Dienstag, 25. Dezember 2012

Sampdoria - Lazio 0:1 (0:1)

Italien, Serie A, 18a giornata, 22.12.2012
Stadio Comunale Luigi Ferraris, 22.304

Als unglücklicher Verlierer geht Sampdoria vom Platz. Lazio ging praktisch aus dem Nichts in Führung und verteidigte den Vorsprung, während Sampdoria mehr Spielanteile hatte, aber brotlose Kunst ablieferte. Es war ein ungleiches Duell: Der Aufsteiger Sampdoria hatte vor dem Spiel den Trainer entlassen und versucht sich mit aller Kraft von den Abstiegsplätzen fernzuhalten, während die Gäste aus Rom um einen Fixplatz in der Champions League spielen und sich als abgebrühtere Mannschaft präsentierten.
Die Choreographie auf Seiten Sampdorias galt dem zehnten Todestag des an einer Krankheit verstorbenen Simona Colombino von den Fedelissimi. Dazu wurden vor dem Stadion Schalhauben verkauft, der Erlös wird karitativ gespendet. Die Sampdoria-Kurve war voll, optisch schön anzusehen und gesanglich abwechslungsreich. Laut wurde es allerdings nie, das darf man sich aber ohnehin nicht mehr erwarten. Einen Torjubel hätte ich allerdings gern gesehen. Ein wenig skurril waren zehn überaus supportmotivierte Sampdoriafans auf der Nordtribüne. Im Auswärtssektor der Tesserati von Lazio gab es zu Beginn ein paar Luftballons zu sehen und dann manchmal Sprechchöre zu hören.
Der Verein Unione Calcio Sampdoria entstand 1946 aus einer Fusion von Sampierdarenese (1891 gegründet, benannt nach dem Hafenviertel Sampierdarena) und Andrea Doria (1895 gegründet, benannt nach dem Genueser Admiral Andrea Doria aus dem 16.Jh.). Die beiden hatten sich schon 1927 einmal zusammengeschlossen und waren 1945 wieder auseinandergegangen, bis 1946 die endgültige Fusion erfolgte. Aus der Fusionsgeschichte stammt die charakteristische blau-weiß-rot-schwarz-weiß-blaue Farbkombination der Blucerchiati.
Sampdoria spielte in der Serie A, blieb jedoch bis in die 1980er Jahre eher unauffällig. Der Cupsieg 1985 war der erste Titel. Dann folgte unter dem serbischen Trainer Vujadin Boškov aus Novi Sad mit den Starstürmern Gianluca Vialli und Roberto Mancini die Blütezeit des Vereins: umjubelter Meistertitel 1991, Cupsiege 1988 und 1989, 1990 der Sieg im Europacup der Cupsieger und das Erreichen zweier weiterer Europacupfinali 1989 (Cupsiegercup, Finalniederlage gegen den FC Barcelona) und 1991 (Meistercup, Finalniederlage wiederum gegen den FC Barcelona). Ein einziger Titel folgte nach Boškovs Abgang 1992 mit dem Cupsieg 1994. In den letzten Jahren gab es ein Auf und Ab: Dem vierten Platz in der Meisterschaft 2010 folgte der Abstieg in die Serie B 2011 und der Wiederaufstieg 2012.
Der Austrianer Ernst Ocwirk spielte von 1956 bis 1961 bei Sampdoria und war von 1962 bis 1965 hier auch Trainer. Der aus grüner Sicht interessantere Bezug ist die Wirkung, welche die Ultras Tito in mancher Hinsicht für die Ultras Rapid hatten. Am Augenscheinlichsten ist wohl die Umwandlung von Sampdorias Farbkombination für hiesige Materialien mit Einschluß der Gründungsfarben.
Das nach dem gleichnamigen Stadtteil benannte Stadio Marassi wurde 1911 eröffnet. Es war bis 1946 allein die Heimstätte des Stadtrivalen Genoa CFC und wurde 1933 wurde nach dem Genoa-Spieler Luigi Ferraris benannt. 1946 kaufte die Stadt das Stadion, seither spielt hier auch Sampdoria.
Von 1987 bis 1989 wurde das Stadion für die WM 1990 komplett umgebaut. Davor bot das Stadion innen und außen einen noch ganz anderen Eindruck. Der Charakter des engen innerstädtischen Stadions wurde beibehalten, an der Vorderfront blieb die historische Fassade sichtbar und mit den vier Ecktürmen, welche Dachkonstruktion und Flutlicht tragen, wurde ein berühmter architektonischer Akzent gesetzt, der später auch Vorbild für andere Stadien wurde. Die geschlossene rote Außenwand ist ebenfalls optisch gelungen. Ein sehr schönes Stadion.
Modelle des früheren Aussehens des Stadions waren am Vortag im Museum des Stadtrivalen Genoa besichtigt worden. Dabei ist auch zu sehen, wie in der Zwischenkriegszeit die Anlage von Andrea Doria an das Stadio Marassi angrenzte.
Das Stadion bietet heute 36.599 Menschen Platz. Bei der WM 1934 fand hier ein Achtelfinalspiel statt, bei der WM 1990 drei Gruppenspiele und ebenfalls ein Achtelfinale.
In Genua wurde natürlich auch die schöne Innenstadt besichtigt.

































































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