Eröffnungsturnier, 7.7.2012
NÖ Arena, 8.000
Steffen Hofmann trug sich in die Geschichtsbücher ein, indem er das erste Tor im neuen St. Pöltner Stadion mit einem schönen Freistoß erzielte. Die Stadioneröffnung erfolgte in einem Blitzturnier mit Gastgeber SKN St. Pölten, Sparta Prag und Rapid. Die drei Spiele zu jeweils 45 Minuten blieben torarm. Aufgrund dreier Unentschieden gab es auch keinen offiziellen Turniersieger. Sparta war für Rapid ein Gegner auf Augenhöhe und das Unentschieden im besten Spiel das Abends ging in Ordnung. In der letzten Partie gegen St. Pölten hätte ein bisserl mehr gehen können.
Die in einem Jahr Bauzeit errichtete NÖ Arena, im Moment nach einer Versicherung sponsorbenannt, löst nun den alten Voith-Platz als Spielstätte des SKN St. Pölten ab. Die Straße, an der das Stadion liegt, ist bereits seit einigen Jahren nach Franz „Bimbo“ Binder benannt, dem größten Fußballer, den die Stadt St. Pölten hervorgebracht hat. Hier befindet sich auch die Landessportschule. Positiv: Das große Holzdach ist ein gelungener Blickfang. Die Sicht aufs Spielfeld vom Gästesektor aus ist sehr gut. Kleine Probleme wie ein minutenlanger Stromausfall können passieren, sind Lappalien.
Die Gründe, das neue Stadion von Beginn an unsympathisch zu finden, sind aber ebenso mannigfaltig wie schwerwiegend.
Das neugebaute Stadion hat eine Kapazität von 8.000 Plätzen und kann im Bedarfsfall auf 13.000 Plätze aufgestockt werden. Der dafür vorgesehene Zwischenraum zwischen Tribüne und Dach sorgte allerdings dafür, daß es hier zieht wie im sprichwörtlichen Vogelhäusel. Im Juli war der ständige Wind noch erträglich, im Winter wird das hier kein Spaß.
Die Karten für das Eröffnungsturnier wurden in einer dubiosen Verlosung vergeben. Wenn Rapid nicht ein in Hütteldorf vergebenes Kartenkontingent für Rapidfans organisiert hätte, hätte ich vielleicht durch die Finger geschaut. Den Gästen aus Prag wurde angeblich ein Kontingent für ihre Fans verweigert. Das ließ die mehrmalige Frage per Stadionmikro, wo die Fans von Sparta Prag seien (auf Deutsch ...) in ungutem Licht erscheinen. Wohl nicht zuletzt aufgrund der Verlosung von Gratiskarten anstatt deren Verkauf an Fußballinteressierte hatten sich beim dritten Spiel und programmgemäßen fußballerischen Höhepunkt, dem Match des Gastgebers St. Pölten gegen Rapid, die Ränge bereits deutlich gelichtet.
Obwohl das erste Rapidspiel erst für 20 Uhr angesetzt war, mußte man bereits vor 18 Uhr im Stadion sein, da sonst das Ticket verfallen wäre. Beizuwohnen war einer Show mit turnenden Kindern, elfmeterschießenden Wirtshausteams und „Komikern“ sowie dem Hokuspokusfidibus von gleich zwei Religionswastln. Dem ganzen die Krone setzte auf, daß man dadurch auch gezwungen war, sich einem Auftritt eines Musikterroristen namens DJ Ötzi auszusetzen. Wem's gefällt, der soll sich das gerne anhören − de gustibus non est disputandum. Nur wie komm' ich dazu, mir das per Anwesenheitspflicht geben zu müssen, wenn ich Rapid spielen sehen will? Offensichtlich traf das Humptata den Geschmack von sehr vielen Menschen im Stadion. Das kann aber auch daher rühren, daß auf den affichierten Ankündigungsplakaten dieser Auftritt größer gedruckt war als die Namen der Fußballvereine oder das Wort Eröffnungsturnier. Es ging bei der Stadioneröffnung also weniger um Fußball, sondern hauptsächlich um ein Gratiskonzert.
Ein anderswo leider bereits verbreiteter moderner Unfug wurde im neuen Stadion eingeführt und das gesetzliche Zahlungsmittel Euro in Form von Bargeld abgeschafft. Wenn man die Stunden, die man vor den Rapidspielen anwesend sein mußte, nicht ohne etwas zu trinken verbringen wollte, mußte vor dem Stadion eine Plastikkarte mit festgelegten Beträgen erstanden werden. Allein mit dieser konnte man Getränke oder Essen erwerben. Es war ein organisatorisches Glanzstück. Gut eine Dreiviertelstunde (!) hatte man vor dem Imbißstand anzustehen, bis man drankam. Kürzer wurde die Schlange bis zum Schluß nie. Es kam zu aufgeregten Situationen, wenn der auf der Plastikkarte verbliebene Betrag nicht für die gewollte Bestellung ausreichte (gern übersehen wurde der von der Geldsumme abgezogene Einsatz für die Karte beim Abschätzen, wieviel Geld noch übrig sein wird, bevor man sich anstellte) und diejenigen nach langem Schlangestehen nicht zu einem Getränk kamen, sondern sich ans Neuaufladen wenden mußten. Manch eine Karte scheint auch nicht funktioniert zu haben. Die Kinderkrankheiten des Systems werden vielleicht mit der Zeit überwunden, doch das Grundproblem bleibt: Nach dem Spiel muß man wieder zur Kassa, um den nicht aufgebrauchten Restbetrag rückerstattet zu bekommen, wenn man nicht unfreiwillig als Sponsor fungieren will. Das Aussackeln über nicht zurückgeholtes Körberlgeld ist der Hintergedanke des Geschäftsmodells, denn schneller, effizienter oder einfacher wird hier gar nichts.
Freunde werden wir nicht mehr.
SKN St. Pölten - AC Sparta Praha 0:0
SK Rapid - AC Sparta Praha 1:1
SKN St. Pölten - SK Rapid 0:0
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