Freitag, 27. April 2012
Erstmals zurück
Rezension
Andreas Kump (Hg.)
Erstmals zurück
Das unglaubliche Aufstiegsrennen des FC Blau-Weiß Linz 2011
Wien 2012
128 S.
Nach langen Regionalligajahren mit Abstecher in die Landesliga zwischendurch schaffte es Blau-Weiß Linz 2011 in einem unerwarteten Furioso in den letzten Spielen des Frühjahrs, den zweiten Tabellenplatz der zu erringen und sich in den Relegationsspielen in die heißersehnte zweite Liga zu katapultieren. Es waren wenige Wochen, in denen sich für die Fans die über ein Jahrzehnt gehegten Träume erfüllten. Ein von Andreas Kump herausgebrachtes und verlegtes, sehr schönes Buch erinnert nun ein Jahr später an diese historischen Stunden. Die Gattungsbezeichung „Thriller“ am Titel ist nicht falsch gewählt.
Das Buch blickt zunächst auf die Geschichte des FC Blau-Weiß Linz zurück. Sie begann 1997, als der Linzer Stadtrivale LASK in einer ominösen „Fusion“ den 1946 gegründeten FC Linz, vormals SK VÖEST Linz, schluckte. Im kleinen, engen Donauparkstadion erstand der Verein neu. Diesem Ort, „wo wir wurden, wer wir sind“, wird mit einer herrlichen Bildstrecke gebührend Respekt gezollt. Sehr nett ist dazu die Auflistung legendärer Flutlichtausfälle ebendort (sieben Stück zwischen 1997 und 2007, mit insgesamt 147 Minuten Spielunterbrechung bzw. verspätetem Wiederbeginn). Um die Emotionalität des Aufstiegs nahezubringen wird auch immer wieder auf das Trauma des schon sicher geglaubten und im Relegationsrückspiel verlorenen Aufstiegskampfs 2003 rekurriert.
Texte und Interviews liefern Andreas Kump, Reinhard Krennhuber und Clemens Schumann, dazu gibt es schöne Fotos von Johann Schornsteiner und Bernd Speta. Die entscheidenden letzten fünf Spiele in der Regionalliga Mitte lassen sie ausführlich Revue passieren. Es beginnt mit fatalistischem Seufzer − „Das war's dann wohl.“ − nach dem 0:0 bei den LASK-Amateuren am 7. Mai 2011. Eine Stimmung, die sich spätestens mit einem 2:3-Auswärtssieg nach 2:0-Rückstand in St. Florian in Euphorie gedreht hatte: „Die ganze Mannschaft geht jubelnd vor dem Fansektor in die Knie und wird begraben von einer Masse der aufs Spielfeld stürmenden Fans, die sich nach diesem Moment der Ekstase jedoch rasch wieder auf die Tribüne zurückzieht.“
Die Bilder des mit 2.400 Menschen übervollen Donauparkstadion im Hinspiel der Relegation, mit dicht an die Outlinie gedrängten Leuten samt Menschenmassen auf der Böschung hinterm Zaun sind beeindruckend. Das entscheidende Spiel der Saison ist aber dann das Rückspiel in Wattens, das in perfekter Dramaturgie in Verlängerung und Elfmeterschießen geht. Goalie David Wimleitner hält den letzten Schuß und fixiert damit den Aufstieg von Blau-Weiß. Seine Erinnerung an die Sekunden danach im Interview im Buch: „Ich habe den Ball in der Hand gehabt, geschaut, gedacht ... Das war eine komische Geschichte mit dem Realisieren. Dann habe ich erst gecheckt: Wir haben es geschafft. Dann bin ich Richtung Fans gelaufen. In den Augenblicken denkst du gar nichts mehr. Du siehst die Leute Rotz und Wasser weinen.“
Ein außerordentlich gelungenes Buch, das die Emotionalität der Momente auch für Außenstehende erfahrbar macht und einen Einblick in jene Wochen bei Blau-Weiß Linz erlaubt.
Der Buchtitel entstammt dem verqueren Satz des Fernsehkommentators nach erfolgtem Aufstieg, der die Wiederauferstehung der Voestler in Worte zu fassen versuchte: „Der FC Blau-Weiß Linz ist erstmals in der Geschichte des Vereins zurück im Profifußball.“ Dort wartete bereits das nächste Highlight, die Wiederkehr des Linzer Derby gegen den zwischenzeitlich abgestiegenen LASK.
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