Ungarn, Nemzeti Bajnokság I, 11. forduló, 20.10.2012
Perutz Stadion, 1.600
Während sich die Gäste aus Budapest an den Europacupplätzen orientieren, kämpft Pápa gegen den Abstieg. Die Heimischen zeigten von Beginn an, daß sie sich teuer verkaufen würden, dennoch ging Kispest-Honvéd nach einer halben Stunde, der Spielstärke entsprechend, in Führung. Doch jetzt wurde das Match erst richtig spannend, der Ausgleich fiel noch vor der Pause und in der zweiten Halbzeit war das eine offene Partie, die zwei Minuten vor Schluß per Elfmeter entschieden wurde.
Jetzt stimmte ein größerer Teil des Publikums in die Anfeuerungsrufe ein, mit denen ein ca. 40-jähriger das ganze Spiel über per Megaphon die Tribüne beschallt hatte. Textlich bestand sein Repertoire mit wenig Varianz aus den Worten Hajrá und Pápa. Unterstützt wurde er von den Trommelschlägen eines ca. 60-jährigen. Möglicherweise eine schrecklich nette Familie. Die Besitzer einer Gashupe und einer Vuvuzela brachten ihre Gerätschaften glücklicherweise nur selten zum Einsatz. Auf der Seite von Honvéd gab es keinen Support.
Der Fußballverein der westungarischen Kleinstadt Pápa tritt unter dem Namen einer Finanzfirma als Lombard Pápa Termál Futball Club an. 1928 war hier der Pápai FC gegründet worden, aus dem von 1930 bis 1950 Pápai Perutz SC wurde. Die noch heute unter anderem Namen aktive Textilfabrik der böhmischen Brüder Perutz prägte lange Zeit das Wirtschaftsleben der Stadt (aus der jüdischen Familie stammte der 1938 aus Wien vertriebene Chemie-Nobelpreisträger Max Perutz). Später hieß der Verein bis 1982 Pápai Textiles SE und zuletzt bis 1995 Pápai SE. 1995 wurde mit Unterstützung der Stadt Pápai Egyesített Labdarúgó Club (PELC) als vereinigter Fußballverein gegründet. Man spielte drittklassig. 2004 kam das Unternehmen Lombard und setzte einen neuen Klub mit der Lizenz von Siófok in die erste Liga. Der Verein PELC widmet sich nunmehr dem Jugendfußball. Als Lombard FC hatten zuvor bereits ab 1996 die Vereine in Tatabánya und ab 2002 in Szombathely gespielt. Geldgeber und Mannschaft waren immer weitergezogen. Ein Beispiel des modernen Fußballs.
Nach Abstieg 2006 und Wiederaufstieg 2009 spielt Pápa auch jetzt wieder in der NBI. Durch personelle Kontinuität zeichnet sich der Verein nicht aus, gegenwärtig ist der 13. (!) Trainer in den acht Jahren seit der Retortengründung 2004 im Amt. Dieser, Gyula Zsivóczky, agiert erst seit September 2012, kennt aber das Umfeld, nachdem er hier schon zweimal kam und wieder ging.
Das Perutz Stadion wurde 1966 als Fußballplatz eröffnet und 2002 zum Stadion ausgebaut. Es gibt eine große Haupttribüne und gegenüber ein kleines Gegenstück, letzteres mit PELC-Schriftzug. Das Stahlrohrgerüst hinter einem Tor mit 1.000 Stehplätzen für die Gästefans kam 2009 hinzu und erhöhte die Stadionkapazität auf 5.500 Plätze. Bis zur Benennung nach Perutz hieß das Stadion nach der Straße am Schloßpark, an der es liegt, Várkerti Stadion.
Pünktlich zu Matchbeginn kam die Sonne heraus, nachdem der Tag zuvor wolkenverhangen war, als ein anderer Fußballplatz und die Stadt besichtigt worden waren.
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