Donnerstag, 10. September 2015

Gardener



Rezension


Gardener
When Friday Comes 3/2015
39 S.






Zum jüngsten kleinen Wiener Derby auf der Hohen Warte erschien unter neuem Namen Gardener eine neue Ausgabe des Fanzines When Friday Comes der Vienna Supporters. Der Name erschließt sich allen, die mit der Vienna-Geschichte vertraut sind. Der Verein wurde einst 1894 von englischen Gärtnern der Döblinger Rothschildgärten gegründet.

Zum Derby-Schwerpunkt gibt es einen historischen Rückblick auf die Begegnungen der Vienna mit dem Wiener Sportklub sowie einen Fanszenenbericht vom Frühjahrs-Derby am Sportclub-Platz. Man war mit Auftritt und Verlauf sehr zufrieden. Dabei spricht man hier vom „kleinen Derby“ oder schlicht vom „Derby“. Ein bekannter älterer Text zum „Dörbi of love“ der Wanderers wird hier dazu geringfügig verändert abgedruckt. Er wendet sich gegen inflationäre Verwendung dieses Begriffs, der aus einem Schmäh heraus geboren wurde: „Grundsätzlich ist etwas nicht gleich Liebe, nur weil es zufälligerweise nicht ‚Hass‘ heißt. Intelligente menschliche Wesen, die sich selbst nicht über alle Maßen ernst nehmen, die zur Ironie fähig sind und sich gelegentlich gegenseitig necken, die lieben sich nicht automatisch.“

„Derby of Love“ war der Titel eines von beiden Fanszenen zum kleinen Derby im Oktober 2007 gemeinsam herausgegebenen Hefts. Im persönlichen Archiv (alles wird aufgehoben!) wurde es nun wieder hervorgekramt und nachgelesen. Es finden sich darin keine innigen Liebesschwüre sondern neben antirassistischen Texten eine Art gemeinsame Grundsatzerklärung: „Fan-sein heißt: ‚positiver Support‘! Das bedeutet, dass den gegnerischen Spielern und Fans mit Respekt begegnet wird und im Zentrum der Chants und Anfeuerungen die eigene Mannschaft und nicht das Diffamieren des Gegners steht.“

Weiters gibt es im Gardener eines Jahresrückblick des Dachverbands Vienna Supporters zu lesen, eine Vorstellung der Futsal-Freunde aus dem Südtiroler Meran, eine kursorische Stellungnahme zu Zuständen im österreichischen Fußball „und seinen sauren Gurkaln“, einen sportlichen Saisonrückblick und einen Ausblick in die laufende Saison, Berichte von einer Sammelaktion für Flüchtlinge und der Gründung von Fußballfans gegen Homophobie Österreich oder ein Interview mit einem aktuellen Spieler.
Eine besonders feine Sache sind ein Nachruf auf die 2009 verstorbene Vienna-Legende Karl Koller sowie ein Interview mit dem nicht minder legendären Hans Buzek, der als 17-jähriger 1955 in die große Vienna-Mannschaft der 1950er Jahre kam. Er spielte schließlich bei allen vier großen Wiener Vereinen, gegen Ende seiner Karriere 1970 bis 1972 auch zwei Saisonen bei Rapid. 1955 wurde er österreichischer Meister mit der Vienna, für die er bis 1963 spielte (320 Spiele, 314 Tore). Es war allerdings nicht sein einziger Titel in dieser Saison, wie er erzählt: „Ich war damals ja noch für die Schüler und die Jugend spielberechtigt. 1955 ist es an gewissen Meisterschaftstagen schon vorgekommen, dass ich um 9 Uhr in der Früh bei den Schülern gespielt habe, anschließend in der Jugend und am Nachmittag dann in der ersten Mannschaft. In der Saison 1954/55 bin ich Meister mit den Schülern, in der Jugend und mit der Kampfmannschaft geworden.“ Drei Spiele an einem Tag: Da würde auch manch austrainiertem Profi von heute die Luft ausgehen.

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