Mittwoch, 6. Dezember 2017

Zeitspiel 9



Rezension


Zeitspiel
Magazin für Fußball-Zeitgeschichte
#09 (III/2017)
100 S.







Die vielfältige und geschichtsträchtige Fußballstadt Leipzig (Gründungsstadt des DFB 1900, VfB Leipzig erster deutscher Meister 1903) steht im Zentrum dieser Ausgabe (37 Seiten). „Keine vergleichbare Stadt in Deutschland hat ein derartiges Spektrum zu bieten. Auf der einen Seite das kantenfrei geformte Marketingprodukt RB, das für viele Leipziger Fußballfreunde wie ein Segen daherkommt. Auf der anderen Seite ein Klub wie Roter Stern, quasi ein FC St. Pauli in Reinform, bar jeglichem Kommerzgetüddel und gefüllt mit Leidenschaft, klarer politischer Botschaft und tiefer Liebe zum Fußball Zwischen diesen Extremen mäandrieren die reinkarnierten Traditionsgemeinschaften aus DDR-Zeiten, 1. FC Lokomotive und BSG Chemie, sowie mit dem FC International ein Newcomer, der praktisch jedem ein Rätsel aufgibt.“ Diese Fußballvereine sowie das Marketingprodukt werden näher beleuchtet und weitere Leipziger Vereine kurz vorgestellt. Die konfliktreiche und politisch aufgeladene Fangeschichte von Lok und Chemie wird umschifft indem das Thema weitgehend außen vor gelassen wird. Das ist schade und eine Lücke. Gerade bei Chemie gibt es dazu ja umfangreiche Publikationen. Dennoch erfährt man hier viel über die jeweilige Vereinsgeschichte. Ratlos und unschlüssig lässt allerdings die Gesprächsrunde von vier Anhängern der oben genannten Vereine und einem Dosenunternehmen-Kunden zurück.

Faszinierend ob der Arbeit, die dahintersteckt, ist ein Rückblick auf die Saison 2016/17 in der deutschen 3. Liga, den vier Regionalligen und 13 Oberligen. In einem Absatz wird der Saisonerlauf kurz umrissen, kleine Geschichten werden erzählt, die Tabelle abgedruckt und ein besonderes Augenmerk auf die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer gelegt. Die versammelten Statistiken sind spannend. Ist der Unterschied des Schnitts zwischen Bundesliga (41.515) und 2. Bundesliga (21.738) noch nachvollziehbar, ist der Abstand zur 3. Liga (5.723) dann doch groß. Zwei bemerkenswerte Erkenntnisse sind die Spreizung auf Regionalligaebene (Regionalliga West 1.816 gegenüber Regionalliga Nord 707) und die durch die Bank niedrigen durchschnittlichen Zuschauerinnen- und Zuschauerzahlen in den Oberligen (von 161 in der Oberliga Mittelrhein bis 333 in der Oberliga Nordost-Süd). Natürlich gibt es aber große Unterschiede zwischen den Vereinen. So hatte Chemie Leipzig mit einem durchschnittlichen Besuch von 1.834 in der Oberliga Nordost-Süd mehr Leute im Stadion als vier Drittligisten zwei Spielklassen höher, aber in der gleichen Liga Schott Jena in denselben 30 Saisonspielen nur einen Schnitt von 88 Zuschauerinnen und Zuschauern.

Weitere Themen sind das Stadion von Pirmasens und die Fußballgeschichte von Schweinfurt sowie der DR Kongo.

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