Ungarn, Nemzeti Bajnokság III, Duna csoport, 13. forduló, 12.11.2011
Buzánszky Jenő Stadion, 500
Die Gäste vom Érdi VSE begannen mit einem Paukenschlag und schossen das spielentscheidende Tor bereits nach wenigen Minuten. Der Dorogi FC war aber im weiteren Spielverlauf gleichwertig und hätte sich den Ausgleich verdient gehabt. Ein Lattentreffer in der Nachspielzeit sorgte für lautes Aufstöhnen im heimischen Publikum. Der Tabellenführer baut damit seinen Vorsprung auf den Drittplatzierten Dorog von drei auf sechs Punkte aus.
Für Support sorgten je ein Dutzend motivierte Fans hüben und drüben. Die Heim- und Auswärtsfans befanden sich auf derselben Tribüne, Sicherheitsvorkehrungen waren keine vorhanden oder notwendig. Beiderseits wurde das Spiel choreographisch eingeleitet, mit Rauch auf Seiten von Dorog und mit Überrollfahne auf Seiten von Érd. Während die mit Fahnen und Doppelhalter ausgerüsteten Auswärtsfans dem Dauergesang verpflichtet waren, wurde im Heimanhang impulsiver gesungen. Stimmungsvoll war beides. Im Hochlebenlassen von Magyarország stimmte man bei Dorog in den Gesang aus Érd ein.
Der Dorogi Futball Club wurde im Jahr 1914 gegründet (damals als Dorogi Atlétikai és Futball Club). Auf die Bergbautradition der Stadt verweisen die seit den 1920er Jahren im Wappen vertretenen Bergwerksschlaghammer, ab 1951 trug auch der Verein den Namen Bányász („Bergarbeiter“). Heute spielt man drittklassig, aber schon allein die Sportanlage verweist auf größere Vergangenheit. Zwischen 1945 und 1966 und dann noch einmal von 1973 bis 1977 spielte der Verein in der ersten Liga. Großen Titel gewann man keinen, aber 1952 stand man immerhin im Cupfinale. Herausragend waren die fünfziger Jahre. Mit dem Verteidiger Jenő Buzánszky stellte der Verein den einzigen Spieler der Aranycsapat, der „Goldene Elf“ genannten weltbesten Nationalmannschaft ihrer Zeit, der nicht bei einem Budapester Verein spielte. Dazu kam mit dem Tormann Gyula Grosics, beim Armeeklub Honvéd tätig, ein zweiter Spieler aus dem Verein. 1953 kamen 70.000 Menschen ins Budapester Népstadion, um das Spiel zwischen Ferencváros und Dorog zu sehen. Die folgenden Jahrzehnte waren nicht ganz so glanzvoll, die große Krise kam aber 1994 als die hiesige Kohlenmine privatisiert wurde und die Finanzierung des Fußballvereins einstellte. Der Verein stand vor dem Aus, überlebte aber.
Das Stadion wurde im Jahr 1921 eröffnet. In aller Herrlichkeit feierten heuer die wunderschöne Holztribüne und das Südtor, der ehemalige Haupteingang, ihren 90. Geburtstag. Im Zuge der dreimonatigen Kämpfe um die Stadt zwischen deutscher Wehrmacht und sowjetischer Armee zum Jahresende 1944 stürzte zwar das Tribünendach teilweise ein, das Stadion blieb aber im Gegensatz zur schwer zerstörten Stadt großteils unbeschädigt. Den traurigen Tiefpunkt in seiner Geschichte hatte das Stadion kurz zuvor erlebt, als aus Budapest stammende Jüdinnen und Juden hier gefangengehalten wurden, bevor sie zu ihrer Ermordung weiterverschleppt wurden.
In der Nachkriegszeit wurde das Stadion vor allem durch die Betonstufen auf der gegenüberliegenden Längsseite ausgebaut. Heute passen hier 10.000 Leute herein, 800 Sitzplätze gibt es auf der Tribüne. Die einen Fußballer zeigende Statue auf der Böschung über einer Cornerfahne wurde 1962/63 aufgestellt. Der Neubau des Kabinentrakts wurde behutsam in die Silhouette neben der alten Tribüne eingepaßt. Im Jahr 2010 wurde das Stadion aus Anlaß des 85. Geburtstags von Jenő Buzánszky in seiner Anwesenheit nach dem größten Spieler des Vereins benannt (Olympiasieger 1952 und WM-Finalist 1954). Zuvor hieß es Städtisches Stadion (Városi Stadion) oder Bergarbeiter-Stadion (Bányász stadion).
Vor dem Spiel wurde die nur ein paar Kilometer entfernte, touristisch interessante Stadt Esztergom inklusive des dortigen Stadions besichtigt. In Dorog genügte ein kleiner Rundgang in der Stadt.
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