Italien, Coppa Italia, quarti di finale, 27.12.2017
Stadio San Siro / Stadio Giuseppe Meazza, 48.721
Das favorisierte Inter traf in der 24. Minute durch Perišić ins Tor, das blaue Drittel des Stadions jubelte und die Spieler stellten sich zum Anstoß auf. Doch der Schiedsrichter pfiff nicht wieder an und auf der Anzeigetafel wechselte das 0:1 auf VAR für die Videoanalyse. Eine gefühlte Minute standen alle untätig herum, bis schließlich der Schiedsrichter das Tor wegen Abseitsstellung wieder annullierte und auf Abstoß entschied. Jetzt fluchte der Inter-Anhang und auf Milan-Seite wurde gejubelt, dass es bei 0:0 blieb. Moderner Fußball 2017. Nachdem Inter schon sehr gute Torchancen vergeben hatte, ging es mit 0:0 nach 90 Minuten in die Verlängerung. In der 105. Minute erlöste Cutrone dann das Spiel von der Torlosigkeit und traf für Milan zum Derbysieg und Aufstieg ins Cup-Semifinale.
Ein kleiner Lichtblick für das strauchelnde Milan: Man hat im Sommer eine Viertelmillarde Euro am Transfermarkt ausgegeben und steckt auch nach Trainerwechsel nach acht Niederlagen in 18 Runden im Tabellenmittelfeld fest
Etwas mehr als zehn Jahre nach meinem letzten Besuch bei einem Mailänder Derby wieder in San Siro. Damals konnte die Stadionkapazität aufgrund neuer Sicherheitsbestimmungen nicht voll ausgeschöpft werden und dieses Mal war es ein Cupspiel, das weniger Interesse hervorruft. Dazu sind es andere Zeiten, denn prickelnde Derbystimmung erlebte man hier in der regnerischen Dezembernacht nicht. Während sich die Inter-Kurve in diesen zehn Jahren äußerlich verhältnismäßig weniger verändert hat, ist die Curva Sud von Milan ein Schatten einstiger Größe. Dass man in den Ecken Fetzen der historischen, aufgelösten Fossa dei Leoni und Brigate Rossonere aufgehängt hat, um von deren klingendem Namen der Vergangenheit etwas an Ésprit in die Gegenwart zu holen, ist eher seltsam. Akustisch war zu Beginn Inter lauter, am Schluss hatte Milan zwei oder dreimal kurze Momente, wo es schön laut wurde. Es wirkte alles etwas eingefroren. Beide Kurven hatten das Spiel allerdings mit ansehnlichen Choreographien eingeleitet.
Die Associazione Calcio Milan wurde 1899 als Milan Cricket and Football Club gegründet. Mit 18 Meistertiteln (zuletzt 2011), fünf Cupsiegen (zuletzt 2003), zwei Europacuspiegen im Cup der Cupsieger (1968 und 1973) und sieben Europacupsiegen in Meistercup und Champions League (zuletzt 2007) ist Milan einer der erfolgreichsten Fußballvereine Italiens. In den letzten Jahren ist man davon weit entfernt, spielt nach einigen Jahren Pause aber immerhin wieder im Europacup mit.
Der Football Club Internazionale Milano wurde 1908 von verärgerten Milan-Mitgliedern gegründet, welche die nationalistische Haltung Milans ablehnten, dass nur Italiener und nicht z.B. auch die in Mailand zahlreichen Schweizer spielten durften. Während der AC Milan traditionell ein Arbeiterverein war, zog Inter ein bürgerliches Publikum an. Unter dem Faschismus musste sich Inter 1928 bis 1945 Ambrosiana nennen. Mit 18 Meistertiteln (zuletzt 2010), sieben Cupsiegen (zuletzt 2011), drei Europacupsiegen im UEFA-Cup (1991, 1994 und 1998) sowie drei Europacupsiegen in Meistercup bzw. Champions League (1964, 1965, 2010) bewegt man sich in der Titelsammlung in ähnlicher Sphäre wie der Stadtrivale. Inter ist der einzige Verein, der seit Gründung der Serie A 1929 nie abgestiegen ist.
Rapid spielte 1957 im Meistercup (4:1 in San Siro, 5:2 im Praterstadion und 4:2-Niederlage im Entscheidungsspiel im Züricher Hardturm) und 1973 im Europacup der Cupsieger (0:0 in San Siro, 0:2 auf der Pfarrwiese) gegen Milan. 1948 spielte Rapid ein Freundschaftsspiel gegen Inter und 1990 gab es ein Aufeinandertreffen mit Inter im UEFA-Cup (2:1 im Hanappi-Stadion und 3:1 n.V. im aufgrund Stadionsperre in Verona ausgetragenen Rückspiel).
Das Stadio San Siro im gleichnamigen Mailänder Stadtteil San Siro heißt seit 1980 offiziell Stadio Giuseppe Meazza, benannt nach dem legendären Inter-Spieler Giuseppe Meazza (Vereins-Rekordtorschütze), der 1940 bis 1942 auch für Milan gespielt hatte. Das Stadion wurde 1926 von Milan als Heimstätte mit einer Kapazität von 10.000 Plätzen eröffnet. 1935 wurde das Stadion an die Stadt verkauft, 1939 auf 55.000 und 1954/55 mit dem zweiten Rang auf 100.000 Plätze ausgebaut. Seit 1947 spielt hier auch Inter, das bis dahin in der Arena Civica im Stadtzentrum gespielt hatte. Sein heutiges Aussehen erhielt das Stadion beim Umbau für die WM 1990, als auf drei Seiten ein dritter Rang errichtet und die Überdachung mit den charakteristischen elf Türmen gebaut wurde.
Es gibt derzeit eine Kapazität von 78.328 Zuschauerinnen und Zuschauern bei gesamt 80.018 Sitzplätzen. Es ist das größte Stadion Italiens. Es fanden hier Spiele der WM 1934 und 1990 sowie der EM 1980 statt sowie zweimal das Meistercup-Finale und zweimal das Finale der Champions League.
Vor dem Spiel wurden das Archäologische Museum in der Stadt und das Museum im Stadion besucht.
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