstieg, die finanziellen Probleme führten sogar zu Konkurs und Auflösung des Vereins. Der Klub wurde als A.S.D. Spezia Calcio 2008 wiedergegründet (seit 2009 nur Spezia Calcio bzw. mit Jahreszahlzusatz 1906) und begann in der fünftklassigen Serie D. In einem Erfolgslauf erreichte man im Sommer 2012 wieder die Serie B.
Das Stadio Alberto Picco wurde 1919 eröffnet. In den 1930er Jahren wurde das markante Eingangstor und eine feste Tribüne errichtete. Die Haupttribüne besticht heute durch ihr Giebeldach. 1964 kam die große und mit ihren Stehplatzstufen nostalgisch schöne Curva Ferrovia hinzu, benannt nach der früher hinter ihr verlaufenden Bahnlinie. Seit 1974 ist sie der Standort der Ultras Spezia. Hinter dem gegenüberliegenden Tor wurde bereits in den 1980er Jahren eine erste Behelfstribüne errichtet, auch heute steht hier ein Stahlrohrgerüst. Die hafenseitige große Längsseitentribüne kam 1993 hinzu. Sehr schön anzusehen sind die Flutlichtmasten. Über die Jahrzehnte wuchs so ein charmantes kleines Stadion mit heute 10.336 Plätzen. Mit den vier ganz unterschiedlichen Tribünen ist es ein gewachsenes Stadion mit eigenem Charakter. Einen Stil-Minuspunkt gibt es allerdings für den Plastikrasenteppich am Spielfeld.
Vor dem Spiel wurde die Stadt La Spezia besichtigt.

























































Sampdoria - Lazio 0:1 (0:1)

Italien, Serie A, 18a giornata, 22.12.2012
Stadio Comunale Luigi Ferraris, 22.304

Als unglücklicher Verlierer geht Sampdoria vom Platz. Lazio ging praktisch aus dem Nichts in Führung und verteidigte den Vorsprung, während Sampdoria mehr Spielanteile hatte, aber brotlose Kunst ablieferte. Es war ein ungleiches Duell: Der Aufsteiger Sampdoria hatte vor dem Spiel den Trainer entlassen und versucht sich mit aller Kraft von den Abstiegsplätzen fernzuhalten, während die Gäste aus Rom um einen Fixplatz in der Champions League spielen und sich als abgebrühtere Mannschaft präsentierten.
Die Choreographie auf Seiten Sampdorias galt dem zehnten Todestag des an einer Krankheit verstorbenen Simona Colombino von den Fedelissimi. Dazu wurden vor dem Stadion Schalhauben verkauft, der Erlös wird karitativ gespendet. Die Sampdoria-Kurve war voll, optisch schön anzusehen und gesanglich abwechslungsreich. Laut wurde es allerdings nie, das darf man sich aber ohnehin nicht mehr erwarten. Einen Torjubel hätte ich allerdings gern gesehen. Ein wenig skurril waren zehn überaus supportmotivierte Sampdoriafans auf der Nordtribüne. Im Auswärtssektor der Tesserati von Lazio gab es zu Beginn ein paar Luftballons zu sehen und dann manchmal Sprechchöre zu hören.
Der Verein Unione Calcio Sampdoria entstand 1946 aus einer Fusion von Sampierdarenese (1891 gegründet, benannt nach dem Hafenviertel Sampierdarena) und Andrea Doria (1895 gegründet, benannt nach dem Genueser Admiral Andrea Doria aus dem 16.Jh.). Die beiden hatten sich schon 1927 einmal zusammengeschlossen und waren 1945 wieder auseinandergegangen, bis 1946 die endgültige Fusion erfolgte. Aus der Fusionsgeschichte stammt die charakteristische blau-weiß-rot-schwarz-weiß-blaue Farbkombination der Blucerchiati.
Sampdoria spielte in der Serie A, blieb jedoch bis in die 1980er Jahre eher unauffällig. Der Cupsieg 1985 war der erste Titel. Dann folgte unter dem serbischen Trainer Vujadin Boškov aus Novi Sad mit den Starstürmern Gianluca Vialli und Roberto Mancini die Blütezeit des Vereins: umjubelter Meistertitel 1991, Cupsiege 1988 und 1989, 1990 der Sieg im Europacup der Cupsieger und das Erreichen zweier weiterer Europacupfinali 1989 (Cupsiegercup, Finalniederlage gegen den FC Barcelona) und 1991 (Meistercup, Finalniederlage wiederum gegen den FC Barcelona). Ein einziger Titel folgte nach Boškovs Abgang 1992 mit dem Cupsieg 1994. In den letzten Jahren gab es ein Auf und Ab: Dem vierten Platz in der Meisterschaft 2010 folgte der Abstieg in die Serie B 2011 und der Wiederaufstieg 2012.
Der Austrianer Ernst Ocwirk spielte von 1956 bis 1961 bei Sampdoria und war von 1962 bis 1965 hier auch Trainer. Der aus grüner Sicht interessantere Bezug ist die Wirkung, welche die Ultras Tito in mancher Hinsicht für die Ultras Rapid hatten. Am Augenscheinlichsten ist wohl die Umwandlung von Sampdorias Farbkombination für hiesige Materialien mit Einschluß der Gründungsfarben.
Das nach dem gleichnamigen Stadtteil benannte Stadio Marassi wurde 1911 eröffnet. Es war bis 1946 allein die Heimstätte des Stadtrivalen Genoa CFC und wurde 1933 wurde nach dem Genoa-Spieler Luigi Ferraris benannt. 1946 kaufte die Stadt das Stadion, seither spielt hier auch Sampdoria.
Von 1987 bis 1989 wurde das Stadion für die WM 1990 komplett umgebaut. Davor bot das Stadion innen und außen einen noch ganz anderen Eindruck. Der Charakter des engen innerstädtischen Stadions wurde beibehalten, an der Vorderfront blieb die historische Fassade sichtbar und mit den vier Ecktürmen, welche Dachkonstruktion und Flutlicht tragen, wurde ein berühmter architektonischer Akzent gesetzt, der später auch Vorbild für andere Stadien wurde. Die geschlossene rote Außenwand ist ebenfalls optisch gelungen. Ein sehr schönes Stadion.
Modelle des früheren Aussehens des Stadions waren am Vortag im Museum des Stadtrivalen Genoa besichtigt worden. Dabei ist auch zu sehen, wie in der Zwischenkriegszeit die Anlage von Andrea Doria an das Stadio Marassi angrenzte.
Das Stadion bietet heute 36.599 Menschen Platz. Bei der WM 1934 fand hier ein Achtelfinalspiel statt, bei der WM 1990 drei Gruppenspiele und ebenfalls ein Achtelfinale.
In Genua wurde natürlich auch die schöne Innenstadt besichtigt.