Ungarn, NB I, 24. forduló, 9.3.2019
Új Hidegkuti Nándor Stadion, 4.587
Gleich nach fünf Minuten machte der ungarische Tabellenführer Ferencváros mit der 1:0-Führung klar, dass sie hier nichts anbrennen lassen wollen. Sicher und weitgehend ungefährdet gingen sie mit 3:0 in die Pause und verwalteten den Auswärtssieg in der zweiten Hälfte.
Der mit blauen und weißen Stoffbändern in den Vereinsfarben umrahmte MTK-Fansektor überraschte zu Spielbeginn mit einem Konfetti-Regen. Für große Publikumsmengen war MTK nie bekannt, aber es wurde hier durchaus durchgehend und abwechslungsreich supportet. Gegen eine schwere zahlenmäßige und akustische Übermacht der Auswärtsfans.
Nicht nur im Auswärtsblock sondern auch im restlichen Bereich der Tribüne waren zahlreiche Ferencváros-Fans. Vom für sie perfekten Spielverlaufnatürlich auch begünstigt zeigten sie lautstarken Support in der grauen Betonhallenatmosphäre des neuen MTK-Stadions.
Der 1888 gegründete Magyar Testgyakorlók Köre („Kreis ungarischer Körperertüchtiger“) ist mit 23 Meistertiteln wie bei meinem Besuch im alten Stadion vor neun Jahren einer der erfolgreichsten ungarischen Fußballvereine, hinzugekommen ist seither aber kein Titel. 2011/12 und 2017/18 spielte MTK sogar nur zweitklassig in der NBII. 1888 wurde MTK von jüdischen und nichtjüdischen Kaufleuten und Adeligen gegründet und hatte bis zu ihrer Deportation und Ermordung durch die Nazis 1944 auch einen bedeutenden Anhang in der jüdischen Bevölkerung Budapests. Der Umstand, dass hier Juden neben Nicht-Juden Spieler und Anhänger waren, reichte, dass der Verein bis heute Ziel antisemitischer Angriffe ist.
Das Új Hidegkuti Nándor Stadion („Neues Nándor-Hidegkuti-Stadion“) wurde nach dem Abriss des alten Stadions im Winter 2014/15 bis Oktober 2016 für 23 Mio. € errichtet. Es löste das ursprünglich 1912 eröffnete und 1947 erneuerte alte Stadion ab, wobei die Ausrichtung des Spielfelds um 90° gedreht wurde. Das architektonische Konzept besteht aus zwei Betonwänden hinter den Toren und Tribünen an den Längsseiten, die 5014 Plätze bieten. Das Eröffnungsspiel fand gegen Sporting aus Lissabon statt, dem Finalgegner von MTK im Europacupfinale des Cup der Cupsieger 1963/64.
Das neue Stadion ist wie sein Vorgänger nach Nándor Hidegkuti benannt, einem der größten Fußballer der ungarischen Geschichte und Spieler der erfolgreichen ungarischen Nationalmannschaft der 1950er Jahre (Aranycsapat). Er wurde 1922 in Budapest in eine deutschsprachige Familie Kaltenbrunner geboren, die ihren Nachnamen ins Ungarische übersetzte und dann Hidegkuti hieß. Mit MTK wurde er als Spieler dreimal ungarischer Meister (1951, 1953, 1957/58), mit Győri ETO 1962/63 auch als Trainer. Dazwischen gewann er mit der Fiorentina als Trainer 1960/61 den Europacup der Cupsieger.
Heute wie damals fasziniert die Lage des MTK-Stadions unmittelbar angrenzend an die wunderschöne historische Tribüne des Stadions von BKV Előre.
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