Sonntag, 3. November 2024
Sangiovannese – Aquila Montevarchi 0:1 (0:0)
Italien, Serie D, girone E, 10a giornata, 3.11.2024
Stadio Virgilio Fedini, 2.000
Das 105. Derby del Valdarno entschied ein Elfmeter in der Nachspielzeit in Minute 93. Verrückt, aber regelkonform war, dass es zwei Minuten darauf noch einen Elfmeter für Aquila Montevarchi gab. Diesen vergaben sie zwar, konnten sich aber dennoch über den Derbysieg ausgelassen freuen. Zuvor war das Match über 90 Minuten klassisch ausgeglichen gewesen und einem 0:0 auch entsprechend. „Sangio“ verlor das Derby, das auf einer historischen Rivalität der Nachbarstädte Montevarchi und San Giovanni Valdarno beruht. In der Gesamtstatistik gab es von 105 Spielen nun 36 Siege für Sangiovannese, 32 für Montevarchi und 37 Remis.
„E torna il vento a soffiare sul drappo“ („Und der Wind kehrt zurück und bläst auf den Stoff“) stand als erster Spruch an der Gradinata Marco Sestini, zum Spielbeginn ergänzt um „che forte al braccio mio sventola ancora“ („der immer noch stark auf meinem Arm weht“). Das lyrische Intro – ein Liedzitat der Turiner Punkband Bull Brigade – wurde optisch ergänzt von im Sektor wehenden Fahnen. Anschließend hing wie stets das große Banner „Mai nessun ci fermera („Niemand wird uns jemals aufhalten“). Die Gradinata wurde anlässlich seines zehnten Todestags 2014 nach dem 2004 im Alter von erst 25 Jahren verstorbenen Marco Sestini, genannt „Vongolo“, benannt. Die Ultrasbewegung entstand hier 1974 mit den Commandos, was beim Derby im Februar auch mit einer schönen 50-Jahres-Choreographie gefeiert worden war. Im Lauf der Jahrzehnte waren hier verschiedene Gruppen aktiv. Aktuell ist es die North Side, die hier den Ton angibt. Zu sehen waren auch die Cappottati sowie mit Fetzen, Schwenkfahne und auch akustischer Begrüßung die Sioux von Pavia. Weitere Freundschaften wären hier auch Poggibonsi und Foligno.
Beide Seiten richteten sich gegenseitig mit Spruchbändern etwas aus, was sich auf Geschehnisse abseits des Stadions bezog. „La vostra ultima azione? C'era il festivalbar in televisione!“ („Eure letzte Aktion? Es gab die Festivalbar im Fernsehen!“) hieß es von der North Side von Sangiovannese in Richtung der Gäste und von Armata 1902 gezeichnet von diesen „Sabato Sangiovannese: Panino al mercato e in cinque-sei a San Donato!!!“ („Samstag Sangiovannese: Panino auf dem Markt und in fünf-sechs in San Donato!!!!“). Die Vielfalt an Gruppen bei den Gästen nahm die North Side mit Bezug auf deren Vereinsgründungsjahr mit „1902 … gruppi!“ („1902 … Gruppen!“) aufs Korn.
Eine gute Anzahl an 450 Auswärtsfans fand sich in der Gästekurve ein. Die Curva Sud Vasco Farolfi aus Montevarchi war gemeinsam angereist und hatte zunächst vor der Tribüne gewartet, um dann erst zum Spielbeginn mehr oder weniger effektvoll einzuziehen. Dabei waren Freunde aus Empoli. Mit einem Spruchband „13-10-24 la morte non é uguale per tutti!“ („13.10.24 Der Tod ist nicht für alle gleich“) sprach man mutmaßlich den Umgang mit dem Tod dreier junger Ultras von Foggia an, der große Anteilnahme auf Fanseite, aber z.B. keine Schweigeminute von Seiten der Liga nach sich zog.
Die ASD Sangiovannese wurde 1927 als Unione Sportiva Sangiovannese gegründet. 1931 löste sich der Verein auf, wurde aber 1933 unter faschistischer Ägide unter dem Namen Fascio Giovanile Sangiovannese wiedergegründet. 1937 wurde daraus Dopolavoro Sportivo Comunale San Giovanni Valdarno, die 1939/40 bis 1942/73 und der kriegsbedingten Unterbrechung des Spielbetriebs erstmals in der Serie C spielte. Nach der Befreiung wurde der Verein wieder zur US Sangiovannese und spielte 1945/46 bis 1947/48 erneut in der Serie C. Nach fast drei Jahrzehnten im Unterhaus kehrte man in den 1970ern für eine Saison 1971/72 und dann 1974/75 bis 1976/77 in die Serie drittklassige C zurück. 1978/99 bis 1981/82 spielte Sangiovannese in der viertklassigen Serie C2 und dann nocheinmal 2000/01 bis 2003/04. Über das Play-off ging es wieder hinauf in die drittklassige Serie C1 2004/05 bis 2007/08. Danach war man noch bis 2010/11 in der nunmehr umbenannten viertklassigen Lega Pro Seconda Divisione. 2011 ging der Verein pleite und begann 2011/12 in der Eccellenza Toscana neu als SanGiovanniValdarno. Seit 2014/15 spielt man nun wieder in der Serie D und heißt seit 2015 nunmehr ASD Sangiovannese 1927. Großer Erfolg war, dass man 1999/2000 nicht nur den Girone E der damals fünftklassigen Serie D gewann, sondern auch den landesweiten Meistertitel aller Staffeln der Serie D und damit den Amateurklassenmeistertitel Scudetto Dilettanti. 2002/03 traf Sangiovannese in der Meisterschaft auf die Fiorentina, die nach Pleite unter dem Namen Florentia Viola nur mehr in der viertklassigen Serie C2 spielte. Das Heimspiel gegen den großen Nachbarn trug man 2002 aus Kapazitätsgründen nicht hier, sondern in Arezzo aus.
Das Stadio Virgilio Fedini wurde 1966 eröffnet. Es besteht aus der überdachten Haupttribüne, von zwei derzeit nicht genutzten Stahlrohrgerüsttribünen eingerahmt, sowie der unüberdachten Gradinata gegenüber und einer Kurve, die als Gästesektor dient. 3.400 Leute haben hier Platz.
Vor dem Spiel habe ich die Stadt San Giovanni Valdarno besichtigt.
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