Mittwoch, 23. November 2011

Ballesterer 67


Rezension



Ballesterer fm
Nr. 67, Dezember 2011
66 S.






Aufstieg und Fall der Stadt des SV Bad Aussee − als exemplarisches Beispiel der Hybris, zu welcher das Fußballgeschäft verleitet − bildet die Titelgeschichte. Mit sinistren Finanzen, seriös nicht leistbaren Spielern, einem Budgetloch namens Stadionneubau und dafür eingestellter Jugendarbeit wurde kurzfristig der scheinbare Himmel des Profifußballs erreicht, bevor alles krachen ging. Hier endete es im tragischen Selbstmord des Managers. Daß anderswo daraus gelernt wird, ist leider nicht zu erwarten.
Dazu schreibt Mario Sonnberger über das − nicht nur im Fußball − finanzpolitische Krisengebiet Kärnten und erinnert Reinhard Krennhuber an das tatsächlich wunderbare Buch Das Wunder von Castel di Sangro von Joe McGinniss, das den wahren Untertitel Ein italienisches Fußballmärchen trägt.

Über Red Star aus Paris, französischer Verein mit großer Vergangenheit und trauriger Gegenwart, berichtet Christoph Heshmatpour in einer netten Reportage. Ein schönes Stück Reiseliteratur von der abenteuerlichen Reise des SV Neulengbach nach Kasachstan in der Champions League der Frauen stammt von Martin Führer, garniert mit noch schöneren Bildern. Sehr amüsant ist Kurt Reichingers ebenfalls bildbewehrter Bericht vom Nachbarn des Trainingsplatzes des Wiener Sportklubs, der in seinem Schrebergarten gezählte 98 im Lauf der Jahre über den Zaun geflogene Fußbälle hortete, bis diese nach langwierigen Verhandlungen und Bemühen eines Rechtsanwalts zurückgegeben wurden. Das goldene Wiener Herz.

Die nun unter dem Titel Streunende Köter erschienene deutsche Übersetzung des Ultrà-Romans Cani sciolti von Domenico Mungo wird im Heft vorgestellt. Nach Lektüre des Buchs wird es an dieser Stelle die gewohnte Rezension zu lesen geben.

Nur beipflichten kann ich im übrigen dem Leserbriefschreiber Reinhard in seiner Kritik der auch von mir bei der vorletzten Ausgabe bekrittelten offensiven Verengung des Horizonts durch Falschschreibung fremder Sprachen mittels nonchalantem Aussparen der diakritischen Zeichen, zu dem sich der Ballesterer bekennt.

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