Italien, Eccellenza Lombardia, Girone A, 19a giornata, 22.1.2017
Arena Civica Gianni Brera, ca. 70
Ein dramatisches Finish sahen die wenigen dutzend Zuschauerinnen und Zuschauer in der weitläufigen Arena. Nach anfänglich durchwachsener Partie ging Brera souverän in Führung und nach dem dritten Tor schien das Spiel gelaufen. Nach einem Ausschluss wurde es in den letzten zehn Minuten noch einmal sehr spannend. Fenegrò drückte aufs gegnerische Tor, kam auf 3:2 heran und hatte den Ausgleich am Fuß. Es blieb aber beim schlussendlich knappen Sieg für Brera. Alle Tore erzielten auf beiden Seiten jeweils ein Spieler, Mauri Daghetti für Brera und Davide Corti für die Gäste.
Der Brera Football Club wurde 2000 gegründet. Man spielte in der damals neu wiedereröffneten Arena Civica im Mailänder Stadtteil Brera in der Serie D und hatten 2000/01 als ersten Trainer mit Ex-Tormannlegende Walter Zenga einen prominenten Namen, stieg aber ab. 2003/04 begann man ganz unten in der Terza Categoria neu. 2016 sprang man zwei Ligen nach oben und übernahm den Ligaplatz von Gessate in der fünftklassigen Excellenza.
Über 200 Jahre ist die Spielstätte alt und damit wohl das älteste Stadion, in dem regelmäßig Fußball gespielt wird. Die Arena Civica wurde 1807 nach zwei Jahren Bauzeit als Veranstaltungsstätte Anfiteatro eröffnet und sieht heute so aus wie damals. Die Architektur im Stil des Neoklassizismus orientierte sich an den antiken römischen Amphitheatern. Für den Bau wurden Steine von abgerissenen Befestigungsanlagen des Mailänder Castello Sforzesco und der Burg in Trezzo sull'Adda benutzt. Die damalige Kapazität von 30.000 Plätzen bedeutete, dass ein Viertel der seinerzeitigen Stadtbevölkerung Platz hatte. Es gab hier Theateraufführungen, Pferderennen, Zirkusshows etc. 1870 ging die Arena in städtischen Besitz über und wurde die städtische Arena, Arena Civica. 1909 endete hier der erstmals ausgetragene Giro d'Italia.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Arena zu einem Zentrum des Mailänder Fußballgeschehens. 1910 spielte hier die italienische Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel, ein 6:2 gegen Frankreich. Von 1930 bis 1958 trug hier Inter Heimspiele aus, zunächst nur die großen Spiele und dann regelmäßig. Milan spielte hier 1941 bis 1945 als während des Zweiten Weltkriegs aufgrund Strommangels die Straßenbahnen nicht fuhren und daher die zentral gelegene Arena anstelle des außerhalb liegenden San Siro genutzt wurde. Eine Gedenktafel erinnert an das hier ausgetragene Finalturnier der Kriegsmeisterschaft von 1944, ausgespielt im durch die deutsche Besetzung noch faschistischen Norden. La Spezia gewann den Titel, der nicht als italienischer Meistertitel (Scudetto) anerkannt ist.
1914 war in der Mailänder Arena die österreichische Nationalmannschaft mit den Rapidlern Brandstätter I, Kuthan, Grundwald und Krczal/Körner bei einem Länderspiel gegen Italien zu Gast (0:0 vor 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauern). Im Mitropacup spielte hier 1933 die Vienna im Viertelfinale (4:0-Niederlage vor 30.000) und die Wiener Austria im Hinspiel des Finales (2:1-Niederlage vor 22.000) gegen Inter, das sich im Faschismus Ambrosiana nennen musste.
Eine Gedenktafel an der Arena erinnert an acht Männer, die wegen unterschiedlicher antifaschistischer Widerstandshandlungen eingesperrt waren und 1943 als Racheakt für ein Attentat, mit dem sie nichts zu tun gehabt hatten, zum Tod verurteilt und hier erschossen wurden.
In den 1980er Jahren wurde die Arena renoviert und hat heute eine Kapazität von 10.000 Plätzen. Die Leichtathletikanlagen sind in gutem Zustand und werden genutzt. 2002 wurde die Arena nach dem prägenden italienischen Sportjournalisten Gianni Brera benannt, der die Art und Weise wie in Italien über Fußball geschrieben wird, bestimmt hat.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Mailand besichtigt.
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